Internationaler Markt
In einem nachrichtenarmen Umfeld gaben die Ölpreise gestern merklich nach. Brent-Rohöl sank unter 78 Dollar je Barrel. Die Lage im Roten Meer blieb relativ ruhig und mehr Reedereien als bisher riskieren wieder die zeit- und kostensparende Fahrt durch den Suezkanal.
Eine Reihe von Tradern begann daraufhin, Druck auf die Ölpreise auszuüben. Automatisierte Handelsprogramme sprangen auf den fahrenden Zug auf und binnen weniger Stunden fiel Brent-Rohöl um fast drei Prozent. Am Abend lief diese Welle aus. Heute Morgen legen die Rohölpreise leicht zu.
Die Preisbewegung sollte nicht überbewertet werden. Viele Händler sind nicht an ihrem Desk, was sich auch daran zeigt, dass neue Daten zum US-Ölmarkt schlicht ignoriert werden. Der Wochenbericht aus den USA zeigte einen kräftigen Fall der Rohölbestände um knapp 7 Mio. Barrel. Das hätte unter normalen Umständen den Preisrutsch gebremst. Dabei ist allerdings unklar, wieviel davon steuerliche Gründe zum Jahresultimo hat.
Bei den Produkten hat sich nicht viel getan. Auch bei der Ölförderung in den USA und bei der Endnachfrage gab es keinen neuen Trend. Hier die aktuellen Zahlen aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API), die allerdings in dieser Woche recht knapp ausfielen. Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: -6,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,8 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,8 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -0,6 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion in den USA: 13,3 Mio. Barrel pro Tag (1,3 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,7 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. unter Vorjahresniveau)
Blickt man auf das Jahr zurück, wird es wohl vor allem bei den OPEC-Staaten lange Gesichter geben. Mehrere Förderkürzungen, vor allem in Saudi-Arabien, verpufften. Die Rohölpreise reagierten kaum. Daran konnten auch die stabile Nachfrage, der relativ schwache Dollar und mittlerweile wieder fallende Marktzinsen nichts ändern.
Tatsächlich strömte in diesem Jahr mehr Öl als erwartet auf den Markt. Das lag zum einen an Russland, das sich nur verbal an den Kartellzielen orientierte. Die Exportmengen bleiben letztlich unverändert hoch. China, Indien und die Türkei sorgten für eine stabil hohe Nachfrage nach russischen Öl.
Auch in den USA lief es anders als erwartet. Die Schieferölbranche, die im Vorjahr noch mit Investitionen geizte und vor allem die Renditen im Blick hatte, konnte ihre Produktion um über 1 Mio. Barrel pro Tag ausweiten. Addiert man die zusätzlichen Mengen in Guyana, Brasilien oder Norwegen sowie die höheren Exporten aus dem Iran zeichnet sich im Moment auch im Jahr 2024 keine Ölverknappung ab.
Eine Reuters-Umfrage ergab, dass die Marktbeobachter mit einem Durchschnittspreis von 84 Dollar je Barrel im kommenden Jahr rechnen. Das liegt nicht weit vom aktuellen Preis entfernt. Fragezeichen gibt es dennoch. Eine Eskalation im Nahen Osten ist nach wie vor jederzeit möglich.
Am Morgen erholen sich die Ölpreise vom gestrigen Preissturz. Brent-Rohöl kostet im Moment 77,68 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 72,14 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 752,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9028 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1075 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben am letzten Handelstag des Jahres ein weiteres Mal nach. Am Morgen zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen landesweiten Durchschnittspreis von unter 105 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Das sind trotz der Importsanktionen gegen Russland und der bereits eingepreisten höheren CO2-Abgaben etwa 18 Euro weniger als vor einem Jahr. Das liegt vor allem an den schwachen (Euro-)Preisen für Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel. Hier ist die Versorgungslage deutlich entspannter als erwartet.
Weniger entspannt sind offenbar die Heizölkunden. Der Markt ist seit vorgestern recht aktiv. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, hält sich auf der zweithöchsten Stufe. Gleichzeitig steigt jedoch auch der Preisoptimismus. Fast 80 Prozent der Stimmen erwarten in der täglichen Lesereinschätzung einen Rückgang der Heizölpreise.
Das hat sich zumindest in dieser Woche bestätigt. Abgesehen von den Eskalationsrisiken in Nahost kann der Ölmarkt recht entspannt ins neue Jahr starten. Neubestellungen müssen daher nicht überstürzt werden.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil