Internationaler Markt
Die Ölpreise reagierten gestern mit einem Aufwärtssprung auf den Raketeneinschlag in Polen an der Grenze zur Ukraine. Nach einem zunächst ruhigen Börsentag mit wenig Kursbewegung für Brent und WTI war das ein Paukenschlag, der sich im Verlauf des späteren Abends wieder leicht abschwächte.
Erste Hinweise, dass es sich vermutlich um ein Luftabwehrgeschoss aus der Ukraine und nicht um einen direkten Beschuss aus Russland handelt, beruhigten die Lage zunächst wieder etwas. Jetzt bleiben die laufende Aufklärung und die Reaktionen der Nato abzuwarten. Die Nato-Mitgliedsstaaten treffen sich heute Vormittag und haben für 12.30 Uhr eine Pressekonferenz angekündigt.
Auch wenn die beiden Raketen, die auf polnischen Boden einschlugen, nicht von russischer Seite abgefeuert wurden, so sind doch die massiven Luftangriffe, die Russland gestern in der Ukraine ausführte, für die Situation verantwortlich. Neue Sanktionen des Westens und der Nato-Partner sind daher durchaus möglich. Sollten sie den Ölsektor direkt oder im weiteren Sinne betreffen, wird die Ölbörse darauf reagieren. Aber auch stärkere geopolitische Risiken könnten Auftrieb auslösen.
Durch den Beschuss auf die ukrainische Strominfrastruktur kam es auch zu einem Lieferausfall am südlich Arm der durch die Ukraine verlaufenden Druzhba-Pipeline. Es handelt sich um einen Pipelineabschnitt, der nach Ungarn verläuft. Von dort berichtet das ungarische Unternehmen MOL von einem Lieferausfall, den man vorübergehend über Reserven kompensieren könne. Ob sich die Unterbrechung negativ auf den europäischen Energiemarkt auswirkt, hängt von der Dauer der Störungen ab. Man geht davon aus, dass es im Interesse aller Beteiligten liegt, die Pipeline zügig wieder in Betrieb zu nehmen.
Neben den aktuell bullischen Tendenzen bleibt mit der Sorge über stark steigende Infektionszahlen in China ein bärischer Faktor, der die Ölnotierungen weiter belastet. Der Optimismus aus der vergangenen Woche, als China die Isolationszeiten verkürzte, ist dahin. Aus heutiger Sicht ist das lediglich eine kleine Kurskorrektur. Die neue Infektionswelle, die indes auf die Wirtschaftsmetropolen des Landes zurollt, dürfte ein Ende der Null-Covid-Strategie und damit einen wirtschaftlichen Aufschwung mit steigender Ölnachfrage deutlich nach hinten schieben.
Gemischte Impulse, die sich unter dem Strich ausgleichen, senden die vorläufigen US-Ölbestandsdaten. Der Branchenverband API meldete in der Nacht stark gestiegene Rohölbestände. Dieser bullischen Nachricht stehen jedoch gesunkene Vorräte an Benzin und Destillaten (Heizöl und Diesel) entgegen. Die Trader warten für die weitere Markteinschätzung auf die offiziellen US-Ölbestandsdaten des Department of Energy (DOE) am Nachmittag, die erfahrungsgemäß mehr Gewicht hat.
Die Notierungen an den Ölbörsen zeigen sich heute Morgen nach einem ersten Anstieg schwankend. Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 86,46 Dollar. Die Nordseesorte Brent kostet 93,50 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 993,00 Dollar gehandelt. Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9624 Euro. Damit ist der Euro 1,0388 Dollar wert.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise haben ihre lang anhaltende Talfahrt heute Morgen gestoppt und drehen aufwärts. Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz in der 3-Monatsansicht zeigt das bereits deutlich. Ausgelöst durch den Raketeneinschlag im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet sind die Preise am internationalen Ölmarkt gestern Abend aufwärts gesprungen. Auch wenn Teile des Anstiegs in der Nacht ausgeglichen wurden, spürt der Binnenmarkt die preislichen Auswirkungen.
In welche Richtung sich die Heizölpreise am heutigen Tag entwickeln, hängt von der Aufklärung der Ereignisse und den Reaktionen darauf ab. Es bleibt abzuwarten, wie stark die internationalen Ölbörsen reagieren. Etwaige Impulse dürften auch den Binnenmarkt erreichen.
Auf dem Binnenmarkt selbst dominieren seit Wochen die preisdämpfenden Einflüsse. Der jüngste Abgang war ausgelöst von einer geringeren Nachfrage der privaten Haushalte, aber auch von Unternehmen, die sich wieder mit Gas statt Heizöl versorgten. Die Gaspreise waren zuletzt deutlich gesunken – einerseits weil die deutschen Speicher inzwischen zu 100 Prozent gefüllt werden konnten, andererseits wegen des bis in den November hinein milden Wetters.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwartet noch immer eine deutliche Mehrheit Prozent in naher Zukunft sinkende Preise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt weiterhin ein Kaufsignal.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Wer seinen Tank noch vor dem Winter füllen muss, sollte bestellen. Sie finden wegen der zuletzt anhaltend gefallenen Preise heute Morgen noch immer einen guten Preismoment vor. Wie das aktuelle Ereignis zeigt, bleiben die Preisrisiken hoch.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil