Internationaler Markt
Die jüngsten geopolitischen Entwicklungen konnten die andauernde und hohe Unsicherheit im Ölmarkt nicht dämpfen. Der Angriff des Iran auf Israel vor gut einer Woche hat spekulative Trader, insbesondere Hedgefonds, dazu bewegt, verstärkt auf steigende Preise für Brent-Rohöl zu wetten. Dies spiegelt sich in den Daten der Warenterminbörse ICE wider. Dort erreichte die Anzahl der Kontrakte auf steigende Preise, sogenannte Long-Positionen, letzten Dienstag den höchsten Stand seit März 2021.
Der Verzicht des Iran auf unmittelbare Vergeltungsmaßnahmen nach dem mutmaßlich israelischen Angriff letzten Freitag bewegte einige Finanzjongleure dazu, Gewinne durch den Verkauf ihrer Long-Positionen zu realisieren. Die Folge war ein allgemeiner Rückgang der Ölpreise in beträchtlichem Ausmaß. In anderen Worten, die Risikoprämie im Ölpreis wurde reduziert.
Kurz- bis mittelfristig besteht immer noch die Möglichkeit, dass sich Spekulanten von weiteren Long-Positionen trennen werden. Dabei dürfte ein Fall unter die Marke von 85 Dollar für das Barrel Brent aber nur eintreten, wenn die Waffengänge im Gazastreifen zur Ruhe kommen.
Wir beobachten seit einiger Zeit, dass Gasöl, das ist das Vorprodukt für Heizöl, Diesel und Kerosin, stärker auf fallende Preise reagiert als Rohöl. Dieser Umstand geht auf das Ende einer Schwäche am europäischen Dieselmarkt zurück. Der Markt ist einer der volumenstärksten für Diesel weltweit.
Bedingt durch den Verlust russischer Importe, Transportstörungen im Roten Meer und Ausfälle in europäischen Raffinerien, etwa durch Streiks in Frankreich, kam es in den letzten Jahren zu Versorgungsengpässen beim Diesel. Die verlorenen Mengen wurden im Lauf der Zeit durch Importe aus Asien, den USA und dem Nahen Osten ersetzt. Die europäische Produktion läuft ebenfalls wieder reibungslos. Andererseits sinkt die Dieselnachfrage mittlerweile, nicht nur in Europa, sondern global. Nun treffen die in den letzten Monaten erhöhten Raffineriekapazitäten und Importe auf eine reduzierte Nachfrage. Die Folge sind Überversorgung und nachgebende Preise.
Insgesamt bleibt die Lage am Ölmarkt angespannt und dynamisch. Finanzjongleure suchen weiterhin so etwas wie eine verlässliche Preisrichtung. Sie handeln vorsichtig und scheuen mehr denn je das Risiko. Auf die gleichnamige Prämie in den Preisen wollen sie nicht in Gänze verzichten, obwohl die akute Eskalationsgefahr im Nahen Osten aktuell gering ist.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 82,02 Dollar und das Barrel Brent zu 87,14 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 779,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9360 Euro. Damit kostet der Euro 1,0680 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen ein wenig zu, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgenden damit den Vorgaben der internationalen Börsen. Es ist gut möglich, dass in den kommenden Tagen weiterer Preisrückgang realisiert wird. Auf Großes sollte man sich dabei allerdings nicht einstellen. Vermutlich wird die Angelegenheit auf seitwärts ziehende Preise hinauslaufen. Trotz der zuletzt erfreulichen Entwicklung ist Heizöl aktuell rund acht Prozent teurer als vor einem Jahr. Darin enthalten sind die zwischenzeitlich angefallenen Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut. Vor zwölf Monaten befanden sich die Heizölpreise in einer deutlich stärkeren Abwärtsbewegung als heute.
Die Nachfrage im Binnenmarkt geht nach einem kräftigen Zwischenhoch wieder zurück. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl läuft dem Preisverfall der letzten Tage hinterher. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System sendet in einigen Regionen der Republik Kaufsignale aus.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil