Internationaler Markt
Die EU-Sanktionen gegen russisches Öl werfen allmählich ihre Schatten voraus. Brent-Rohöl kletterte gestern rasch über 95 Dollar je Barrel und damit auf den höchsten Stand seit über zwei Wochen. Der schwache Dollar half dabei kräftig mit, denn er macht Öl für alle anderen Währungsräume billiger.
Die weltpolitischen Sorgen nach der lückenlosen Machtübernahme Xi Jinpings in der KP China treten dadurch etwas in den Hintergrund. Noch ist unklar, wie sehr sein rigider Kurs die Wirtschaft und damit die Ölnachfrage bremsen wird. Die bisherige Coronapolitik wird anscheinend fortgeführt. Bei täglich über 1000 gemeldeten Neuinfektionen wird das eine stetige Welle von Lockdowns und Reisebeschränkungen in den chinesischen Metropolen auslösen. Die Lage dürfte im Winter eher schlechter als besser werden.
Preisstützend wirken dagegen die geplanten EU-Sanktionen gegen russisches Öl, die Anfang Dezember in Kraft treten sollen. Hinzu kommt ein Preisdeckel für russische Ölexporte. Wie erwartet hat diese Idee der USA nicht viele Anhänger gefunden, so dass der Deckel wohl nur in abgeschwächter Form kommen wird. Er soll nur für Industrieländer gelten und anscheinend auf einem relativ hohen Niveau von 63-64 Dollar je Barrel angesiedelt werden. Da russisches Öl schon seit dem Frühjahr mit Abschlägen von 20-30 Dollar gehandelt wird, hat der Preisdeckel also eher politischen Charakter. Dennoch testen die USA und Europa hier ein Instrument, das in Zukunft immer wieder zum Einsatz kommen kann, auch in verschärfter Form und eventuell gegen andere Staaten.
Der gestrige Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) lieferte keine klaren Vorgaben. Die Rohölbestände stiegen etwas an, wenn auch schwächer als vermutet. Mehr Sorgen bereitet der sehr niedrige Bestand an Mitteldestillaten, also vor allem Heizöl und Diesel. In einigen Regionen im Nordosten der USA ist Heizöl nur noch schwer zu bekommen.
Hier die aktuellen Zahlen aus den Wochenberichten des DOE und des Branchenverbandes API sowie die Veränderungen gegenüber der Vorwoche:
Rohöl: +2,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +4,5 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,6 Mio. Barrel (API)
Benzin: -1,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,3 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,0 Mio. Barrel pro Tag (0,7 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,4 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. unter Vorjahreswert)
Eher Symbolkraft hat eine der ersten Entscheidungen des neuen britischen Premier Sunak: Fracking wird wieder verboten. Ein seltener Lichtblick der Vernunft im Mutterland des Pragmatismus. Hierzulande vermuten noch immer einige Landespolitiker märchenhafte Öl- und Gasschätze direkt vor der Haustür, die man nur heben müsste.
Am frühen Morgen startet der Ölpreis mit nur geringen Veränderungen. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 95,46 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 87,67 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 1112,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9938 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0059 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bleiben heute Morgen noch auf dem Stand von gestern. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 153 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Der schwache Dollar und die stark sinkenden Gaspreise in Deutschland machen sich positiv bemerkbar. Vermutlich verliert Heizöl im Moment für gewerbliche Nutzer an Attraktivität. Die steigenden internationalen Rohölpreise schlagen deshalb noch nicht auf die Heizölpreise durch.
Die Bestellaktivität bleibt im Moment auf einem mittleren Niveau. Das gilt auch für das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst. Auch hier wird die mittlere Stufe angezeigt. Offenbar warten potenzielle Kunden auf noch günstigere Einstiegspunkte, denn die Zahl der Preisoptimisten ist ungewöhnlich hoch. Knapp 80% der Voten in der täglichen Lesereinschätzung erwarten weiter fallende Heizölpreise.
Was tun? Die Lage im deutschen Gasmarkt hat sich etwas entspannt. Die Versorgung für den Winter ist gesichert. Das wird auch den Heizölmarkt etwas entspannen. Ein Ende der Hochpreisära ist trotzdem nicht in Sicht. Der Konflikt mit Russland könnte sich im Dezember verschärfen. Vorsorge bleibt daher wichtiger als taktisches Abwarten.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und bremst die Klimakrise.
Quelle: esyoil