Internationaler Markt
Die Rohölpreise stiegen gestern den vierten Tage in Folge. Heute Morgen steht Brent-Rohöl bei 79,4 Dollar je Barrel. Ein neuer Preistrend ist dennoch nicht erkennbar. Schon seit November bleiben die Preise in der Nähe der 80-Dollar-Marke.
Im Moment sorgt vor allem die Lage in Nahost für den Preisauftrieb. Die israelische Regierung lehnte gestern einen längeren Waffenstillstand ab, zumindest solange die Hamas nicht vollständig zerschlagen ist. Gleichzeitig wartet die Region auf die nächsten Militärschläge der USA.
Washington reagiert damit auf die tödlichen Angriffe auf US-Stützpunkte in Jordanien und Irak. Es ist offensichtlich, dass die Angreifer vom Iran unterstützt wurden, aber die US-Regierung vermeidet im Moment eine sprunghafte Eskalation des Konflikts mit Teheran. Zunächst soll die Nahostreise des amerikanischen Außenministers die Möglichkeiten für einen Waffenstillstand ausloten. Zusammen mit Ägypten, Qatar und Saudi-Arabien will Washington den Konflikt entschärfen und ein tragfähiges Konzept für die Nachkriegszeit entwickeln.
Neuigkeiten gibt es auch aus dem Ölmarkt selbst. Der aktuelle Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt konnte den Aufwärtstrend der Ölpreise allerdings nicht aufhalten. Nur auf den ersten Blick wirkt der kräftige Ausbau der Rohölbestände um 5,5 Mio. Barrel im Vergleich zur Vorwoche preisberuhigend.
Doch das liegt vor allem an der geringen Produktion der Raffinerien. Das zeigt sich bei den Produktlagern, insbesondere bei Benzin und Diesel/Heizöl. Dort fielen die Bestände in etwa genauso stark wie die Rohöllager zulegen konnten. Die Verknappung bei den Produkten begünstigt zudem die Gewinnmargen der Raffinerien, was wiederum die Nachfrage nach Rohöl belebt.
Unter dem Strich hat sich also nicht viel getan. Auch die amerikanische Ölnachfrage blieb stabil, während sich die Ölbranche mittlerweile vollständig von der Kältewelle erholen konnte und wieder deutlich mehr Öl fördert als vor einem Jahr.
Hier die aktuellen Werte aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: +5,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,7 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -3,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,7 Mio. Barrel (API)
Benzin: -3,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,7 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,3 Mio. Barrel pro Tag (1,0 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,9 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. unter Vorjahresniveau)
Der europäische Ölhandel startet heute ohne klare Richtung. Brent-Rohöl kostet aktuell 79,42 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 74,02 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 871,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9274 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0780 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen den internationalen Vorgaben und legen am Morgen leicht zu. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt im Moment einen landesweiten Durchschnittspreis von 104-105 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Damit kostet Heizöl wieder so viel wie vor einer Woche.
Der Heizölmarkt wirkt nach wie vor sehr ruhig. Die Zahl der Bestellungen liegt unter dem Durchschnitt. Das drückt offenbar auf die Heizölpreise, denn Gasoil, das Vorprodukt der Raffinerien für Diesel bzw. Heizöl, hat in den letzten Tagen deutlich stärker zugelegt als Rohöl oder Heizöl. Doch dieser negative Trend kommt zumindest im Moment noch nicht im deutschen Heizölmarkt an.
Die übrigen Indikatoren haben sich kaum verändert. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht unverändert auf der mittleren Stufe. Der Preisoptimismus hält sich in Grenzen: Etwa zwei Drittel der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf einen Rückgang der Heizölpreise. Das ist ein unterdurchschnittlicher Anteil.
Diese Vorsicht ist wohlbegründet: Auch wenn sich die Ölpreise seit November nur seitwärts bewegen, sind die Risiken unübersehbar. Sie reichen von den militärischen Konflikten in Nahost über die Unterbrechung der Tankerrouten im Roten Meer bis zu den speziellen Problemen im europäischen Dieselmarkt. Wer ohnehin demnächst bestellen muss, sollte die Preistrends daher nicht aus den Augen verlieren.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und weiter steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil