Internationaler Markt
Die Rohölpreise legten gestern kräftig zu und kletterten über 87 Dollar je Barrel. Das ist der höchste Stand seit Januar. Nach der überraschenden Ankündigung des Ölkartells OPEC+ vor zehn Tagen, das Ölangebot zu verknappen, war Brent-Rohöl von 80 auf 85 Dollar gesprungen, hatte sich dann aber nicht mehr von der Stelle bewegt. Schon seit dem letzten November bleibt Rohöl in der Nähe von 85 Dollar je Barrel, wenn man von dem kurzen Einbruch im März absieht. Der Auslöser war eine mittlerweile fast schon wieder vergessene Bankenkrise.
Die Gründe für den gestrigen Preisanstieg sind dagegen nicht ganz klar. Die mit Spannung erwarteten Inflationsdaten aus den USA fielen nur minimal besser aus als erwartet, aber für viele Trader reichte das offenbar. Das erscheint jedoch übertrieben, denn nach wie vor könnte die Zentralbank die Zinsen weiter anheben und damit eine Rezession in den USA herbeiführen. Entsprechend schwach wäre dann die Ölnachfrage.
Auch der gestrige Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums gab wenig Anlass, auf höhere Preise zu setzen. Die Rohölbestände stiegen leicht an, unterstützt von einer Freigabe nationaler Ölreserven. Bei den Produktlagern gab es nur wenig Veränderung. Die Nachfrage liegt auf dem Stand des Vorjahres, während die heimische Ölproduktion höher steht als im letzten Jahr. Insgesamt sollten diese Zahlen die Ölpreise eher dämpfen als befeuern.
Hier die Veränderungen der Ölvorräte in den USA im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:
Rohöl: +0,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,4 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -0,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,0 Mio. Barrel (API)
Benzin: -0,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,5 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,3 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,0 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. über Vorjahreswert)
Trotzdem sind die Risiken steigender Ölpreise in den nächsten Monaten nicht von der Hand zu weisen. Riad und Moskau könnten sich ermutigt fühlen, weiter an der Preisschraube zu drehen. Russland braucht höhere Einnahmen für die Finanzierung des Krieges und der saudische Potentat will nach seinem außenpolitischen Fiasko im Jemen Stärke demonstrieren.
Doch im Moment spuken in den Köpfen der Trader eher Rezessionssorgen herum. Der heutige Handelsstart fällt daher vorsichtig aus. Brent-Rohöl kostet derzeit 87,05 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 83,09 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 782,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9098 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0988 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bleiben am frühen Morgen auf dem Niveau des Vortages. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt im Moment einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 99 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der starke Euro und nur verhalten steigende Notierungen für Gasoil, das Vorprodukt für Heizöl und Diesel, entschärfen den Anstieg der internationalen Rohölpreise.
Auch die abflauenden Bestellmengen verhindern höhere Heizölpreise. Nach der Bestellflut Anfang April hat sich die Lage im Heizölmarkt wieder normalisiert. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht allerdings noch auf einer hohen Stufe. Der Preisoptimismus der Kaufinteressenten ist dagegen auf einem mittleren Niveau. Etwa vier von fünf Stimmen setzen in der aktuellen Lesereinschätzung auf fallende Heizölpreise.
Seit November tut sich nicht viel bei den Ölpreisen. Rezessionstendenzen und Gegenreaktionen der OPEC halten sich die Waage. Im Moment können Verbraucher auf günstige Kaufgelegenheiten warten.
Dennoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil