Internationaler Markt
Die internationalen Ölpreise setzten gestern ihren Sturzflug bis auf 72 Dollar je Barrel fort. Innerhalb eines Monats hat Brent-Rohöl nun bereits 12 Prozent an Wert verloren. Überraschende Nachrichten aus Washington könnten diesen Trend verlängern: Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete vor wenigen Stunden, dass acht Länder von den amerikanischen Ölsanktionen gegen den Iran ausgenommen werden sollen. Darunter anscheinend auch Großkunden wie Japan, Südkorea und Indien. China, der größte Kunde Teherans, wollte die Vorgaben der USA ohnehin nicht beachten.
Da die Sanktionen am kommenden Montag in Kraft treten sollen, aber schon einen Tag später in den USA Kongresswahlen stattfinden, könnte die unerwartete Beweglichkeit der Trump-Regierung also innenpolitische Gründe haben. Schließlich will man das Wahlvolk nicht durch hohe Tankstellenpreise verschrecken.
Aber auch andere Trends entspannen die Ölversorgung. Das OPEC-Kartell wirft Rekordmengen auf den Markt. Die saudische Regierung, die durch die Kashoggi-Affäre international unter Druck steht, senkt die Preise für ihre Stammkunden. Die amerikanische wie auch die russische Ölförderung sind nahe oder auf einem Allzeithoch und liefern sich mit 11,4 Mio. Barrel pro Tag ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Platz 1 in der globalen Ölwelt.
Die Sanktionen gegen den Iran, die noch vor wenigen Monaten Ölpreisprognosen von bis zu 100 Dollar pro Barrel rechtfertigen sollten, verlieren damit ihren Schrecken. Viele Analysten vollziehen einen 180-Grad-Schwenk und sehen Ölpreise von nur noch 60-65 Dollar am Horizont.
Mindestens ebenso stark drücken die Sorgen um den Zustand der Weltwirtschaft und damit um die Ölnachfrage. Die Daten sind noch dürftig, aber immer mehr Beobachter driften ins Lager der Konjunkturpessimisten. Die Ölmarktbeobachter ziehen langsam hinterher: Die Erwartungen für die Ölnachfrage im kommenden Jahr werden langsam zurückgeschraubt, bleiben aber mit einem Plus von durchschnittlich 1,3 Mio. Barrel pro Tag immer noch weit im grünen Bereich.
Heute morgen kann auch ein anscheinend konstruktives Telefongespräch zwischen Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi die Ölpreise nicht aus ihrer Tristesse wecken. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) fällt auf 63,50 Dollar je Barrel. Brent-Rohöl sinkt auf 72,86 US-Dollar je Barrel. Gasöl notiert ebenfalls schwächer bei 686,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar gibt auf 0,8742 Euro nach. Damit kostet der Euro 1,1435 Dollar.
Nationaler Markt
Die Entspannung auf den internationalen Ölmärkten kommt im deutschen Heizölmarkt nicht an, wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Die Rhein-Main-Region verharrt bei über 96 Euro je 100 Liter (Standardlieferung); München liegt nicht weit darunter. Im landesweiten Durchschnitt sind es im Moment 87-88 Euro.
Die Norddeutschen können sich über ihre vergleichsweise attraktiven 76 Euro je 100 Liter nur bedingt freuen, denn angesichts der schwachen Rohölpreise sollte Heizöl auch an der Küste deutlich tiefer notieren. Aber die Versorgungskrise zieht ihre Kreise. Die Lieferungen suchen und finden ihren Weg selbst in weit entfernte Hochpreisregionen.
Die Meteorlogen geben keine Entwarnung. Die Pegelstände werden vorerst niedrig bleiben, was gleichbedeutend ist mit hohen Rheinfrachten, Versorgungsengpässen und Preisaufschlägen, die für die Heizölkunden hier und da wohl kaum noch nachvollziehbar sind.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen vergleicht, zeigt für die kommenden Tage nur eine mittlere Kaufbereitschaft. Hierin zeigt sich der Widerstand gegen die exorbitanten Preise und die Resignation, dass in manchen Regionen ohnehin nicht geliefert werden kann. Wer nicht kaufen muss, wartet erst einmal ab. Das Prinzip Hoffnung gibt sich nicht geschlagen: Drei Viertel der Kunden erwarten fallende Preise in den kommenden Tagen und Wochen.
Die Charts widersprechen dem erwartungsgemäß. Die aktuellen Heizölpreise bleiben nahe dem Fünfjahreshoch. Die Preiskanäle zeigen in der kurzen wie auch in der langen Frist stabil nach oben. Ganz anders die Rohölcharts, die zumindest in der kurzen Frist nach unten weisen und in der mittleren Frist eher seitwärts tendieren.
Was tun? Auch die Heizölkunden in Norddeutschland und Ostdeutschland werden zusehends von der Versorgungskrise betroffen, da immer größere Heizölmengen in die Krisenregionen abwandern. In der Rhein-Main-Region ist nach wie vor keine Besserung in Sicht. Wer nicht mehr viel im Tank hat, sollte also trotz der milden Herbsttemperaturen nicht abwarten, denn die Lieferzeiten dehnen sich immer weiter aus – wenn überhaupt geliefert werden kann.
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Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Quelle: esyoil