Internationaler Markt
Die Rohölpreise fielen gestern erneut und stehen heute Morgen unter 82 Dollar je Barrel. Damit kostet Brent-Rohöl weniger als vor einem Jahr und sogar weniger als zum Jahresstart 2022.
Noch immer setzen viele Trader auf einen Nachfrageschub aus China nach dem Ende der Corona-Lockdowns. Erste Verkehrszählungen zeigen in der Tat, dass wieder mehr gefahren und geflogen wird. Aber noch halten sich die chinesischen Importeure zurück. Auch die Konjunkturdaten sind nicht eindeutig.
Ähnlich unklar ist die Lage bei der Weltwirtschaft und den Zinsen. Der schwache Dollar stützt im Moment die Ölpreise. Da die Zinsen in den USA wohl nicht mehr lange steigen werden, verlor der Greenback in den letzten Wochen erheblich an Wert. Andererseits stehen Europa und andere Regionen eventuell erst am Anfang einer längeren Serie von Zinsanhebungen. In einigen Staaten der EU, in Großbritannien, Japan und Kanada ist auch aus diesem Grund eine längere Rezession wahrscheinlich geworden.
Immer mehr Händler zweifeln daher an der Prognose, dass die Ölnachfrage in diesem Jahr tatsächlich so stark wie erwartet steigen wird.
Gleichzeitig ist das Ölangebot bislang unerwartet üppig. Die Sanktionen der EU und der USA gegen russisches Rohöl haben zwar wie gewünscht die Preise nicht nach oben ausbrechen lassen. Aber dafür laufen die russischen Ölexporte in ähnlichem Umfang wie zuvor weiter. Verändert hat sich nur die Kundenstruktur. An die Stelle der EU sind nun Indien, China und die Türkei getreten. Hinzu kommen zahllose graue Geschäfte mit russischem Öl im Mittelmeer oder in Ostasien. Moskau verdient dadurch offensichtlich immer weniger. Selbst offizielle russische Quellen meldeten, dass russisches Urals (die wichtigste Ölsorte) im Januar nur noch 49 Dollar je Barrel einbrachte.
Daran wird auch die zweite Stufe der Sanktionen nicht viel ändern, die am Sonntag in Kraft tritt. Dann dürfen auch russische Ölprodukte wie vor allem Diesel nicht mehr in die EU importiert werden. Die EU überlegt im Moment , ob sie zusätzlich auch noch einen Preisdeckel für russischen Diesel einführt. Die Importeure in der EU haben sich bereits mit Vorräten eingedeckt und auch hier wird es weltweit zahllose Graugeschäfte geben.
Eine verhaltene Nachfrage, ein fast unverändertes Ölangebot und, zumindest in den USA, steigende Lagerbestände sprechen nicht unbedingt für eine Ölpreishausse. Der Markt wartet daher erst einmal ab, welche neuen Daten aus China kommen und wie Europa die zweite Stufe der Sanktionen verkraftet.
Im frühen Handel geben die Ölpreise weiter nach. Aktuell kostet die Nordseesorte Brent 81,61 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 75,31 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 837,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9176 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0891 Dollar.
Nationaler Markt
Mit den Heizölpreisen geht es weiter abwärts. Aktuell zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp über 103 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das sind zwei Euro weniger als gestern und immerhin 20 Euro weniger als zum Jahresbeginn.
Neben den schwachen Rohölpreisen tragen dazu auch die sinkenden Preise für Gasoil bei, das Raffinerievorprodukt für Diesel und Heizöl. Das ist angesichts der bevorstehenden Sanktionen gegen russischen Diesel erst einmal ein unerwarteter Trend. Vermutlich haben sich die Händler in den letzten Monaten mit so großen Vorräten eingedeckt, dass sie jetzt im Preis nachgeben müssen.
Der Preisrutsch belebt offenbar die Nachfrage im deutschen Heizölmarkt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, hält sich weiterhin auf der zweithöchsten Stufe. Auch das mathematische Tiefpreis-System empfiehlt den Kauf. Der Preisoptimismus ist seit gestern sogar noch gewachsen. In der täglichen Lesereinschätzung erwarten nun knapp 90% Prozent der Stimmen weiter nachgebende Heizölpreise.
Dieser eindeutige Optimismus wird im internationalen Ölmarkt nicht geteilt. Dort herrscht vor allem Unklarheit, wie es mit der Ölnachfrage in diesem Jahr weitergeht. Wenn sich dort eine positivere Sicht der Weltwirtschaft durchsetzen sollte, können auch die Ölpreise rasch wieder nach oben drehen.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil