Internationaler Markt
Das Ölangebot galt bereits vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine als knapp. Ausdruck fand das in steigenden Preisen. Mit Kriegsbeginn explodierten sie förmlich. Durch diverse Sanktionsmaßnahmen der Kontrahenten als Reaktion auf den Krieg blieb die Lage physisch und preislich angespannt. Im Sommer begann man an den Börsen Druck vom Kessel zu nehmen, obwohl das Angebot weiterhin als knapp angesehen wurde. Die preisliche Entlastung nahm Fahrt auf. Dabei schien klar, dass der Abgang mit weiteren Boykotten gegen russisches Öl im Winter ein Ende finden wird.
Mittlerweile spiegelt die börsliche Bepreisung von Öl eine entspannte Angebotslage wider. Ein Knappheitsdesaster durch den in einer Woche in Kraft tretenden EU-Boykott gegen russisches Rohöl wird nicht mehr gehandelt. Und selbst die restriktive Angebotspolitik der OPEC-Plus scheint den Brokern Wurscht zu sein. Die Ölpreise fallen weiter.
Derweil müht man sich in der EU, dem boykottflankierenden Preisdeckel für russisches Rohöl, es handelt sich dabei um eine G7-Idee zur Lockerung eines strikten Boykotts, einen Wert zu geben. Der sollte bereits vergangenen Mittwoch veröffentlicht werden. Nicht endende Tagungen dazu sprechen Bände über den Zustand der Gemeinschaft. Sie zermürbt sich gerade an resoluten Polen und Balten, die Russland nur noch homöopathische Gewinne aus Ölgeschäften zugestehen wollen, und Griechen, die ihre Tankschiffe auslasten möchten und Putin deshalb einen Preis hinwerfen wollen, der ihn milde stimmt. Beide Parteien haben Unterstützer und Widersacher. Man darf gespannt sein, ob der Preisdeckel rechtzeitig feststehen wird.
Ein wesentlicher Grund für die entspannte Ölbörse in einer extrem angespannten Welt ist die Wirkung der Corona-Lage in China auf seine Ölnachfrage. Die Neuinfektionen markieren dort einen Höhepunkt nach dem anderen. Gemäß der Logik der regierungsamtlichen Null-Covid-Strategie müssen die Menschen in Millionengruppen weggesperrt werden und sie werden weggesperrt. Das schwächt das Prunkstück des expansiven Landes, die Wirtschaft. Und es schwächt die Ölnachfrage. Während eine schwache Ölnachfrage lediglich Bedarf vom Markt nimmt und die Ölpreise dämpft, hat das ausbleibende Wachstumsversprechen schwerwiegendere Konsequenzen. Wirtschaftswachstum ist essenziell für Ruhe und Ordnung in der ökonomisch extrem heterogenen Gesellschaft. Nun droht nicht nur Ungemach durch nicht erfüllte Wirtschaftsträume, sondern auch durch verzweifelte, eingesperrte Bürger. Die Regierung schafft sich mit ihrer Corona-Politik gerade selbst ein gefährliches Pulverfass. Außerhalb Chinas belasten die angeschlagenen Lieferketten weiterhin die Weltwirtschaft.
An den Ölbörsen hat die Lage in China heute Morgen eine weitere Abwärtswelle der Notierungen hervorgebracht. Die Talfahrt wirkt immer noch sehr lebendig.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 74,13 Dollar und das Barrel Brent zu 81,25 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 879,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9584 Euro. Damit kostet der Euro 1,0428 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise haben ein Sechs-Monats-Tief unterschritten, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die Preise laufen aus Verbrauchersicht besser, als wir zu hoffen wagten. Der Einfluss des Ukrainekriegs scheint weitgehend abgewickelt zu sein. Genau lassen sich Kriegselemente im Preis und Elemente einer schwächelnden Weltwirtschaft nicht quantifizieren. Darüber hinaus existiert immer noch ein Binnenmarkteinfluss, der sich aus einer ungewöhnlich guten Nachfrage ergibt. Den Bereich des Extremen hat er allerdings längst hinter sich gelassen. Auffällig bleibt das gegenüber früheren Zeiten umgekehrte Nord-Süd-Gefälle der Preise. Es ist Folge der neuen Lieferwege des Öls. Nun gelangen keine russischen Schiffladungen mehr in deutsche Seehäfen.
Das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft ist recht hoch. Unbenommen dessen gibt es große Hoffnungen auf günstigere Heizölpreise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem noch günstigeren Moment eindecken zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil