Internationaler Markt
Die fundamentale Marktlage lässt steigende Ölpreise erwarten. Der Annahme liegt die Rückkehr Chinas als bedeutender Ölkonsument und die Behinderung Russlands als wichtiger Öllieferant zugrunde. An den Börsen wird aber eine andere Realität abgebildet. Ölnotierungen geben auf breiter Front nach.
Durch die Aufgabe der lähmenden Null-Covid-Strategie fühlen sich viele Chinesen ermutigt, die Neujahrsferien für Reisen zu ihren Familien zu nutzen. Ihre Zahl liegt deutlich über den Werten der letzten beiden Jahre aber noch unter denen von 2019. Analysten sehen die unvermittelt ausgerufene Freiheit kritisch. Sie befürchten ein erneutes Aufflammen der Corona-Ansteckungen. Die aktuelle Datenlage bestätigt diese Skepsis nicht. Sie beflügelt vielmehr die Hoffnung auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung des Landes. Damit wird die Ölnachfrage unweigerlich signifikant steigen.
Infolge der erfolgreichen Sanktionspolitik westlich eingestellter Länder gegen Russland sanken seine Rohölexporte. Lieferungen der OPEC unterliegen zudem einer Selbstbeschränkung aus preiskosmetischen Gründen. Vor diesem Hintergrund sind Zweifel über die Zulänglichkeit des Ölangebots allemal angebracht. Sie werden durch die in der kommenden Woche in Kraft tretende weitere Stufe von Sanktionen gegen Russland angefeuert. Diesmal sind Ölprodukte wie Benzin, Diesel, Kerosin und Heizöl betroffen. Angesichts der wachsenden Nachfrage nach Flügen, nicht nur in China, geht man fest davon aus, dass mindestens Kerosin zu einem Mangelprodukt wird.
Die Erwartung steigender Ölpreise ist vor dem grob skizzierten Hintergrund hinreichend plausibel. Die Detailansicht erlaubt aber durchaus eine andere Interpretation. Dabei spielt die sich schnell verändernde Situation Russlands als Öllieferant eine wichtige Rolle. Zwar nimmt Moskau sanktionsbedingt deutlich weniger Geld aus seinen Ölexporten ein. Der Grund dafür ist aber weniger eine Einschränkung der Lieferungen als vielmehr der gesunkene Preis für russisches Öl. Er kann als Folge des Preisdeckels der G7 verstanden werden. Das Niveau der Lieferungen scheint wenig verändert gegenüber früher zu sein. China, Indien und einige andere Länder nehmen die Möglichkeit, billiges Öl zu beziehen, dankend wahr. Dieser Umstand wird sich in den kommenden Monaten höchstwahrscheinlich verfestigen. Daher ist die Annahme, durch das Nachfragewachstum Chinas in eine erneute Engpasslage zu geraten, alles andere als gesichert.
Der entscheidende Preisimpuls dieser Tage ist wieder einmal ein nicht dem Ölmarkt zuzuordnender. Er kommt wie so oft in den letzten Monaten von den Notenbanken. Die kämpfen nach wie vor mit der Zinskeule gegen Inflation. Dabei nehmen sie eine Drosselung der Konjunktur notgedrungen in Kauf. Eine solche Drosslung ist gleichsam ein Garant für nachgebende Ölpreise. Die Angelegenheit ist zu tiefst börsengetrieben und spekulativ. Sie unterliegt den Emotionen der Finanzjongleure. Die sind so wechselhaft wie die Launen der Natur. Mit anderen Worten, die aktuelle Ölpreisbewegung hat kein stabiles Fundamant.
Nach einem ordentlichen Rückgang zum Wochenschluss entwickeln sich die Kurse an den Ölbörsen heute Morgen belebt wechselhaft. Dabei bleibt das Abschussniveau von Freitag bisher als stabile Mitte gültig.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 79,05 Dollar und das Barrel Brent zu 86,02 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 929,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9182 Euro. Damit kostet der Euro 1,0888 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen nach wie vor den hinterlegten Trendkanälen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Das kann als glücklicher Umstand gewertet werden, da aus einer reinen Ölmarktsicht etwas anderes zu erwarten wäre. Die Preisbewegung ist so erfreulich wie unzuverlässig. Sie wird aktuell am besten in der kurzzeitigen Ansicht widergespiegelt. Hier erkennt man, wie nah sie einer Seitwärtsbewegung ist und in welchen Grenzen sie verlaufen kann, ohne einen Trendwechsel auszurufen.
Das Bestellaufkommen im Binnenmarkt ist in den letzten Tagen erheblich angewachsen, ohne die Lieferfähigkeit des Handels zu beeinträchtigen. Gleichzeitig erweist sich die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise als stabil hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem günstigeren Moment eindecken zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil