Internationaler Markt
Die Aussichten auf ein baldiges Ende des Konflikts im Gazastreifen haben sich erneut zerschlagen, nachdem Israel einen von den USA vorgeschlagenen und vom UN-Sicherheitsrat gebilligten Waffenstillstandsplan abgelehnt hat. Die Hamas zeigte einen moderateren Umgang mit der Initiative, indem sie lediglich Änderungen des Plan forderte. In der Folge kam es im Roten Meer wiederholt zu Angriffen der jemenitischen Huthi-Rebellen auf internationale Handelsschiffe. Diese Angriffe sollen laut den Rebellen ihre Solidarität mit den Palästinensern im Gazastreifen zum Ausdruck bringen.
Über Pläne zur Beilegung wird auch bezüglich des Russland-Ukraine-Kriegs gesprochen. Den Kontrahenten schweben jeweils Ideen vor, die die Kapitulation der anderen Seite zur Bedingung haben. Mit der Abkehr von derartigen Maximalforderungen will eine Friedenskonferenz in der Schweiz einen Weg zur Beendigung des Konflikt eröffnen. Es zeigte sich allerdings schnell, dass die 102 teilnehmenden Länder gedanklich weit voneinander entfernt sind. Noch schwerer hinsichtlich der Aussichtslosigkeit von Frieden zum gegenwärtigen Zeitpunkt wiegt die Abwesenheit Russlands, das nicht einmal eingeladen wurde, und Chinas von dieser Konferenz.
So liegt es nahe, in beiden Fällen den Fortgang von Krieg zu konstatieren. Die Welt, auch die des Öls, findet in unsicheren Zeiten statt. Prognosen zu treffen ist schwierig. Das gilt selbst für Finanzjongleure, die ihr Geld mit dem erfolgreichen Antizipieren von Ereignissen verdienen. Aktuell scheint die Kapitulationsbereitschaft dieser angriffslustigen Gruppe höher zu sein als die der Antagonisten aktueller Kriege.
Einen direkten Einfluss auf den Ölmarkt haben die Sanktionen des Westens, mit denen die russischen Ölexporte eingeschränkt werden sollen. Moskau ist allerdings in der Lage, diese Behinderungen immer erfolgreicher abzuwehren. Die russische Ölsorte Urals wird nur geringfügig unter dem Preis von Brent-Rohöl verkauft. Genau das wollten westliche Länder unter Führung der USA mit einem Preisdeckel von 60 Dollar pro Barrel verhindern. Aber nicht nur indische Raffinerien kaufen die Rohölsorte Urals unverhohlen und in großem Stil mit einem minimalen Abschlag gegenüber Brent, dessen Preis aktuell bei 83 Dollar liegt. Der Deckel zeigt so gut wie keine Wirkung und auch die Anzahl der Schiffe, die am Export beteiligt sind, nimmt stetig zu. Die Flotte, die russisches Öl transportiert, hat sich seit Beginn des Ukraine-Krieges mehr als verdoppelt und umfasst jetzt über 630 Tanker. Als weitere Kraft versucht nun Großbritannien das aussichtslose Spiel des Westens zu wenden. Erfolg wird sich kaum einstellen, denn die Zahl der nicht prowestlich eingestellten Länder ist zu mächtig.
Weitgehend frei von kriegerischer Auseinandersetzung ist die Konjunktur in China. Finanzjongleure erhoffen sich von ihr immer wieder deutlich stimulierende Effekte für ihr Geschäft und für den Ölpreis. Die Klarheit, auf die sie hoffen, bleibt allerdings aus. Zwar stiegen die Einzelhandelsumsätze im Mai um 3,7 Prozent und damit deutlich stärker als erwartet und höher als im April. Die Industrieproduktion wuchs im Mai indes nur um 5,6 Prozent. Das ist schwächer als erwartet und langsamer als im April. Die Rohölverarbeitung der chinesischen Raffinerien ging im Mai sowohl im Jahres- als auch im Monatsvergleich zurück. Für dieses Jahr erwarten Experten einen stagnierenden oder gar sinkenden Rohöldurchsatz der Raffinerien in China. Sie führen das auf die Krise im Immobiliensektor und die dadurch beeinträchtigte Nachfrage zurück. Ein tatsächlicher Rückgang des Rohöldurchsatzes wäre der erste seit 20 Jahren.
Nach einem dreiwöchigen Rückgang zogen die Ölnotierungen in der letzten Woche wieder an. Zum Wochenstart ist die aktuelle Tendenz an der Ölbörsen noch nicht klar erkennbar. In den Bewegungen der Notierungen ist allenfalls Unsicherheit zu erahnen. Die wird vermutlich erhalten bleiben und zu seitwärts ziehenden Preisen führen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 78,40 Dollar und das Barrel Brent zu 82,54 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 762,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9344 Euro. Damit kostet der Euro 1,0702 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben ein wenig nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie haben sich recht deutlich von ihrem Jahrestief entfernt. Ob sie es dieses Jahr noch einmal erreichen, steht in den Sternen. Aktuell befinden sich die Heizölpreise mittig zwischen Jahreshoch und Jahrestief. Tendenziell bewegen sie sich in abwärts gerichteten Leitplanken. Im kurzfristigen Bereich wurde deren obere Grenze jüngst allerdings nach oben verschoben. Preisauftrieb kam zuletzt nicht nur über den internationalen Handel herein, sondern auch von den Frachtkosten im Binnenmarkt. Die Wasserstraßen waren durch die Regenfälle der letzte Wochen nur eingeschränkt schiffbar. Dadurch wurde Frachtraum knapper. Das machte sich besonders im Südwesten der Republik bemerkbar. Man darf hoffen, dass sich dieser Effekt langsam auflösen wird.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist sehr ruhig und selbst die Hoffnung auf günstigeres Heizöl wirkt sediert. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem soliden Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil