Internationaler Markt
Die Ölpreise schmierten gestern kräftig ab. Rohöl der Sorte Brent und Gasöl verloren von ihren jeweiligen Tageshochs bis Handelsschluss fast sechs Prozent an Wert. Als naheliegende Ursache könnte man vermuten, dass Saudi-Arabien und Russland das Ende ihrer freiwilligen Produktionskürzungen von insgesamt 1,3 Mio. Barrel Rohöl pro Tag verkündet hätten. Das ist aber nicht der Fall. Die Länder halten bis Jahresende strikt an ihren Kürzungen fest.
Die Preise gerieten im Tagesverlauf immer stärker unter Druck, weil die Konsensidee über die globale Wirtschaftsentwicklung in der zweiten Jahreshälfte 2023 ihre Glaubwürdigkeit verliert. Die vorhergesagte fulminante Erholung findet nicht statt. China steigt nicht mit beeindruckenden Wachstumsraten wie Phönix aus der Asche auf. Bullisch berauschte Finanzjongleure erkennen plötzlich die gleiche Realität wie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres, Unsicherheit in jeder Hinsicht. In den Aktienkursen wird diese Realität bereits seit drei Wochen abgebildet. Nun ist der Ölmarkt dran.
Die aktuellen Bestandsdaten aus den Tanklagern der USA und die Benzinnachfrage des Landes erwecken die Larmoyanz der ölinteressierten Finanzszene. Das regierungsamtliche DOE (Department of Energy) und das verbandschaftliche API (American Petroleum Institute) meldeten in ihren Wochenberichten einen unerwartet starken Aufbau der Benzinbestände. Ursächlich dafür ist in erster Linie der geringe US-Benzinbedarf. Er befindet sich auf einem Jahrestiefststand. Saisonbezogen war er zuletzt vor 22 Jahren so gering wie heute. Die wirtschaftliche Gesamtlage des Landes scheint die Konsumentenlaune nachhaltig zu verderben.
Die Berichterstatter DOE und API gaben folgende Differenzen zu den Beständen der Vorwoche zu Protokoll:
Rohöl: -2,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,5 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,3 Mio. Barrel (API)
Benzin: +6,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,9 Mio. Barrel (API)
In Summe ergibt sich ein Aufbau von 3,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. ein Abbau von 0,3 Mio. Barrel (API). Die Raffinerieauslastung ist mit gut 87 Prozent so gering wie zuletzt im März dieses Jahres. Im langjährigen Vergleich handelt es sich aber um ein normales saisonales Niveau. Es ist von Umstellungsarbeiten auf die Produktion von Winterware geprägt.
Von der Angebotsseite gibt es keine Neuigkeiten. Sie wird weiterhin als knapp angesehen. Eine bullische Preiskraft entwickelt sie aber nur, wenn Verbraucher ihre Aufgabe wie vorgesehen wahrnehmen, kritiklos zu konsumieren. In den als reich geltenden Ländern funktioniert das inflations- und zinsbedingt nicht mehr einwandfrei.
Heute Morgen setzt sich der Abgang an den Ölbörsen in abgeschwächter Form fort. Dabei sind die Gasölnotierungen sogar unter die Marke von 900 Dollar pro Tonne gesunken. Ob die angestoßene Preisentwicklung tatsächlich fortgesetzt wird, werden wir erst am Nachmittag erfahren, wenn die US-Broker in das Geschehen eingreifen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 84,30 Dollar und das Barrel Brent zu 85,98 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 879,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9513 Euro. Damit kostet der Euro 1,0510 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben bemerkenswert stark nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den mindestens so starken Vorgaben des internationalen Markts. Der Impuls ist so gewaltig, dass der aufsteigende Trendkanal in der kurzfristigen Ansicht bereits zur Disposition steht. Es scheinen spannende Tage vor uns zu liegen, in denen die Preise ordentlich durchgeschüttelt werden. Natürlich liegt es nun nahe, die Preisbewegung aus dem letzten Oktober zum Vorbild zu erklären. Sie wies kräftig abwärts. Gleichwohl sollte man sich nicht von Wunschträumen hinreißen zu lassen.
Im Binnenmarkt steigt das Bestellaufkommen rasant an. Gleiches gilt für die Hoffnung auf noch günstigere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie das Preisgeschehen eng. Sie können sich einen guten Kaufmoment sichern. Versuchen Sie aber nicht den besten zu finden. Das führt meistens zum Gegenteil.
Neues zum Heizungsgesetz finden sie in den News vom 12. September 2023.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil