Internationaler Markt
Nach der Ankündigung, die angeschlagene Nummer zwei unter den Schweizer Banken, Crédit Suisse, von der Nummer eins, UBS, übernehmen zu lassen, hat sich die hysterisierte Finanzszene gestern ein wenig beruhigen lassen. Der Verfall der Börsenkurse wurde gestoppt. So geschah es auch beim Öl. Ein Ende des grassierenden Kontrollverlusts unter Finanzjongleuren war das indes noch nicht. Sie dürften die verstörende Lage, die in erster Linie durch rasante Zinssteigerungen heraufbeschworen wird, eher als das Ende einer für sie sehr einträglichen Ära von Staates Gnaden empfinden. Wer sich darauf nicht vorbereitet hat, muss nun um die eingeheimsten Pfründe bangen. Die Volatilität der Börsennotierungen wird vor diesem Hintergrund weiterhin hoch bleiben, auch im Ölmarkt.
Europa wird derweil von Streiks an Ölanlagen heimgesucht, die die Versorgung bedrohen. In Frankreich geht es dabei um einen Kampf gegen die Rentenreform. Er wird unter anderem an Raffinerien ausgetragen. Die Folgen machen sich bereits heute am Dieselmarkt bemerkbar. Dieser Markt durchläuft einen abrupten Wandel. Er war aufgrund guter Vorbereitung auf das Ende russischer Dieselimporte mit hohen Lagerbeständen ausgestattet. Die wurden sukzessive verbraucht. Nun trifft eine bestreikte Eigenproduktion auf dezimierte Importe. Das droht hart zu werden. Die freundliche Kehrseite der Medaille ist der gedrosselte Rohölbedarf, den die Situation hervorbringt.
In Großbritannien sollen in den nächsten Tagen Ölplattformen der Nordsee bestreikt werden. Dabei geht es um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Hier wird also das Rohöl zurückgehalten, das in Frankreich gerade nicht gebraucht wird. Damit wird eine Preiswirkung auf Rohöl, die angesichts der Finanzturbolenzen ohnehin schwach ausfallen würde, noch unwahrscheinlicher. Anders sieht es beim Diesel aus. Wenn der nicht ausreichend an den Tankstellen zur Verfügung steht, wird sein Preis steigen. Daran vermögen nicht einmal hysterische Finanzjongleure etwas zu ändern.
Rohöl wird in Europa seit Monaten erstaunlich günstig importiert. Der Ausfall Russlands konnte recht gut kompensiert werden. Das lag unter anderem an Überschüssen, die aus den USA bezogen wurden. Der Preis für US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) liegt im Schnitt acht Prozent unter dem der Nordseesorte Brent. Die Überschüsse waren eine Folge von winterlichen Wetterkapriolen in den USA, die einen Raffineriebetrieb zeitweise unterbanden.
Nach einem hoch volatilen Wochenstart an den Ölbörsen, der keine Nettoveränderungen einbrachte, bewegen sich die Notierungen heute Morgen wieder abwärts. Das geschieht allerdings sehr moderat. Bemerkenswerterweise schlägt der Abgang beim Gasöl, dem Vorprodukt für Heizöl und Diesel, zur Stunde stärker zu Buche als beim Rohöl.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 66,77 Dollar und das Barrel Brent zu 73,06 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 758,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9325 Euro. Damit kostet der Euro 1,0723 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise haben die Abwärtsbewegung wiederentdeckt, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. In den kaufrelevanten Zeitbereichen weisen alle Trendkanäle nach unten. Die Ursache des Abgangs liegt nicht im Ölmarkt selbst, sondern in den Vorgängen am Geldmarkt. Über die Dauer der Wirkung kann man nur spekulieren. Wenn der Spuk im Geld- und Finanzsystem vorüber ist, wird Heizöl wieder teurer werden. Dass es teurer als andere Energieträger wird, wie oft in Talkshows behauptet wird, ist allerdings sehr unwahrscheinlich.
Zum Vergleich, die Kilowattstunde Strom kostet derzeit etwa 3,5-mal soviel wie die Kilowattstunde Heizöl. In Brennwertkesseln wird Heizöl zu 100 Prozent in Wärme gewandelt. Mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe muss man eine Effizienzzahl von 3,5 erzielen, um da mithalten zu können. In modernen Gebäuden ist das selbstverständlich möglich. Einen Bestandsbau wird man aber kaum dazu ertüchtigen können. Da der Strombedarf politisch gewollt rasant wächst, wird der Energieträger zunehmend zum knappen Gut werden. Der Strompreis wird also weiter stiegen. Das kann beim Öl ebenfalls geschehen, es muss aber nicht zwangsläufig so kommen, wie die Geschichte gezeigt hat.
Im Binnenmarkt ist das Bestellaufkommen trotz gefallener Preise übersichtlich. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise schießt dagegen durch die Decke. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem annähernd sozialistischen Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank es verlangt, sollten Sie einfach kaufen.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl noch nicht verboten ist. Gesetzlich gilt das jetzt und über 2026 hinaus. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Über andere gesetzliche Regeln wird derzeit trefflich gestritten. Weitere Informationen.
Vorsorglich empfehlen wir aber allen potenziell überforderten Betroffenen, sich umgehend um die Installation einer neuen Ölbrennwertheizung zu kümmern.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil