Internationaler Markt
Der Ölmarkt zeigt sich zum Wochenstart von seiner entspannten Seite. Brent-Rohöl steht am Morgen knapp unter 101 Dollar je Barrel. Amerikanisches WTI-Rohöl liegt bei 96 Dollar je Barrel.
Die Gründe sind dieselben wie letzte Woche: Die geplante Freigabe von durchschnittlich 1,3 Mio. Barrel pro Tag aus den nationalen Ölreserven der Industrieländer beruhigt offenbar viele Händler. Mindestens sechs Monate lang soll der Markt auf diese Weise entlastet werden.
Gleichzeitig geht der Lockdown in der Metropole Shanghai mit ihren 26 Mio. Einwohnern weiter. Auch in Guangzhou (15 Mio. Einwohner) in der Nähe von Hongkong spitzt sich die Lage offenbar zu. Das wird nicht nur den Ölverbrauch in China bremsen. Es kommt bereits weltweit zu Lieferunterbrechungen mit negativen Folgen für die Konjunktur und damit die Ölnachfrage.
Zusätzlicher Preisdruck ist in den nächsten Monaten aus den USA zu erwarten. In den Jahren bis 2020 hatte amerikanisches Schieferöl regelmäßig dafür gesorgt, dass die Ölpreise nicht stark steigen konnten. Sobald die Preiserwartungen positiv waren, wurde mehr investiert. Anders als z.B. bei großen Offshore-Ölprojekten, floss das gefrackte Öl schon nach wenigen Wochen aus dem Boden. Allerdings schrumpften die Fördermengen wenige Monate später genauso schnell. Das sorgte jahrelang für relativ stabile Weltölpreise.
Der Einbruch der Ölnachfrage nach dem Pandemieschock im Jahr 2020 vertrieb die Investoren und Banken aus der Schieferölbranche. Die Firmen hielten sich lange bei Neuinvestitonen zurück. Doch das scheint sich in diesem Jahr zu ändern. Kein Wunder, denn Ölpreise um die 100 Dollar je Barrel sorgen dafür, dass fast jedes Vorkommen Gewinn abwerfen kann.
Allein in der letzten Berichtswoche wurden 13 neue Ölbohranlagen in den USA in Betrieb genommen. Im Moment bohren 546 Anlagen (Rigs) nach neuem Schieferöl. Vor zwei Jahren waren es weniger als 200 Rigs. Ende des Jahres könnte die Bohraktivität wieder so stark sein wie vor der Pandemie. Die Ölfördermengen in den USA werden dann steil anstiegen.
Das könnte auch notwendig werden, denn ein Ausfall der russischen Ölexporte liegt noch immer in der Luft. Die vor dem Krieg vereinbarten Lieferungen sind jetzt abgewickelt. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, in welchem Umfang die europäische Ölbranche freiwillig auf russisches Öl verzichtet.
In Brüssel und Berlin tut sich im Moment nicht viel. Vor allem im Bundeskanzleramt in Berlin wird gebremst. Dort will man anscheinend bis auf weiteres kein Ölembargo riskieren. Ein Gasembargo schon gar nicht. Da es auch bei den Waffenlieferungen an die Ukraine kaum vorangeht, gibt Berlin nicht gerade ein tatkräftiges Bild ab. Das Schicksal der Glaswannen in der deutschen Glasindustrie scheint dabei auf einer Stufe mit dem Schicksal von 40 Mio. Ukrainerinnen und Ukrainern zu stehen.
Das interessiert den Ölhandel heute aber nur am Rande. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 96,19 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 100,77 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1016,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9192 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0877 Dollar.
Nationaler Markt
Wenig Bewegung bei den Heizölpreisen. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt seit Tagen einen landesweiten Durchschnittswert von 121-123 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Am heutigen Morgen sind es aktuell 122,71 Euro.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fiel bereits auf ein mittleres Niveau zurück. Die Kaufinteressenten greifen also nicht mehr blindlings zu.
Vielleicht, weil sie auf noch tiefere Preise setzen. Das zeigt die tägliche Lesereinschätzung. Im Moment setzen 86% der Stimmen in der aktuellen Umfrage auf fallende Preise – ein vergleichsweise hoher Wert. Das mathematische Tiefpreissystem rät dennoch weiterhin zum Kauf.
Was tun? Die Heizölpreise sind noch immer weit über einem fairen Preisniveau. Wer kann, sollte abwarten. Wer ordern muss, sollte nicht gleich die Maximalmenge bestellen.
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Quelle: esyoil