Internationaler Markt
Die Ölpreise befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen knapper Versorgungslage und drohender Weltwirtschaftskrise. Das allein wäre ein schwerwiegender Grund, die internationale Krisendiplomatie heiß laufen zu lassen. Aber da Russland seine Hegemonialansprüche an einem falschen Ort auf der Erde mit kriegerischer Gewalt durchzusetzen versucht, sehen sich die Führer der wohlhabenden Länder genötigt, vor die Hege und Pflege der gemeinsamen Wirtschaft das Einhegen des Aggressors zu stellen. Dabei nehmen sie zusätzliche ökonomische Lasten in Kauf.
Am Wochenende beschäftigten sich die sieben reichsten Länder der Erde mit dem Thema. Wäre Japan nicht dabei, gäbe es nichts zu besprechen, denn die anderen sechs Länder, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, und die USA haben sich neben anderen Maßnahmen bereits für einen Ölboykott gegen Russland ausgesprochen. Dazu kann sich Japan aufgrund seiner vierprozentigen Abhängigkeit von russischem Öl nicht so schnell durchringen. Aber grundsätzlich wird sich das Land selbstverständlich der Klassenräson fügen.
In der EU sieht man sich mit dem Thema Ölboykott schon weiter, insbesondere weil Deutschland trotz seiner ursprünglich 35-prozentigen Abhängigkeit von Russland nun für die baldige Einführung der Strafmaßnahme ist. Den Sinneswandel brachten schnelle Anfangserfolge, die die aktuelle Ölabhängigkeit auf zwölf Prozent gesenkt haben. Sanktionspolitisch ist das ein großer Schritt. Gleichwohl steht ein gemeinsam gefasster Beschluss noch in den Sternen. Ungarn, Slowakei und Bulgarien sehen sich bis dato außer Stande, ohne russisches Öl klarzukommen.
Den wirtschaftlichen Schaden durch den Verzicht auf russisches Öl versucht man unter anderem mit OPEC-Öl, insbesondere saudi-arabischer Provenienz, zu dämpfen. Die Angerufenen sind allerdings nicht willens mehr zu liefern. Man möge sich mit dem begnügen, was angeboten wird. Die OPEC war schon vor dem Überfall ihres Alliierten Russland auf die Ukraine nicht bereit, mehr für die hinreichende Ölversorgung der Welt zu investieren. Selbst die versprochenen Mengensteigerungen wurden nur unzureichend realisiert. Die Situation ist mit dem wichtigen Bündnispartner Russland im Boot nun keinesfalls entspannter geworden.
Der Aufbau von Ölkapazitäten kommt auch an anderer prominenter Stelle nicht schnell genug voran, in den Schieferölgebieten der USA. Das kann sich nicht zuletzt für Deutschland negativ auswirken. In unserem Lieferantenranking sind die USA im Februar auf Platz drei hinter Norwegen zurückgefallen.
Trotz der schlechten Versorgung erweist sich Saudi-Arabien nicht als gänzlich ignorant gegenüber den Belangen der reichen Abnehmerländer. Angesichts der ins Trudeln geratenden globalen Wirtschaft hat die größte Ölgesellschaft des Landes und der Welt, Saudi Aramco, die Listenpreise für Juni-Lieferungen kräftig gesenkt.
An den Ölbörsen wird die Lage in einer Art seitwärts driftender Teuerung widergespiegelt. Die Notierungen für Rohöl ziehen seitwärts, die für Gasöl, das ist das Vorprodukt für Heizöl und Diesel, steigen. Langfristig werden die Trajektorien der beiden Preisbewegungen die gleiche Richtung nehmen. Man weiß noch nicht welche. Heute Morgen bewegen sie sich gemeinsam etwas abwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 108,94 Dollar und das Barrel Brent zu 111,75 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.144,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9504 Euro. Damit kostet der Euro 1,0518 Dollar.
Nationaler Markt
Die Bewegung der Heizölpreise ist schwer zu deuten. Immerhin steigen sie gerade nicht, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Damit folgen sie dem Weltmarkt. Die Uneinschätzbarkeit der Situation ist mit den gänzlich unterschiedlichen Trendkanälen in den 3- und 6-Monatsansichten treffend abgebildet.
Das Bestellaufkommen für Heizöl ist trotz der hohen Preise recht lebhaft. Zuletzt war es vom Boykott-Gerede der EU getrieben. Viele Verbraucher verabschiedeten sich deshalb von der Hoffnung auf fallende Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem relativ geringen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil