Internationaler Markt
Die Rohölpreise waren Mitte der Woche zunächst weiter im Sinkflug. Am Mittwoch fielen sie sogar unter 82 Dollar. Aber die Lage in Nahost und neue Daten zum US-Ölmarkt sorgen dafür, dass der wochenlange Abwärtstrend nun ausläuft. Die Preise erholen sich wieder. Heute Morgen steht Brent-Rohöl über 84 Dollar je Barrel.
Die Verhandlungen über einen Waffenstillstand zwischen der Hamas und Israel sind gescheitert. Israelische Streitkräfte rücken weiter in Richtung der letzten Hamas-Hochburg Rafah vor. Die US-Regierung fordert schärfer als bisher den Schutz der Zivilbevölkerung ein, aber es ist klar, dass Washington seinen wichtigsten Verbündeten in der Region nicht fallen lassen wird. US-Präsident Biden, sechs Jahre älter als Israel, hält am einzig möglichen Kurs in dieser verfahrenen Situation fest.
Ölpolitisch haben die USA ohnehin freie Hand. In den Hochzeiten der OPEC, also in den 70er Jahren, war das Land noch der größte Ölimporteur der Welt und auf Importe vom Persischen Golf angewiesen. Heute sind die USA dank Schieferöl von Importen unabhängig.
Probleme machen nur die Raffinerien. Die komplexen Anlagen wurden gebaut, als die USA große Mengen an schweren Ölsorten einführen mussten, die nur mit großem technischen Aufwand verarbeitet werden konnten. Heute überschwemmen jedoch die leichten Schieferölsorten den Binnenmarkt, die auch von simplen Raffinerien verarbeitet werden können. Sie werden in großen Mengen exportiert, weil die US-Raffineriebetreiber mit ihren teuren Anlagen damit keine Gewinne erzielen können. Das führt dazu, dass die USA gleichzeitig große Mengen Rohöl importieren und exportieren.
Auch die schwache Nachfrage macht den Raffinerien zu schaffen. Bei Benzin, Diesel und Jet Fuel wird im laufenden Jahr bisher deutlich weniger verbraucht als im Vorjahr. Nur einige Nebenprodukte sorgen für eine insgesamt stabile Ölnachfrage. Kein Wunder also, dass die Raffinieren ihre Rohölkäufe zurückfahren und die Rohölpreise in den letzten Wochen auf Talfahrt waren.
Der wöchentliche Bericht zum Zustand des US-Ölmarktes vom Mittwoch zeigt, dass eine Änderung der Lage vorerst nicht in Sicht ist. Die Raffinerien waren zwar etwas aktiver als in der Woche davor, aber die Lagerbestände haben sich kaum verändert.
Der Markt hatte jedoch auf noch schwächere Zahlen gesetzt. Die Rohölpreise erholten sich daher leicht und setzen diesen Kurs bis heute Morgen fort.
Hier zusammenfassend die aktuellen Werte aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: -1,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,5 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,7 Mio. Barrel (API)
Benzin: +0,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,5 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,1 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,9 Mio. Barrel pro Tag (unverändert zum Vorjahreswert)
Brent-Rohöl kostet aktuell 84,48 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 79,91 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 762,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9273 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0782 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise sind seit einer Woche kaum verändert. Sie bleiben damit in der Nähe des Jahrestiefs. Auch am heutigen Morgen zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen landesweiten Durchschnittspreis von 97,5 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Rohöl und Gasoil sind zwar teurer geworden, aber das wirkt sich im Moment noch nicht auf den Heizölmarkt aus.
Noch immer liegt die Zahl der Bestellungen weit über dem Durchschnitt. Die unerwartet niedrigen Preise ziehen auch Kunden an, die noch nicht unter Kaufdruck stehen. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der mittleren Stufe. Es wird also nicht blindlings gekauft.
Der Preisoptimismus ist ungebrochen: Über 80 Prozent der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung weiter fallende Preise. Danach sieht es im Moment jedoch nicht aus. Der Abwärtstrend bei den Ölpreisen scheint allmählich auszulaufen. Wer ohnehin demnächst ordern will oder muss, findet aktuell sehr günstige Konditionen vor.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil