Internationaler Markt
Die Rohölpreise setzten gestern zunächst ihren Sinkflug Richtung 70 Dollar je Barrel fort. Vor allem die Zinsaussichten und die unsichere Lage in China schrecken die Trader derzeit ab. Die Zahl der Wetten auf steigende Ölpreise ist schon seit Monaten ungewöhnlich gering.
Die Wende kam erst, als Brent Rohöl nur noch etwa 72 Dollar kostete. Der Wochenbericht aus dem amerikanischen Energieministerium (DOE) zeigte einen unerwartet starken Abbau der Rohölbestände um 9,6 Mio. Barrel im Vergleich zur Vorwoche. Der Preis für Brent-Rohöl kletterte daraufhin rasch Richtung 74 Dollar je Barrel. Damit schwenkten die Ölpreise in den Seitwärtskanal der letzten beiden Monate zurück. Brent-Rohöl bleibt in der Nähe von 75 Dollar je Barrel.
Die Meldung aus den USA zeigte nun schon den zweiten kräftigen Lagerabbau in Folge. Allerdings passen die Zahlen in der amtlichen Statistik nicht so richtig zusammen. Die Raffinerieauslastung und die Nachfrage bleiben relativ schwach. Beim Außenhandel tut sich ebenfalls nicht viel.
Auch die Preisstruktur an den Ölbörsen spricht gegen ein knappes Ölangebot. Erstmals seit Dezember zeigt sich dort eine sogenannte Contango-Struktur: Kurzfristige Lieferungen sind billiger als Lieferungen in sechs Monaten. Das spricht eher für eine entspannte Versorgungslage. Viele Händler bleiben daher auch nach den neuen Zahlen skeptisch und warten auf weitere Bestätigungen für eine mögliche Trendwende.
Hier die Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:
Rohöl: -9,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,4 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,8 Mio. Barrel (API)
Benzin: +0,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,9 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,2 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,2 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. Barrel über Vorjahresniveau)
Heute geben die Ölpreise zum Handelsstart leicht nach. Brent-Rohöl kostet im Moment 73,77 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 68,30 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 700,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9176 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0894 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl wird am frühen Morgen erneut billiger. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp über 88 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Mit etwas Verspätung werden damit die schwachen internationalen Vorgaben der letzten Tage an den deutschen Heizölmarkt weitergegeben. Das Jahrestief liegt jetzt nur noch etwa 2 Euro entfernt.
Die niedrigen Preise haben den bislang trägen Heizölmarkt in dieser Woche aufgeweckt. Die Bestellmengen lagen zuletzt weit über dem Durchschnitt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht jetzt sogar auf der höchsten Stufe.
Auch der Preisoptimismus ist gewachsen. Etwas über 80 Prozent der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf weiter fallende Heizölpreise.
Das ist durchaus möglich. Allerdings zeigt die gestrige starke Preisreaktion auf die fallenden Lagerbestände in den USA, dass nicht mehr viel Luft nach unten bleibt. Jederzeit kann es zu einem raschen, wenn auch kurzen Preisanstieg kommen, so dass die Seitwärtsbewegung der letzten Monate erst einmal weitergeht. Das Auf und Ab bietet immer wieder günstige Kaufgelegenheiten.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil