Internationaler Markt
Das Stimmungsbarometer zur Lage im Nahen Osten hat sich von explosiv auf wechselhaft gedreht. Das erlaubt Finanzjongleuren wieder einmal ihre Zinsängste für die USA zu pflegen. Der Moment dafür ist passend, da die nächste Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (Fed) bevorsteht. Es wird erwartet, dass sich die Notenbanker weiterhin um die Bekämpfung der Inflation kümmern müssen. Die zweitägige Zinssitzung wird wohl nicht die erhoffte baldigen Zinssenkungen bringen, was angesichts einer Inflationsrate von 2,7 Prozent im März nicht überraschen kann. Das Inflationsziel der Fed liegt bei 2,0 Prozent.
Die anhaltende US-Inflation und die daraus resultierenden höheren Zinserwartungen haben den Dollar gestärkt. Dadurch steigt der Abwärtsdruck auf die Rohstoffpreise. Das hartnäckige Phänomen dürfte die Zinssätze deutlich länger hoch halten als bisher erwartet wurde. Für Druck auf die Ölpreise sorgen darüber hinaus Zweifel an der chinesischen Binnennachfrage. Diese werden durch sinkende Unternehmensgewinne genährt. Aufgrund der Größe der chinesischen Volkswirtschaft haben derartige Befindlichkeiten sofort eine globale Implikation. Man sieht bereits die Ölnachfrage insgesamt einbrechen.
Neben den wirtschaftlichen Sorgen halten die geopolitischen Spannungen die Aufmerksamkeit der Finanz- und Ölszene hoch. In Kairo könnten Anfang der Woche bedeutende Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen der Hamas und Israel erzielt werden. Es wird über die Freilassung von über 100 israelischen Geiseln diskutiert. Israel hat die Bereitschaft signalisiert, einen Angriff auf Rafah zu verzögern, falls ein Abkommen erreicht wird. Die Hamas ist allerdings nur bereit, bestimmte Geiseln freizulassen, insbesondere Frauen sowie alte und kranke Personen. Israel fordert indes eine vollständige Freilassung und knüpft eine Waffenruhe an die Anzahl der freigelassenen Geiseln.
Parallel dazu finden am Rande des saudischen Weltwirtschaftsforums in Riad Gespräche über Gaza statt, an denen unter anderem die Außenminister der USA und Deutschlands sowie weitere internationale Vertreter teilnehmen. Trotz der festgefahrenen Situation löst die mögliche Verhinderung einer Bodenoffensive in Rafah Gefühle der Entspannung aus. Diese Entwicklung drückt ebenfalls auf die Ölpreise, denen Teile der Risikoprämie genommen werden.
In die andere Preisrichtung wirken die anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine, bei denen die Energieindustrie zunehmend im Fadenkreuz steht. Über das Wochenende hat ein intensiver Raketenbeschuss vonseiten Russlands Teile der ukrainischen Gasinfrastruktur getroffen, während die Ukraine eine russische Ölraffinerie in der Region Krasnodar angegriffen hat. Diese Entwicklungen können zu einer weiteren Destabilisierung der Ölversorgung führen.
In einem anderen Teil der Welt macht sich Namibia als neuer Akteur auf dem Ölmarkt bereit. Nach dem Vorbild Guyanas, das durch bedeutende Ölfunde zu einer der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften wurde, stehen die Zeichen auch für das Land im Süden Afrikas günstig. TotalEnergies, das Vorort maßgeblich engagiert ist, merkt dazu an, dass die kürzlich entdeckten Ölvorkommen vor der Küste Namibias das Land zu einem neuen Zentrum der Ölexploration machen können. Diese Meldung hat zwar keine Bedeutung für die aktuelle Ölpreisentwicklung. Sie zeigt aber, dass die Entwicklung des Ölmarkts keinesfalls ihrem Ende zugeht. Dieser Umstand wirkt angesichts der virulenten Klimaproblematik anachronistisch. Er zeigt aber, dass der Energiehunger der Menschheit nach wie vor nicht ohne fossiles Öl zu befriedigen ist.
An den Ölbörsen geht es auf tieferem Niveau als letzten Freitag in die neue Woche. In die Notierungen für Rohöl und Gasöl wurde etwas Entspannung eingepreist.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 83,07 Dollar und das Barrel Brent zu 88,52 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 780,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9328 Euro. Damit kostet der Euro 1,0720 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie laufen damit den Vorgaben der internationalen Börsen hinterher. Es ist gut möglich, dass in den kommenden Tagen wieder etwas Preisrückgang realisiert wird. Auf Großes sollte man sich dabei allerdings nicht einstellen. Vermutlich wird die Angelegenheit auf seitwärts ziehen Preise hinauslaufen. Trotz der vor Kurzem noch erfreulichen Entwicklung ist Heizöl aktuell rund elf Prozent teurer als vor einem Jahr. Darin enthalten sind die zwischenzeitlich angefallenen Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut. Vor zwölf Monaten befanden sich die Heizölpreise in einer deutlich stärkeren Abwärtsbewegung als in diesen Tagen.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist nach einem kräftigen Zwischenhoch wieder sehr moderat. Anders steht es um die Hoffnung auf günstigeres Heizöl. Sie ist kraftvoll. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt im Norden der Republik ein Kaufsignal an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil