Internationaler Markt
Die Ölpreise sind nach einigen schwachen Tagen wieder auf dem Weg zur 100-Dollar-Marke. Heute morgen kostet Brent-Rohöl über 97 Dollar je Barrel – ein neues Jahreshoch. Die Zinssorgen, die noch in der letzten Woche die Stimmung geprägt hatten, scheinen vergessen. Auch die eher schwachen Aktienmärkte können Öl in dieser Woche nicht aufhalten.
Der Preis für Brent-Rohöl legte gestern schon früh im Tagesverlauf zu und nahm dann nach der Veröffentlichung des amerikanischen Wochenberichts an Fahrt auf. Die neuen Daten stützen zwar die Preise, waren aber eigentlich nicht stark genug, um die Preisrallye zu erklären.
Die Rohölbestände sanken demnach im Vergleich zur Vorwoche um 2,2 Mio. Barrel, während die Produktlager leicht zulegen konnten. Zudem war die geschätzte Ölnachfrage in den USA eher schwach und lag nur vier Prozent über dem Vorjahr. Dieser Mehrbedarf wird durch eine steigende heimische Ölproduktion vollständig neutralisiert.
Mehr Schlagzeilen machten die erneut schrumpfenden Lagerbestände am Pipelinekreuz in Cushing (Oklahoma), wo sich zahlreiche Öltanklager befinden. Der Ort hat auch für die Ölbörsen eine besondere Bedeutung, da hier die zunächst rein finanziellen Börsenkontrakte mit physischen Öllieferungen erfüllt werden müssen, wenn man sie bis zum Ende hält.
In Cushing sind die Vorräte so gering wie seit letztem Sommer nicht mehr, was in vielen Medien für Aufregung sorgt. Allerdings hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass diese Lager stark an Bedeutung verloren haben und zudem eher auf die Preise reagieren als sie zu lenken. Im Moment sind weiter in der Zukunft liegende Öllieferungen deutlich billiger als aktuelle Lieferungen. Da macht es aus spekulativer Sicht keinen Sinn, große Vorräte zu halten und ihrem allmählich schwindenden Wert zuzuschauen.
Aber Cushing hin oder her: Öl bleibt nach den Förderkürzungen am Persischen Golf und in Russland knapp. Die Exporteure steuern nach wie vor die 100-Dollar-Marke an. Hier die gestern gemeldeten Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API):
Rohöl: -2,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,6 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,7 Mio. Barrel (API)
Benzin: +1,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,1 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,9 Mio. Barrel pro Tag (0,9 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,6 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. Barrel über Vorjahresniveau)
Brent-Rohöl kostet aktuell 97,37 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 94,52 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 989,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9525 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0495 Dollar.
Nationaler Markt
Auch bei den Heizölpreisen kommt ein neues Jahreshoch in Sicht. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp über 115 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt nur wenige Cent unter dem Hoch von Mitte September. Der Anstieg der internationalen Preise wird heute durch den schwachen Euro zusätzlich verschärft.
Dennoch bleibt die Zahl der Bestellungen im Moment über dem Durchschnitt. Viele fürchten noch höhere Preise im Herbst und Winter. Daher bleibt auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, auf der Stufe „Hoch“, während der Preispessimismus stärker als sonst üblich ausfällt. Nur etwa die Hälfte der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung setzen auf eine fallende Heizölpreise. Das ist ein ungewöhnlich geringer Anteil.
Wie erwartet steuert der Markt erneut die 100-Dollar-Marke an. Erst danach werden die Karten neu gemischt. Das OPEC-Treffen in der ersten Oktoberwoche könnte erste Hinweise liefern, ob das Kartell noch höhere Preise durchsetzen will. Wer vor einem fast leeren Tank steht, sollte also am Ball bleiben.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil