Internationaler Markt
Aus europäischer Perspektive ist die Welt in Aufruhr. Pandemie, Krieg, Energieknappheit, Inflation und Rezessionsängste zermürben la dolce vita, das süße Leben. Man hofft auf Besserung und rechnet mit Schlimmerem. Im längerfristigen Verlauf der Ölpreise findet die Misere einen bildlichen Ausdruck. Der im Frühjahr himmelwärts gerichtete Pfeil und die Zeit danach wirken bis heute so verstörend wie ihre Ursache, Krieg in Europa.
Der Krieg dauert an, so wie die anderen Probleme auch. Verändert hat sich indes das kurzfristige Bild der Ölpreise. Sie haben einen Lauf, der aus Käufersicht kaum schöner sein könnte. Da wird stetige Besserung abgebildet. Die langfristige Begleiterin der Preise, Knappheit, scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Und selbst zweifelhafte politische Implikationen wie Ölboykott und Preisdeckel nimmt der Markt in stoischer Gelassenheit auf.
Also alles in Butter? Dezidiert nein. Aber gefühlt haben wir uns die Entspannung verdient.
Der Satz ist geschrieben und verlangt sofort nach seiner Auflösung. Um es vorwegzunehmen, die ver- und zerstörenden Umstände im Kontext der Ölversorgung sind in diesen Tagen so schwach, dass sie keine nennenswerte Beachtung der Finanzszene erhalten. Hier ist ein kleiner Auszug:
Der Irak will seine Ölproduktion ausbauen, um eine höhere Nachfrage als heute bedienen zu können. Das war gestern. Nun wollen die Akteure lediglich die Wartung verbessern, um die abgesenkte Förderquote der OPEC-Plus erfüllen zu können.
Am Bosporus stauen sich Tanker Richtung Europa mit Öl aus Kasachstan, weil die türkische Administration seit Inkrafttreten von EU-Boykott und Preisdeckel für russisches Öl zusätzliche Versicherungsdokumente verlangt. Bisher wurde Öl aus dem Osten über Schwarzmeerhäfen exportiert. Dieses Öl soll nur dann Beschränkungen unterliegen, wenn es aus russischen Quellen stammt. Das versucht der stellvertretenden US-Finanzminister Wally Adeyemo gerade dem stellvertretenden türkischen Außenminister Sedat Onal zu vermitteln. Die Herren sind sich schon mal einig, dass die ordentliche Versorgung der globalen Energiemärkte im gemeinsamen Interesse liegt.
China lockert die strikten Lockdowns im Rahmen der Corona-Bekämpfung. Von der Maßnahme werden die Verbesserung der Wirtschaftsleistung und ein Anziehen der Ölnachfrage erwartet. Vermutlich werden die Erwartungen gerissen, weil die Corona-Strategie der Regierung nicht die erhoffte Abwehr der Pandemie zu leisten vermag. So wird die globale Ölnachfrage vermutlich noch länger den ursprünglichen Prognosen hinterherhinken.
Die für die Versorgung der USA wichtige Keystone-Pipeline aus Kanada musste aufgrund höherer Gewalt abgeschaltet werden. Man geht bisher von einer kurzfristigen Störung aus. In ihrer neu erlernten Ruhe haben Finanzjongleure den Vorfall noch nicht als bepreisungswürdig eingestuft.
Und dann ist da noch die ausstehende Revanche von Präsident Putin auf Ölboykott und Preisdeckel. In dieser Sache herrscht eigenartige Ruhe. Was würfen wir alsbald erwarten, Sturm oder Amnesie? Vielleicht kommt es das erste Mal seit Kriegsbeging aber auch zu einer diplomatischen Zurückhaltung in einer ohnehin sinn- und wirkungsarmen Angelegenheit.
An den Ölbörsen gewinnen die Bären heute Morgen wieder die Oberhand, nachdem die Bullen sich gestern ein wenig vordrängen konnten.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 71,72 Dollar und das Barrel Brent zu 76,38 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 816,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9459 Euro. Damit kostet der Euro 1,0568 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise fallen von einem Tief zum nächsten, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Im Gegensatz zum Rohöl haben sie den Kriegsaufschlag trotzdem noch nicht vollständig abgeschüttelt. Das ist allerdings kein spezifisch deutsches Phänomen. Der Gasölpreis ist ebenfalls noch nicht eindeutig vom Kriegsaufschlag befreit, wie Sie den einjährigen Charts auf unserer Ölpreis-Seite entnehmen können.
Aufgrund des aktuellen Preisniveaus ist das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft hoch. Gleiches gilt für die Hoffnungen auf günstigere Heizölpreise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem noch günstigeren Moment eindecken zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil