Internationaler Markt
Die EU scheint zum Start ihres Boykotts gegen russisches Rohöl am Montag gerade noch die Quantifizierung des inkludierten Preisdeckels hinzubekommen. Sinn dieses schwerfälligen Konstrukts ist es, dem Markt einen weiteren Angebotsschock zu ersparen, der die Ölpreise wieder in die Höhe treiben würde. In anderen Worten heißt das, man wird Russland die Teilnahme an unserem Ölmarkt entziehen, dabei aber nach Möglichkeit nicht auf sein Öl verzichten. Wenn Sie das politische Vorhaben der EU nach der Lektüre dieser Zeile nicht wirklich verstanden haben, befinden Sie sich in guter Gesellschaft.
Die Angelegenheit wäre wahrscheinlich verständlicher, wenn die von Interessen getriebene Politik von simplifizierenden moralischen Postulaten befreit wäre. In dem Fall könnte Brüssel erklären, dass wir auf russisches Öl derzeit leider nicht verzichten können, für seinen Bezug aber möglichst wenig Geld bezahlen wollen, um die Verwendung für den Unterhalt des russischen Militärs zu minimieren. Mit einer solchen Erklärung kann man in der Welt Partner suchen. Auf die ist man nämlich angewiesen, um erfolgreich zu sein. Eventuell findet man sogar welche, die ebenfalls gerne billig einkaufen möchten. Die Partnersuche wird sich besonders einfach gestalten, wenn man statt des Zwecks „Militär die Mittel entziehen“ nur „günstiger Einkauf“ angibt.
Brüssel könnte natürlich auch erklären, den Ölkonsum umgehend drastisch zu senken. Wenn das glaubhaft gelänge, würde der Ölpreis nicht steigen, sondern fallen. Um die Glaubwürdigkeit einer solchen Erklärung ist es in Gesellschaften, die genetisch um Wirtschaftswachstum ringen, allerdings schlecht bestellt.
Ein Land, das in dieser Angelegenheit glaubhaft punktet, ist China. Mit seinen Lockdowns in Rahmen der Null-Covid-Strategie hat es derart viele Menschen von den Straßen geholt, dass der Ölkonsum um das Äquivalent von der Hälfte des gesamten deutschen Ölkonsums eingebrochen ist. Diese Menge macht sich seit geraumer Zeit positiv in der globalen Ölpreisentwicklung bemerkbar. Machbar ist das Wegsperren der Menschen allerdings nur in autoritären Gesellschaftssystemen. Und selbst in solchen hat die Zumutbarkeit Grenzen, wie die jüngsten Proteste in China zeigen. Nun deutet sich tatsächliche eine amtliche Abkehr vom unmenschlichen Corona-Kurs an. Die Ölbörse reagierte bereits mit steigenden Notierungen.
Die Kursumkehr ist nicht nur den Menschen in China zu wünschen. Sie wird selbst von westlichen Klassenwettbewerbern in Sorge vor blockiertem Wirtschaftswachstum sehnlichst erhofft.
Zeitgleich zum Spagat der EU um das russische Öl kämpft die OPEC-Plus, der auch Russland prominent angehört, um den Erhalt des Ölpreisniveaus. Die Allianz hat keine Skrupel, das Ziel auch mit Angebotsverknappung durchzusetzen und dabei die globalen konjunkturellen Sorgen hintan zu stellen. Im Verlauf des bevorstehenden Wochenendes wird es zum Showdown auf den Bühnen von EU und OPEC-Plus kommen. Montagmorgen werden wir möglicherweise einen ganz anderen Ölpreis sehen als heute Abend.
Zur Stunde wirkt die Ölbröse paralysiert. Die Notierungen kriechen seitwärts. Ruhe vor dem Sturm oder Gleichgewicht des Schreckens, Sie haben die Wahl der Interpretation.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 80,90 Dollar und das Barrel Brent zu 86,72 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 923,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9490 Euro. Damit kostet der Euro 1,0535 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise haben im Wochenlauf ein wenig zugelegt, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Wesentliche Ursache ist die Andeutung Chinas, mit einer lockereren Corona-Politik zu alten Ölverbrauchsmengen zurückzukehren. Größere Preissprünge könnten am Beginn der neuen Woche auftreten, wenn die EU und die OPEC-Plus ihre Einstellung zum Ölmarkt mit verkündeten Entscheidungen unterlegt haben.
Aufgrund des aktuellen Preisniveaus ist das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft sehr hoch. Hoffnungen auf günstigere Heizölpreise dominieren zwar immer noch, sie befinden sich aber auf dem Rückzug. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem noch günstigeren Moment eindecken zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil