Internationaler Markt
Das Wissen, dass noch reichlich Öl in der Erde steckt, sollte die Versorgungslage im Ölmarkt recht entspannt gestalten. Die Perspektive, in absehbarer Zeit mit synthetischen Kraft- und Brennstoffen sogar einen CO2-neutralen Ersatz für Benzin, Diesel und Heizöl zur Verfügung zu haben, müsste jedweden Zweifel an der langfristigen Funktionsfähigkeit des Systems Öl nehmen. Die aktuelle Stimmung spiegelt das aber nicht wider.
Nachrichten aus dem Markt sind mehrheitlich bullisch, das heißt, sie treiben die Preise aufwärts. Allen voran sind da die lästigen Sanktionen gegen den Iran. Mit der Kraft ihres Dollars untersagen die USA den Nutzern Geschäfte mit Teheran. Ölgeschäfte werden seit dem Zweiten Weltkrieg weltweit fast ausschließlich in US-Dollar abgewickelt. Die Etablierung dieses Systems beschert den USA enorme Macht und ihrer Zentralbank einen permanenten globalen Devisenzufluss durch die Ölkonsumenten. Auf die Ausübung von Weltherrschaft auch ohne Militär versteht man sich in den USA nicht erst seit Google und Facebook.
Die Ölgeschäfte Teherans wurden bereits durch die Ankündigung von Ölsanktionen ab November 2018 erheblich dezimiert. So haben Frankreich und Südkorea alle Importe eingestellt. Südkorea war der drittstärkste Käufer iranischen Öls. Der zweitstärkste Abnehmer ist Indien. Das Land bemüht sich auf diplomatischem Weg um eine Lösung, an der die USA aber nicht interessiert scheinen. Einzig China, der größte Ölkunde Irans, trotzt den US-Drohungen in dieser Angelegenheit vollends.
Probleme werden auch aus dem Irak gemeldet. Dort haben sich zwischen dem Kurdengebiet und den von Bagdad kontrollierten Regionen wieder IS-Zellen angesiedelt. Die waren in der Lage, eine Ölpipeline in die Luft zu jagen. Welches Ausmaß diese Attacke auf die Ölversorgung hat, ist noch unklar. Klar ist nur, dass der Irak als wichtiger Ölversorger keinesfalls eine sichere Bank ist.
Es ist wieder Hurrikan-Saison in den USA. Einen kleinen Eindruck von ihrem preislichen Potenzial bekamen wir in der letzten Woche. Nun droht größeres Ungemach mit dem Sturm Florence, der sich bis zur höchsten Kategorie entwickeln kann. Er wird den Prognosen zufolge immerhin nicht durch die Ölgebiete im Golf von Mexiko jagen. Gleichwohl kann er Ölpreise bewegen, wenn er beim Landgang in North Carolina für Überschwemmung und Zerstörung sorgt. Durch die Region führt eine für die Ostküstenversorgung wichtige Ölpipeline, die möglicherweise abgeschaltet werden muss.
Nicht jede Nachricht ist eine schlechte Nachricht für Verbraucher. Hier kommt die gute. In den Gewässern vor der norwegischen Küste soll es noch nennenswerte unentdeckte Ölfelder geben. Für deren Erschließung werden gerade die Lizenzen vergeben, um die sich 38 Unternehmen bemühen. Die Förderung soll der norwegischen Ölindustrie noch mindestens bis 2023 Wachstum bescheren.
Nachdem die Ölnotierungen gestern etwas nachgaben, schwellen sie heute Morgen schon wieder an. Verbrauchern werden die Ölbörsen heute wahrscheinlich keine Freude machen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 67,72 Dollar und das Barrel Brent zu 77,80 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 682,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8600 Euro. Damit kostet der Euro 1,1627 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise befinden sich in klaren Aufwärtstrends, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Augenblicklich üben sie diese nur nicht aus. Die Charts deuten eine abwartende Lage an. Dass danach eine abwärts gerichtete Bewegung eingeschlagen wird, scheint aus heutiger Sicht alles andere als wahrscheinlich zu sein.
Das Heizölgeschäft im Binnenmarkt ist volatil belebt. Mal geht mehr, mal geht weniger. Gestern wurden viele Beobachter zu Käufern. Ihnen ist die Hoffnung auf sinkende Heizölpreise aus guten Gründen abhandengekommen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Lage entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr moderaten Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Preistrends geben Verbrauchern keinen Grund zur Hoffnung auf Besserung. In den verschiedenen Zeitstufen treten fünfmal Aufwärts und nur einmal Abwärts auf. Man muss bis zur Zehn-Jahres-Ansicht klicken, um Abwärts zu finden. Und selbst dort wirkt es nicht überzeugend, da die negative Steigung ständig aufwärts korrigiert werden muss.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie keine spekulativ eingestellte Persönlichkeit sind, sollten Sie sich durch einen Kauf Ruhe verschaffen. Spekulanten mögen indes auf eine Besserung der Wasserstände auf dem Rhein und eine Umkehr des Trends in einer unsicheren Zukunft setzen. Es ist allerdings fraglich, ob die Gewinnaussicht das Risiko einer Fehlspekulation übertrifft.
Um die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil