Internationaler Markt
Die Rohölpreise geben heute weiter nach. Brent-Rohöl kostet am Morgen deutlich unter 75 Dollar je Barrel. Die schnelle Erholung vom Jahrestief knapp über 70 Dollar je Barrel scheint damit erst einmal zu stoppen. Noch immer gibt es Lieferausfälle in Kanada und im Nordirak, aber auch das kann den Markt nicht stabilisieren.
Gleich drei Nachrichten aus den USA drücken derzeit auf die Preise. Zum einen ist bei der Haushaltskrise kein Ende in Sicht. Erst wenn die Schuldengrenze gesetzlich nach oben verschoben wird, kann die Regierung auf neue Haushaltsmittel zurückgreifen. Im Moment liegt das Limit bei 31.400 Mrd. Dollar – immerhin etwa 100.000 Dollar je Einwohner. Sollte die Anhebung nicht gelingen, droht ein Zahlungsausfall: Gehälter können nicht gezahlt, Rechnungen nicht beglichen werden. Irgendwann gibt es dann wie üblich eine politische Einigung zwischen den Parteien, aber bis dahin könnte die fiskalische Krise die Konjunkturschwäche weiter verschärft haben.
Dasselbe gilt nun auch für den Arbeitsmarkt. Die Wochendaten zur Arbeitslosigkeit lagen gestern erstmals seit langem weit über den Schätzungen. Das ist noch kein Trend, aber die Märkte sind ohnehin nervös und achten auf jedes Zeichen einer wirtschaftlichen Verschlechterung.
Der dritte Faktor ist der starke Dollar, der Öl für alle anderen Währungsräume verteuert. Andererseits stärkt das auch die Erwartung, dass die Zinsen nicht weiter angehoben werden. Aber die Erwartungen im Markt gehen mittlerweile weit darüber hinaus. Jetzt wird schon darauf gewettet, dass die US-Zinsen noch vor dem Jahresende schon wieder gesenkt werden müssen, um die Rezession aufzuhalten.
Der Monatsbericht des OPEC-Sekretariats, der gestern veröffentlicht wurde, zeigte sich davon eher unbeeindruckt und geht unverändert davon aus, dass die globale Ölnachfrage in diesem Jahr um etwa 2,3% steigen wird. Dabei setzen die Ölexporteure weiterhin auf die Nachfrage aus China. Ein Drittel des Zuwachses soll allein von dort kommen.
Der OPEC bleibt im Moment auch nichts anderes übrig, als sich zurückzuhalten. Die Ankündigung von Förderkürzungen Anfang April hatte nicht den gewünschten Effekt. Nach einem kurzen Strohfeuer fielen die Ölpreise wieder unter 80 Dollar je Barrel zurück. Ein weiterer Fehlschlag würde den Ruf des Kartells als Lenker des Ölmarkts noch weiter beschädigen.
Zum Handelsstart drücken die Konjunktursorgen weiterhin auf die Preise. Brent-Rohöl kostet derzeit 74,66 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 70,60 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 672,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9153 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0921 Dollar.
Nationaler Markt
Der deutsche Heizölmarkt hatte den Rückgang der internationalen Rohölpreise zunächst ignoriert. Als das Kaufinteresse daraufhin schwächer wurde, geben sie jetzt nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am frühen Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 88 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die Zahl der Bestellungen liegt noch immer etwas über dem Durchschnitt, aber weit unter den Höchstwerten der letzten Wochen. Dafür haben vermutlich die Preiswende nach oben und das immer wärmere Wetter gesorgt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, hält sich noch auf der Stufe „Hoch“, aber mathematische Tiefpreis-System rät nun nicht mehr zum Kauf. Der Preisoptimismus musst ebenfalls Federn lassen. Mittlerweile rechnen immerhin 30 Prozent der Stimmen mit steigenden Heizölpreisen, so die tägliche Lesereinschätzung.
Die Konjunkturdebatte hat den Ölmarkt jetzt voll im Griff. Neue Jahrestiefstpreise sind im Moment wenig wahrscheinlich, aber der Weg nach oben ist ebenfalls verbaut. Wer in den nächsten Wochen ordern muss, kann daher auf eine günstige Gelegenheit warten.
Dennoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil