Internationaler Markt
Öl wurde gestern signifikant teurer. Für technische Analysten, die ihre Ideen zur Preisentwicklung ausschließlich aus den Konstellationen der Preischarts ableiten, ist der zwei Monate währende Abwärtstrend endgültig beendet. Sie sagen einen Wiederanstieg der Preise vorher.
Der physische Ölmarkt lässt indes andere Interpretationen zu. Die Ölproduktion in den USA hat ein neues Rekordniveau erreicht und wird voraussichtlich weiter steigen. Andere Länder mit starker Ölförderung, die keiner Preissteuerungsallianz angehören, melden ebenfalls Produktionszuwächse. Dadurch hat sich die Angebotslage so sehr entspannt, dass die Preiskartelle OPEC und OPEC-Plus nach diversen erfolgreichen Drosselungsrunden das Ende ihrer konzertierten Handlungsfähigkeit erreicht haben. Marktteilnehmer bezweifeln, dass weitere angekündigte Produktionskürzungen im uneingeschränkten Interesse der Alliierten liegen.
Vor diesem Hintergrund ist der aktuelle Preisanstieg nicht der Beginn eines neuen Trends, sondern lediglich die singuläre Reaktion auf die Bedrohung der Handelsschifffahrt im Roten Meer durch antiisraelische Rebellen aus dem Jemen. Viele Reedereien haben ihre Schiffsführer mittlerweile angewiesen, die längere Route um das Kap der guten Hoffnung zu nehmen, um nicht unter Beschuss zu geraten. Das führt zu einer Verknappung von Frachtraum mit der Folge steigender Transportkosten. Der Einfluss auf die Ölpreise ist unspektakulär, da der Transport lediglich mit einer einstelligen Prozentzahl in den Ölpreisen zu Buche schlägt.
Darüber hinaus ist die Menge des Rohöls, das von der beschriebenen Transportteuerung betroffen ist, gering. Durch das Rote Meer werden lediglich acht Prozent der global gehandelten Ware geschifft. Eine ernsthafte Gefährdung der Ölpreise entsteht erst, wenn die Situation eskaliert. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn die USA und der Iran in eine militärische Auseinandersetzung gerieten.
Die monatlich auslaufenden Terminkontrakte für Rohöl werden auch nach dem jüngsten Preisanstieg für die Zukunft teurer gehandelt als für die Gegenwart. Das ist ein weiterer Beleg dafür, dass Verknappung derzeit kein Thema an den Börsen ist. Der Spekulation auf einen Aufwärtstrend fehlt somit das nötige „Futter“. Beim Gasöl ist Knappheit indes ein Thema. Hier werden die zeitnahen Kontrakte nämlich teurer gehandelt als diejenigen der Zukunft. Ein veritabler Aufwärtstrend ist aber auch für dieses Produkt, das unserem Heizöl entspricht, nicht zu befürchten. Die Trendführung liegt üblicherweise beim Rohöl. Gasöl hat lediglich unterschiedliche Differenzen aber keine unterschiedlichen Tendenzen zum Rohölpreis.
Die Ölbörsen wirken heute Morgen recht entspannt. Rohöl und Gasöl werden gut ein Prozent über dem Niveau von gestern Früh gehandelt. In ihren Spitzen lagen die Notierungen gestern deutlich höher als die aktuellen Preise.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 71,85 Dollar und das Barrel Brent zu 77,84 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 775,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9139 Euro. Damit kostet der Euro 1,0939 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise sind seit Mitte letzter Woche deutlich gestiegen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Ein Teil des Anstiegs geht auf das Konto der Bunderegierung, die die CO2-Abgabe unvermittelt auf knapp fünf Cent pro Liter für Lieferungen ab dem 01. Januar 2024 verteuert hat. Der größere Teil des Anstiegs kommt vom Weltmarkt als Reaktion für die wachsende Bedrohungslage der Handelsschifffahrt im Roten Meer. Der Abwärtstrend im kurzen Zeitbereich hat dadurch an Gefälle eingebüßt. Er ist aber weiterhin intakt. Die Gefahr eines Durchmarschs der Heizölpreise zu einer vollkommen neuen Trendlage sollte nie ausschließen, aber in diesem Moment auch nicht überbewertet werden.
Im Binnenmarkt kommen die Bestellungen lebhaft herein. Die Hoffnung auf günstigere Preise geht derweil zurück. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem mäßigen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, wartet mit dem Kauf noch ein paar Wochen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Neues zum Heizungsgesetz finden sie in den News vom 12. September 2023.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil