Internationaler Markt
Noch immer wirkt die Marke von 75 Dollar je Barrel wie ein Magnet, zu dem die Preise für Brent-Rohöl immer wieder zurückkehren.
Am Freitag hatten zunächst starke Konjunkturdaten aus China und ein schwacher Dollar die Ölpreise beflügelt. Die Hitzewelle in weiten Teilen der USA unterstützte zusätzlich, denn sie machte Strom und auch Diesel teurer, was wiederum Rohöl mit nach oben zog.
Am Abend wurde dann ein erneuter Rückgang der Bohrtätigkeit in den USA gemeldet. Die Zahl der aktiven Rigs, also Förderplattformen, sank wie schon so oft in den letzten Monaten auf ein neues Zweijahrestief. Nach wie vor steht bei den Ölfirmen Cash und Profit an erster Stelle. Von der Wachstumseuphorie der letzten zehn Jahre ist nichts mehr zu spüren.
Doch heute geht es trotz dieser preisstützenden Faktoren schon wieder bergab. Einmal mehr geben die Konjunkturaussichten in China den Ausschlag. Die chinesische Zentralbank wird morgen voraussichtlich den Leitzins sinken, doch das ist bereits eingepreist. Hohe Schulden und Kapitalflucht ins Ausland bremsen die Wirtschaftserholung. Und auch in China lähmen Hitzwellen in vielen Regionen die Aktivität und bringen die Stromnetze an ihre Grenzen.
Auch in den Industrieländern rücken die Folgen des Klimawandels näher: Hitzewellen und Smog in den USA, Hitzewellen in China, Waldbrände in Kanada, Dürre in Europa.
Der Zusammenhang mit dem eigenen Verbrauch von Öl, Gas und Kohle ist wohl auch den Schweizern klar geworden. Sie stimmten am Wochenende in einem Referendum überraschend klar für die Klimaneutralität und für den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen. Ein Volksentscheid in Deutschland käme wohl zu ähnlichen Ergebnissen. Die „schweigende Mehrheit“, die von populistischen Politikern immer wieder beschworen wird, ist wohl doch nur eine lautstarke Minderheit.
Heute wird es im Ölhandel eher träge zugehen, denn die Ölbörsen in den USA sind wegen eines Feiertages geschlossen. Brent-Rohöl kostet am Morgen 75,69 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 70,90 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 738,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9149 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0927 Dollar.
Nationaler Markt
Trotz der eher schwachen internationalen Vorgaben wird Heizöl heute erneut teurer. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von über 91 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Vor allem die höheren Preise für Gasoil, das Vorprodukt der Raffinerien für Diesel und Heizöl, sind dafür verantwortlich. Die hitzebedingte Mehrnachfrage nach Gasoil in den USA sowie Lieferprobleme in der Nordsee koppeln im Moment Gasoil und damit auch Heizöl von den Rohölpreisen ab.
Im deutschen Heizölmarkt ist unterdessen nicht viel los. Der leichte Preisanstieg vertreibt den größten Teil der Kaufinteressenten. Von Kaufdruck ist nichts zu spüren. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf seiner neutralen, mittleren Stufe.
Die Zahl der Preisoptimisten sinkt weiter. Über 30 Prozent der Stimmen rechnen in der täglichen Lesereinschätzung mit einem Anstieg der Heizölpreise. Das ist ein vergleichsweise hoher Anteil.
Die aktuellen Probleme im Gasoilmarkt zeigen, dass auch bei einer insgesamt guten Versorgung des Weltölmarktes immer wieder Preisrisiken entstehen. Sollte der Hochsommer auf der Nordhalbkugel so heiß wie erwartet werden, könnte der Diesel- und damit auch der Heizölmarkt in unerwartete Probleme geraten. Ohne funktionierende Klimaanlagen, die vielerorts von Dieselgeneratoren angetrieben werden, ist das Leben und Arbeiten in immer mehr Landstrichen und Metropolen praktisch nicht mehr möglich.
In jedem Fall gilt daher: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil