Internationaler Markt
Nach dem kometenhaften Anstieg der Ölpreise vor und nach dem vergangenen Wochenende haben sie einen Teil der Gewinne im gestrigen Tagesverlauf wieder abgegeben. Nun sinnieren die Vordenker der in Öl investierten Finanzjongleure über den zu erwartenden Verlauf der Preisentwicklung. Das tun sie bemerkenswert konträr. Für die einen ist der Preisrückgang ein konsolidierendes Element auf dem Weg zu noch höheren Preisen. Für die anderen ist es das Zeichen, dass höhere Preise ausgeschlossen sind, solange es keine physisch relevanten Wirkungstreffer gegen Öleinrichtungen gibt.
Die Ängstlichen erkennen in dem Angriff auf die in Jordanien gelegene US-Militärbasis eine erhebliche Steigerung der Eskalationsspirale. Sie halten die tödliche Attacke lediglich für die Eröffnung des nun folgenden Zyklus aus Washingtons Reaktion und rebellischer Aktion. Dabei sei es nur eine Frage der Zeit, bis die Auseinandersetzung direkt zwischen USA und Iran ausgetragen wird. Das muss nicht unbedingt militärisch geschehen. Die Ölpreise würden auch auf schärfere US-Sanktionen gegen Teheran und eine Blockade der Meerenge von Hormus reagieren.
Die Entspannten heben indes darauf ab, dass kein staatlicher Akteur an einem weiteren Krieg auf der Welt Interesse hat. Die in den Konflikten des Nahen Ostens involvieren Länder betonen unisono, dass sie keinen Krieg gegeneinander führen wollen. Derzeit fließt das Öl weitgehend unbehindert. Das gilt sogar für den Golf von Aden und das Rote Meer. Notfalls kann man auf diese Gebiete für den Transport verzichten und die sichere aber längere Alternative um das Kap der guten Hoffnung nehmen. Es brennen weder Ölfelder noch Raffinerien. Sobald der Druck des gerade aufgeblasenen Kessels gewichen sei, würden die Preise wieder nachgeben.
Allgemein gering wird die Möglichkeit eingeschätzt, dass die OPEC-Plus kurzfristig auf die zusätzlichen Produktionskürzungen verzichtet, mit der sie die Ölpreise Ende letzten Jahres stabilisieren wollte. Die Ankündigung zeigte im fallenden Markt kaum Wirkung. Ob ihr Gegenteil im steigenden Markt Wirkung zeigt, weiß man nicht. Die OPEC-Plus wird sich vermutlich nicht auf ein solches Vabanquespiel einlassen.
Heute Morgen setzt sich der Preisrückgang an den Ölbörsen fort. Rohöl- und Gasölnotierungen geben im Gleichtakt nach. Sie befinden sich allerdings deutlich über den psychologisch bedeutenden Marken von 80 Dollar pro Barrel Brent und 800 Dollar pro Tonne Gasöl.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 76,67 Dollar und das Barrel Brent zu 82,18 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 851,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9240 Euro. Damit kostet der Euro 1,0822 Dollar.
Nationaler Markt
Nach dem kräftigen Anstieg der letzten Tage geben die Heizölpreise nun etwas nach, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Die Preise folgen damit weiterhin den internationalen Vorgaben, allerdings mit der üblichen Dämpfung des börslichen Gezappels. Die abwärts gerichteten kurz- und mittelfristigen Preistrends sind noch nicht beschädigt. Das heißt aber nicht, dass sie ungefährdet sind. Gegenüber dem Vorjahr ist Heizöl nur noch vier Prozent günstiger. Hinzugekommen sind mittlerweile allerdings die Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist ruhig. Der dadurch hervorgerufene Konkurrenzdruck des Handels führt seit einiger Zeit dazu, dass die Vorgaben der internationalen Börsen nicht vollständig im Heizöl eingepreist werden. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl ist trotz der niederschmetternden geopolitischen Lage nicht ausgestorben. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem moderaten Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung nun sehr eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil