Internationaler Markt
Gestern setzten die Rohölpreise ihren Höhenflug Richtung 120 Dollar je Barrel zunächst fort. Doch dann drehte der Wind. Immer mehr Beobachter berichteten, dass eine Einigung bei den Atomverhandlungen zwischen dem Iran und dem Westen unmittelbar bevorstehe. Prompt fiel der Ölpreis auf 110 Dollar je Barrel.
Doch der russische Angriff auf das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja, dem größten AKW Europas, sorgt seit der letzten Nacht dafür, dass die Preise wieder steigen. Einige Anlagen des AKW gerieten durch die Bombardierung in Brand. Die Nachricht löste an den asiatischen Märkten eine Verkaufswelle bei den Aktien und eine Kaufwelle bei Öl aus. An den Märkten setzt sich jetzt immer mehr die Auffassung durch, dass der Kreml-Chef von Sinnen ist und völlig unverhältnismäßige Risiken eingeht.
Die extremen Preisbewegungen locken nun auch immer mehr Spekulanten an die Ölbörsen. Die Hedgefonds und andere Finanzakteure hatten sich bis vor wenigen Wochen eher zurückgehalten. Doch nun scheint die Versuchung zu groß, auch für viele Ölproduzenten, die damit ihre zukünftigen Verkaufspreise absichern wollen.
Bankanalysten heizen das Spiel mit Prognosen von 150 oder 185 Dollar je Barrel zusätzlich an. Die meisten Wetten der Hedgefonds setzen daher auf steigende Preise. Die Ölpreise könnten sich jetzt immer wieder weit von den realen Verhältnissen im physischen Ölmarkt entfernen.
Die Rohölpreise sind zwar auf dem höchsten Stand seit acht Jahren, aber man sollte dabei nicht vergessen, dass solche Preise in den Jahren 2012-2014 als normal galten. Erst durch die Schieferölrevolution in den USA und das dadurch entstandene Überangebot an Öl sanken sie dauerhaft unter 100 Dollar je Barrel – bis zur aktuellen Ukrainekrise.
Damit bleibt Öl Spielball und Ursache der globalen Krisen zur selben Zeit. Das Risiko, dass die russischen Öllieferungen Richtung Europa komplett ausfallen, verhindert eine Preiskorrektur nach unten. Die wäre ansonsten möglich, denn abgesehen von einigen regionalen Problemen ist die Lage im globalen Ölmarkt entspannter, als es die Schlagzeilen vermuten lassen. Das liegt auch daran, dass die Raffinerien in den kommenden Wochen in die übliche Instandhaltungs- und Umrüstphase für den Sommer gehen. Die Rohölnachfrage wird daher erst einmal sinken.
Doch diese Aussicht kann die Ölbörsen im Moment offenbar nicht beruhigen. Öl bleibt teuer, auch wenn die Preise gefallen sind. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 109,47 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 111,86 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1098,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9080 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1014 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise sind auch heute stark nach oben verzerrt. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 142 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Das Preisniveau kann weder durch die höheren Rohölpreise, noch durch die hohen Gasoil-Preise (dem Vorprodukt von Heizöl) erklärt werden. Da die Zahl der Bestellungen eher unterdurchschnittlich ist, können auch Lieferengpässe die Situation nicht erklären. Ein Blick auf den benachbarten Dieselmarkt zeigt, dass die Tankstellenpreise dort seit dem Beginn des Ukrainekriegs um 20 Cent je Liter zulegten. Im Heizölmarkt sind es 50 Cent je Liter, obwohl Heizöl und Diesel aus denselben Vorprodukten hergestellt werden.
Die Verbraucher halten sich daher zurück. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht wie gestern nur der mittleren Stufe.
Der Preispessimismus ist jedoch ungebrochen. Die aktuelle Lesereinschätzung zeigt, dass 65 Prozent der Stimmen mit höheren Preisen rechnen. Auch die Preischarts zeigen klar nach oben.
Was tun? Seit einigen Tagen sind die Heizölpreise in Deutschland extrem überhöht. Es gibt keinen Mangel an Heizöl. Wer jetzt nicht bestellen muss, sollte daher abwarten, bis sich der Markt normalisiert hat.
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Quelle: esyoil