Internationaler Markt
Die seit Oktober rasant fallenden Ölpreise lassen erahnen, dass die Versorgung viel besser ist, als in den Monaten davor erwartet wurde. Die Aussage gilt für den Weltmarkt. In Deutschland erleben wir hingegen eine veritable Versorgungskrise. Dazu später mehr.
Binnen weniger Wochen offenbart sich im globalen Ölgeschäft eine Überversorgung, die bis ins kommende Jahr auf über ein Prozent des weltweiten Bedarfs anwachsen wird. Das klingt marginal, ist in diesem Markt aber gewaltig. Die Menge übertrifft die gesamte Förderung Großbritanniens, dem zweitgrößten Ölproduzenten Europas.
In Saudi-Arabien schaltet man angesichts der Aussicht bereits in den Panikmodus und droht mit einer massiven Einschränkung der Produktion. Die Forderung an alliierte Mitstreiter, ebenfalls zu reagieren, scheitert aktuell indes an anders gelagerten Interessen. Diverse OPEC-Partner und Russland bauen ihre Förderung nach einer längeren Phase der Zurückhaltung wieder aus.
In ganz besonderem Maß wird der Ausbau von den USA betrieben, die sich nicht nur zum weltgrößten Ölproduzenten aufgeschwungen haben, sondern den Markt langfristig dominieren werden. Bis 2025 werden US-Quellen nach Meinung der IEA (Internationale Energie Agentur) 75 Prozent des Angebotswachstums speisen. Erst danach wird die dominierende Rolle im globalen Ölgeschäft an die OPEC zurückfallen.
Angesichts dieser Aussichten muss man sich nicht mehr über den strikten Abwärtstrend der Ölnotierungen wundern. Er hat Chancen auf Fortsetzung bis in die Gegend von 60 Dollar pro Barrel für die Rohölsorte Brent. Nach dem starken Einbruch gestern dümpeln die Notierungen heute Morgen deutlich unterhalb der 70-Dollar-Marke herum. Mit einem Aufleben der Börsenaktivitäten im Tagesverlauf kann durchaus ein weiterer Schritt nach unten folgen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 59,19 Dollar und das Barrel Brent zu 69,49 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 655,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8897 Euro. Damit kostet der Euro 1,1237 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben nach. Statt zu ermutigen, wird diese Feststellung beim Blick auf die aktuelle Heizölpreis-Tendenz leider entzaubert, denn im Gegensatz zum Weltmarkt werden wir hierzulande mit einem strikten Aufwärtstrend konfrontiert. Ursächlich ist die Versorgungskrise, die durch vielfältige Störungen der ölrelevanten Infrastruktur ausgelöst wird. Neben Transportwegen sind Raffinerien in nennenswerter Weise betroffen.
Ins Zentrum der kritischen Verbraucherblicke hat es das Niedrigwasser auf dem Rhein geschafft. Damit endet das Verständnis für die Umstände aber schon. Den Wegfall der Schifffahrt möge man doch flugs durch Tankwagen ersetzen, hören wir immer wieder von Kunden. Das ist nicht möglich. Um das Transportvolumen eines zeitgemäßen Rheintankers zu ersetzen, werden 150 Tanksattelzüge benötigt. Davon gibt es in Deutschland insgesamt ca. 2.500 Stück. Diese stehen nicht als Reserve herum, sondern sind täglich für die Versorgung von Tankstellen im Einsatz. Dabei nehmen sie den kürzesten Weg von einem Tanklager zu den Zielorten. Der kürzeste Weg hat sich in diesen Wochen deutlich in Richtung Norden verlängert. Die Verlängerung wirkt wie die Reduzierung der Kapazität. Ein Tankwagen kann nicht mehr zehn, sondern nur noch fünf Tankstellen täglich beliefern. Damit nicht genug, denn an den noch verfügbaren Tanklagern werden die Wartezeiten für die Tankwagen immer länger, zehn Stunden sind keine Seltenheit mehr. Die Anzahl der angefahrenen Tankstellen sinkt weiter.
Auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen schwimmt, wie Anrainer und Touristen wissen, nicht nur ein Schiff, sondern eine ganze Tankerflotte. Die hat mehr Ladevolumen als alle Tanksattelschlepper zusammen. Ihre Aufgabe besteht unter anderem darin, Ware aus den Raffinerien in nahe und ferne Tanklager am Fluss zu transportieren. Von dort holen die großen Tanksattelzüge und kleineren Heizölverteiler die Ware ab, um sie auf kurzem Weg zu den Zielorten zu transportieren. Die verteilten Tanklager bieten ausreichend Ladeterminals für die Tankwagen. Der Ausfall dieser Lager führt zur Verlängerung von Straßentransportwegen und von Beladekapazitäten. Die Folge sind Lieferengpässe und höhere Transportkosten.
Selbstverständlich kann die Bahn einen Teil der Transporte übernehmen. Aber auch dieses System hat keine Kesselwagen als sofort verfügbare Reserve im Depot. Weitere Worte über die Unflexibilität und Dysfunktion des Unternehmens mute ich Ihnen hier nicht zu.
Dass die Heizölpreise im Binnenmarkt angesichts der Lage außer Rand und Band geraten sind, wundert sicher keinen interessierten Beobachter. Dass Mineralölkonzerne in der Krise gut verdienen, führt indes zu Missmut. Bevor wir nun reflexartig nach dem Staat rufen, sollten wir uns aber vor Augen führen, dass hier eine selten auftretende Seite der Marktwirtschaft ihren Preis fordert. In den üblicherweise krisenlosen Zeiten bietet eben diese Marktwirtschaft durch funktionierenden Wettbewerb sehr attraktive Preise. Das Gegenteil eines solchen Marktsystems erleben wir in der Geld- und Finanzwelt, die mit dem Eingreifen der Staaten über ihre Notenbanken zu einer unvorstellbaren Umverteilungsmaschinerie des Wohlstands der Bürger zu wenigen Supereichen geführt hat.
Das Heizölgeschäft im Binnenmarkt funktioniert also nicht mehr richtig. Die Suche nach einem günstigen Preis ist der Notwendigkeit, überhaupt Heizöl zu bekommen, zum Opfer gefallen. Die Spekulation auf sinkende Preise ist nur noch ein Spiel derjenigen, die in absehbarer Zeit gar kein Heizöl benötigen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung geben in diesen Tagen eher eine virtuelle Marktlage wider. Das eine steht auf einem hohen Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Im Norden gibt das mathematische Tiefpreis-System Kaufsignale. Das ist das Resultat des Preisverfalls am Weltmarkt, der sich wenigstens in Seenähe ein wenig offenbart.
Die Heizölpreistrends geben Verbrauchern keinen Grund zur Hoffnung auf Besserung. In den verschiedenen Zeitstufen treten fünfmal Aufwärts und nur einmal Abwärts auf. Man muss bis zur Zehn-Jahres-Ansicht klicken, um Abwärts zu finden. Und selbst dort wirkt es nicht überzeugend, da die negative Steigung ständig aufwärts korrigiert werden muss. Hoffen lassen lediglich die internationalen Preistrends.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Kaufen Sie umgehend, wenn Sie Heizöl benötigen, und bleiben Sie dem Markt fern, wenn Sie noch vier Monate oder mehr mit Ihrem Bestand überbrücken können.
Um die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil