Internationaler Markt
Die Rohölpreise gaben auch gestern deutlich nach. Brent-Rohöl kostete am Abend knapp über 92 Dollar je Barrel. Die 100-Dollar-Marke, die am Montag fast erreicht war, ist damit wieder außer Sichtweite.
Die Ölpreise stehen weitaus niedriger als die Prognosen im Sommer und im Frühherbst erwartet haben. Die niedrigen Lagerbestände weltweit, die EU-Sanktionen gegen russisches Rohöl ab Dezember und die möglichen Gegenmaßnahmen Moskaus deuteten auf ein Preisniveau weit jenseits der 100-Dollar-Marke.
Doch die Diskussion um einen Preisdeckel und zeitliche Verschiebungen haben die ölpolitische Lage etwas entspannt. Jetzt heißt es, dass Tanker, die sich bis zum 5. Dezember – also dem Stichtag der EU-Sanktionen – auf die Reise machen, noch verschont bleiben. Faktisch treten die Sanktionen zum großen Teil also erst im Januar in Kraft. Die Importverbote für russische Ölprodukte wie Diesel oder Benzin starten ohnehin erst im Februar.
Im Moment sorgt auch die aktuelle Corona-Lage in China für Entspannung. Noch letzte Woche schien Peking einen neuen Kurs einschlagen zu wollen. Doch jetzt gehen die Lockdowns unter dem Vorzeichen einer unveränderten Zero-Covid-Strategie wieder los.
Die landesweiten täglichen Neuinfektionen liegen mit über 6000 Fällen auf dem höchsten Stand seit April. Vor allem die Industriemetropole Guangzhou mit ihren 19 Millionen Einwohnern ist aktuell betroffen. Drei Stadtteile wurden bereits abgeriegelt. Die Schulen sind geschlossen. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst. Für den Ölmarkt bedeutet das erst einmal eine geringere Nachfrage. Es gibt weniger Verkehr und viele Betriebe arbeiten nicht mehr.
Der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) zeigte gestern hingegen nur geringe Veränderungen zur Vorwoche. Die Rohölbestände des größten Ölverbrauchers der Welt stiegen zwar um 3,9 Mio. Barrel, aber das entsprach in etwa den Mengen, die aus der nationalen Ölreserve freigegeben wurden. Auch bei den Produkten tat sich nicht viel. Eher überraschend ist nur die hohe Ölnachfrage, die im Moment deutlich über dem Vorjahr steht. Bislang ist von einer Konjunkturabkühlung nicht viel zu merken.
Hier die aktuellen Zahlen aus den Wochenberichten des DOE und des Branchenverbandes API sowie die Veränderungen gegenüber der Vorwoche:
Rohöl: +3,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +5,6 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -0,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,8 Mio. Barrel (API)
Benzin: -0,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,6 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,1 Mio. Barrel pro Tag (0,6 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,8 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. über Vorjahreswert)
Heute wartet der Ölmarkt insbesondere auf die neuen Inflationszahlen aus den USA. Sie könnten einen Hinweis darauf geben, wie schnell und wie stark die Zinsen in den USA steigen werden. Das wird auch den Wechselkurs des Dollars beeinflussen und damit den Ölpreis für alle Währungsräume außerhalb der USA.
Zum Handelsstart gibt es keine großen Preisausschläge. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 92,27 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 85,35 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 1020,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9991 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0005 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl wird heute erneut billiger. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 136 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Damit sind die Preise seit Anfang Oktober um 20 Prozent gefallen.
Neben den internationalen Vorgaben drücken vor allem die schwachen Rotterdamer Gasoilpreise auf das Preisniveau im Heizölmarkt. Viele Marktteilnehmer hatten auf eine massive Verknappung des Vorprodukts für Heizöl und Diesel spekuliert. Doch im Moment ist die Versorgungslage besser als erwartet. Vor dem Start der EU-Sanktionen für russische Ölprodukte im Februar nutzen viele Importeure die Gelegenheit, ihre Vorräte aufzustocken.
Auch hält sich das Kaufinteresse der Heizölkunden in Grenzen. Die Zahl der Bestellungen liegt aktuell nur auf einem mittleren Niveau. Das gilt in gleicher Weise für das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst. Auch hier gibt es nur durchschnittliche Werte.
Das mathematische Tiefpreis-System rät angesichts der fallenden Preise zum Kauf. Viele Beobachter hoffen jedoch auf noch bessere Einstiegspreise. Ein sehr hoher Anteil von 86% der Stimmen setzt in der täglichen Lesereinschätzung auf weiter nachgebende Heizölpreise.
Was tun? Die Heizölpreise sind von ihrem Hoch deutlich zurückgekommen. Wer noch nicht für den Winter vorgesorgt hat, sollte die Kaufentscheidung nicht zu lange aufschieben.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr aktuelles Heizverhalten. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und bremst die Klimakrise.
Quelle: esyoil