Internationaler Markt
Russland lieferte im letzten Jahr immer noch die mit Abstand größte Menge Rohöl nach Deutschland. Der Bezug schrumpfte aber Monat für Monat. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das für die offizielle Erhebung der Daten zuständig ist, meldete für November einen Anteil russischen Rohöls von 17,1 Prozent an den Gesamtimporten. Das ist ungefähr die Hälfte des früher üblichen Anteils.
Zweitstärkster Lieferant für Rohöl sind die USA. In den letzten Jahren betrug ihr durchschnittlicher Beitrag zum deutschen Rohölaufkommen rund zwölf Prozent. Bis November 2022 wuchs er auf 14,5 Prozent an. Er wird weiter steigen. Gleichwohl werden die USA den russischen Anteil nicht ansatzweise übernehmen können. Die größte Verschiebung in der Rohölbilanz des BAFA findet in der Gruppe Sonstige statt. Es handelt sich um eine Vielzahl von Anbietern vornehmlich in Europa, Afrika und dem Nahen Osten. Sie sind im November mit einem Anteil von 54,9 Prozent gelistet. Das ist ein Zuwachs von rund 60 Prozent gegenüber früheren Durchschnittswerten.
In der Rohölbilanz der EU war der Anteil der USA in der Vergangenheit vergleichsweise gering. Er wuchs im letzten Jahr Schätzungen zufolge um rund 70 Prozent gegenüber 2021.
Mit dem europäischen Boykott gegen russisches Öl wird ein Teil der Förderung vom Markt ausgeschossen. Nicht zuletzt deshalb wird die globale Ölversorgung als knapp angesehen. Dass sich dieser Umstand nicht angemessen in den Preisen zeigt, ist unter anderem dem Preisdeckel der G7-Staaten zu verdanken. Er zwingt Russland dazu, sein Öl unter Marktpreis anzubieten. Von diesem Angebot machen China und Indien in großem Umfang gebrauch. Ihn steht damit auch eine Verhandlungsposition gegenüber anderen Lieferländern zur Verfügung, die allgemein auf das Preisniveau drückt.
Mit der Umverteilung von Kunden-Lieferanten-Beziehungen kommt Venezuela wieder ins Spiel. Seine Rohölexporte waren in den letzten Jahren durch Sanktionen der USA und der EU schwer behindert. Die Biden-Regierung lockert diese nun, indem sie den Ölgiganten Chevron mit Sonderrechten zum Rohölbezug aus Venezuela ausstattet. Dabei kauft das Unternehmen die Ware nicht, sondern bezieht sie zur Tilgung von Schulden der staatlichen Petróleos de Venezuela S.A. (PDVSA). Chevron hat darüber hinaus das Recht zum Weiterverkauf des Rohöls an US-Raffinerien. Im Februar wird Venezuela 0,1 Mio. Barrel pro Tag liefern. Global gesehen ist es eine kleine aber durchaus entspannende Gegenposition zu den 0,5 Mio. Barrel pro Tag, die Russland ab März nicht verkaufen kann.
Entspannt zeigt sich mittlerweile auch der Gasölmarkt. Die offensichtliche Knappheitslage des letzten Jahres, die den Gasölpreis bis in den Herbst steigen ließ, ist aufgelöst. Dadurch wird Gasöl nun tendenziell etwas günstiger, während Rohöl sein Preisniveau hält.
An den Börsen sehen wir heute Morgen leichte Aufwärtsbewegungen der Ölnotierungen, die innerhalb der Handelsspanne von Freitag gefangen sind. Vermutlich ändert sich das im Tagesverlauf nicht, denn in den USA bleiben das Parkett heute feiertagsbedingt geschlossen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 77,14 Dollar und das Barrel Brent zu 83,80 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 803,25 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9347 Euro. Damit kostet der Euro 1,0697 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen nach wie vor ihren hinterlegten Trendkanälen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. In den beiden kurzen Zeitintervallen regt sich mittlerweile ein Streben zu Höherem, was auf ein Wiederandocken an den internationalen Markt hindeutet. Der Preisrückgang der letzten Wochen hatte nur bedingt etwas mit den Börsenvorgaben zu tun. Er wurde im Wesentlichen durch eine reduzierte Binnennachfrage provoziert. Auslöser dafür war der Rückgang der Gaspreise, der für die Abkehr großer gewerblicher Verbraucher vom Heizöl sorgte.
Aktuell ist das Bestellaufkommen entspannt. Die Lieferzeiten drohen nicht erneut davonzulaufen. Gleichzeitig erweist sich die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise als stabil hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank es verlangt, sollten Sie einfach kaufen.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil