Internationaler Markt
Der globale Ölmarkt überrascht einmal mehr. Noch vor wenigen Wochen wurden Versorgungsengpässe befürchtet. Die Gründe dafür schienen einleuchtend: Harte Sanktionen gegen den Iran, der Zusammenbruch Venezuelas und die nach wie vor starke Nachfrage. Russland und Saudi-Arabien erhöhten daraufhin ihre Produktion bis zum Anschlag, um dreistellige Rohölpreise zu verhindern.
Doch heute, wenige Tage nach dem Inkrafttreten der Iran-Sanktionen, reiben sich die Marktbeobachter die Augen. Die Preise brachen in den letzten Wochen um 20 Prozent auf knapp über 70 Dollar je Barrel ein; die Lagerbestände in den USA schwellen an; und die iranischen Ölexporte laufen teilweise weiter, da Washington zahlreiche Ausnahmen zulässt.
Aber der wichtigste Grund für den Preissturz kann eigentlich nicht überraschen: Hohe Preise sind ein unwiderstehlicher Anreiz für höhere Produktionsmengen. Einmal mehr deckeln die amerikanischen Schieferölfirmen das globale Preisniveau. In den letzten 12 Monaten haben sie ihre Fördermengen um über 2 Mio. Barrel pro Tag erhöht. Allein das kann die Ausfälle im Iran ersetzen und einen Teil der höheren Nachfrage decken. Das von der OPEC gefürchtete „Shale Band“ ist also wieder da: Die flexibel und schnell reagierende Schieferölbranche sorgt für einen stabilen Preiskorridor, der ein Ausbrechen der Ölpreise nach oben und nach unten verhindert.
Moskau und Riad versuchen nun im Eiltempo das Ruder herumzureißen. Schon in wenigen Tagen soll über eine Förderkürzung beraten werden, um die Ölpreise zu stabilisieren.
Eile ist für OPEC & Co. geboten, denn auch die gestrigen Lagerbestandsdaten des Energieministeriums (DOE) drücken auf die Ölpreise. Die Raffinerien haben ihren Wartungszyklus beendet und arbeiten wieder mit hoher Auslastung. Dementsprechend legten die Benzinlager um knapp 2 Mio. Barrel zu. Die Bestände an Heizöl und Diesel sanken hingegen, was am steigenden Verbrauch und hohen Produktexporten lag. Die eigentliche Überraschung boten jedoch die Rohölvorräte, die mit +5,8 Mio. Barrel kräftig nach oben kletterten. Der Branchenverband API hatte den Markt in seiner vorläufigen Schätzung vom Dienstag schon etwas darauf vorbereitet, aber der Markt blieb bis zu den endgültigen Zahlen skeptisch.
Hier die aktuellen Lagerveränderungen in der Übersicht:
Rohöl: +7,8 Mio. Barrel (API) bzw. +5,8 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -3,6 Mio. Barrel (API) bzw. -3,5 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -1,2 Mio. Barrel (API) bzw. +1,9 Mio. Barrel (DOE)
Heute Morgen gelingt es Moskau und Riad, den Preisverfall zu stoppen. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steigt minimal auf 61,92 Dollar je Barrel. Brent-Rohöl legt auf 72,34 US-Dollar je Barrel zu. Gasöl notiert unerwartet stark bei 700,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar steht fast unverändert bei 0,8745 Euro. Damit kostet der Euro 1,1432 Dollar.
Nationaler Markt
Noch immer keine Entwarnung für den deutschen Heizölmarkt. Die Preise steigen heute wieder Richtung Rekordhoch, wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Vereinzelte Regenfälle können die Lage auf dem Rhein noch nicht entspannen. Zusätzlicher Preisdruck kommt aus dem Gasoil-Markt in Rotterdam.
Das enorme Preisgefälle im deutschen Markt bleibt damit bestehen: Lange Lieferfristen und 90-100 Euro je 100 Liter im Westen und im Süden des Landes; entspanntere, aber immer noch teure 75-80 Euro im Norden und im Osten (jeweils Standardlieferung). Eine deutliche Verbesserung der Situation ist nicht in Sicht.
Kunden mit leeren Tanks müssen sich resigniert mit den „Apothekenpreisen“ arrangieren. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen vergleicht, zeigt für die kommenden Tagen eine mittlere Kaufbereitschaft. Wer nicht kaufen muss, wartet jedoch zurecht ab. Knapp drei Viertel der Kunden erwarten ohnehin fallende Preise in den kommenden Tagen und Wochen.
Die Charts sprechen eine andere Sprache. Die Preiskanäle für den deutschen Heizölmarkt weisen in der kurzen und langen Frist steil nach oben. Das Allzeithoch vom Herbst 2012 ist nicht mehr weit entfernt. Die internationalen Rohölcharts sind zumindest in der kurzen Frist weniger einheitlich.
Was tun? Die Heizölpreise sind mittlerweile in ganz Deutschland weit von einem normalen Niveau entfernt. Auch in Norddeutschland und Ostdeutschland macht sich die Krise bemerkbar, da der Süden und der Westen mit versorgt werden müssen. Wer einen leeren Tank hat, hat keine Wahl, sollte aber nur Teilmengen bestellen. Wer noch genügend im Tank hat, sollte abwarten, bis sich die Preise wieder normalisiert haben.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Quelle: esyoil