Internationaler Markt
Die Rohölpreise tendierten auch gestern schwach und fielen zeitweise auf 93 Dollar je Barrel zurück. Heute Morgen klettern sie auf 94 Dollar. Der Abwärtstrend der Preise seit Juni bleibt damit intakt.
Letzte Woche hatte das OPEC-Ölkartell eine deutliche Förderkürzung angekündigt, aber der Effekt ist schnell verpufft. Nicht alle sind zufrieden mit der Entscheidung. Der Irak will seine Förderung aus finanziellen Gründen aufrechterhalten. Auch bei anderen Kartellmitgliedern rumort es, weil Riad und Moskau mit der Entscheidung zu offen den Konflikt mit dem Westen gesucht haben. In Washington wird das Bündnis mit Saudi-Arabien mittlerweile offen in Frage gestellt.
Heute will die UN-Vollversammlung über die Annexion ukrainischer Regionen durch Russland diskutieren und abstimmen. Das Abstimmungsergebnis wird auch am Persischen Golf mit Spannung erwartet, denn es könnte zeigen, welchen weltpolitischen Einfluss Moskau noch hat.
Doch den Ölmarkt bewegen aktuell andere Themen. Die Makro-Sorgen stehen wieder an erster Stelle. Die Corona-Infektionen in China steigen nach den Ferientagen wieder deutlich an. In Shanghai und Shenzhen muss die Bevölkerung regelmäßig zum Zwangstest antreten. Immer mehr Metropolen verkünden Lockdowns. Fast 200 Millionen Menschen sind von den aktuellen Maßnahmen betroffen.
Gleichzeitig kürzt der Internationale Währungsfonds seine Wachstumprognosen für die Weltwirtschaft. Dieses Mal fallen die Zentralbanken als Retter aus. Die Inflation verlangt trotz der Wirtschaftsflaute höhere Zinsen und eine Politik des knappen Geldes. Das wird die Konjunktur zusätzlich abkühlen. Eine Rezession wird damit immer wahrscheinlicher und damit ein Rückgang der Ölnachfrage.
Viele Ölmarktexperten sehen dennoch erhebliche Preisrisiken am Horizont. Der Start der EU-Sanktionen im Dezember, der OPEC-Kürzungsbeschluss, das Ende der Freigabe nationaler Ölreserven in den USA und die weltweit eher knappen Lagerbestände erzeugen eine Mischung, die nur eines bedeuten kann: steil steigende Ölpreise. Die meisten Prognosen erwarten noch immer weit über 100 Dollar je Barrel am Ende des Jahres.
Im Moment hangeln sich die Trader jedoch von Tag zu Tag. Am Nachmittag werden die aktuellen Inflationsdaten aus den USA veröffentlicht. Wenn sie höher als erwartet ausfallen sollten, könnten der Dollar und die Zinserwartungen noch schneller steigen. Das würde den Ölpreis stark abbremsen.
Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 94,41 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 89,20 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 1210,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 1,0287 Euro wert. Damit steht der Euro bei 0,9718 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich am Morgen nur wenig. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas über 163 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der Aufwärtstrend seit April setzt sich damit fort.
Die Zahl der Bestellungen ist in dieser Woche stark gefallen. Das könnte auch am geringen Verbrauch liegen, der wohl den ganzen Oktober über dank milder Temperaturen weit unter dem Durchschnitt bleiben wird. Gleichzeitig ist eine Bestellung im Moment nicht problemlos möglich. Die Branche der Heizölhändler liefert am Limit, da auch im gewerblichen Bereich mehr Heizöl als früher nachgefragt wird. Dort sucht man nach Alternativen zum knappen und teuren Erdgas.
Hinzu kommt der Raffineriestreik in Frankreich, der die Versorgung mit Heizöl in ganz Westeuropa erschwert. Die Gewerkschaften fordern einen vollen Inflationsausgleich, doch das Management von TotalEnergies und Exxonmobil will mit den Rekordprofiten in diesem Jahr lieber die Aktionäre (und damit auch sich selbst) beglücken. Jede vierte Tankstellen hat bereits Lieferprobleme. Auch die Schweiz und Österreich klagen über Versorgungsprobleme.
Das Schwarm-O-Meter der Heizölbestellungen, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der mittleren Stufe. Der Preispessimismus ist ebenfalls auf einem mittleren Niveau: Etwa zwei Drittel der Voten in der täglichen Lesereinschätzung setzen auf fallende Heizölpreise.
Die Lieferprobleme und die hohen Preise im deutschen Heizölmarkt zeigen, dass die Krise noch lange nicht ausgestanden ist. Vorsorge sollte daher in den nächsten Monaten an erster Stelle stehen.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.
Quelle: esyoil