Internationaler Markt
Gestern sackten die Rohölpreise erneut durch. Mit knapp 90 Dollar je Barrel fielen sie auf das Niveau vom Januar. Ein kurzer Erholungsversuch am Abend scheiterte. Auch heute Morgen kostet Brent-Rohöl lediglich 89,81 Dollar je Barrel.
Wie üblich kann sich der Ölmarkt immer nur auf einen Faktor konzentrieren. Das bleibt die Lage in China. Die anstehenden Entscheidungen zum Ölpreisdeckel und die EU-Sanktionen gegen russisches Öl werden verdrängt. Die Lieferstörungen in Osteuropa, in den USA und am Persischen Golf, die noch gestern für Schlagzeilen sorgten, haben sich in Luft aufgelöst.
Chinesische Behörden gaben gestern 26.000 Neuinfektionen bekannt. Die tatsächliche Zahl dürfte weitaus höher liegen, denn viele Städte melden offiziell nur wenige Fälle, haben aber zahlreiche Wohnblöcke oder Stadtviertel unter strenge Quarantäne gestellt.
Auch Städte, die den entgegengesetzten Kurs verfolgen dürfen und die Maßnahmen lockern, haben Probleme. Nach drei Jahren schriller Informationskampagnen, in denen Tankwagen sinnlos Desinfektionsmittel auf die Straßen sprühten und die Angst vor dem Virus pausenlos geschürt wurde, sind selbst viele jüngere Menschen verunsichert. Nationale Aufrufe zum Impfen kommen vor allem bei der älteren Bevölkerung kaum an, die immer mehr auf traditionelle Heilmittel vertraut.
Peking hat daher Probleme, den Kurs zu ändern. Nationale Vorgaben zur Lockerung werden vor Ort oftmals nicht umgesetzt. Die Zahl der Lockdowns steigt. Für den Ölmarkt bedeutet das weniger Verbrauch im Verkehr und in den Betrieben, wie schon im Frühjahr, als insbesondere die Region Schanghai weitgehend lahmgelegt war.
Trotzdem ist die globale Versorgungslage nicht unkritisch. Die EU-Sanktionen gegen russisches Rohöl treten in drei Wochen in Kraft. Auch die Hoffnungen auf zusätzliches Öl aus dem Iran haben sich endgültig zerschlagen. Die Atomverhandlungen sind gescheitert. Teheran hat sich offen auf die Seite Moskaus geschlagen und unterdrückt mit brutaler Härte die Protestbewegung im eigenen Land. Die USA haben zusätzliche Sanktionen verhängt, die den Export iranischen Öls erschweren.
Der Weltmarkt wirkt nach wie vor unterversorgt. Die USA haben bereits 214 Millionen Barrel aus der Nationalen Ölreserve auf den Markt geworfen. Trotzdem stiegen die amerikanischen Rohölbestände in den letzten 12 Monaten nur um 2,4 Mio. Barrel. Der Rest musste die starke nationale Nachfrage und vor allem den Weltmarkt versorgen.
Am heutigen Morgen tendieren die Ölpreise weiterhin schwach. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 89,81 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 82,02 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 958,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9638 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0375 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise sinken nur zögerlich. Trotz der sehr schwachen internationalen Vorgaben zeigt die Heizölpreis-Tendenz am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas über 128 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt nur leicht unter dem Wert vom Vortag.
Doch das scheint Motivation genug. Die Zahl der Bestellungen hält sich auf einem durchschnittlichen Niveau. Der Blick auf das Thermometer hilft dabei. Nördlich des Mains sinkt es erstmals in diesem Herbst unter Null Grad. Trotzdem scheint die Kaufwelle etwas abzuflauen. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fällt auf die mittlere Stufe, auch wenn das mathematische Tiefpreis-System noch immer zum Kauf rät und auch der Preisoptimismus auf einem hohen Niveau bleibt. Knapp 90 Prozent der Voten erwarten in der täglichen Lesereinschätzung sinkende Heizölpreise.
Was tun? Ein Wintervorrat ist angesichts der nach wie vor hohen Preis- und Versorgungsrisiken im Ölmarkt ein Muss. Die Heizölpreise sind noch immer hoch, aber es ist riskant, auf eine Fortsetzung des Preistrends zu spekulieren.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr aktuelles Heizverhalten. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und bremst die Klimakrise.
Quelle: esyoil