Internationaler Markt
Das Glücksrad der ölpreisrelevanten Themen bietet Stichworte wie Angebot, Nachfrage, Zinspolitik und Störungen aller Art an. Die letzte Runde brachte die Nachfrage ins Gespräch. Finanzjongleure arbeiteten sich an ihrem möglichen Mangel ab. Aktuell ist das Rad beim Angebot stehen geblieben. Während vergangene Aufrufe des Stichworts Gefühle von Üppigkeit und Überfluss freisetzten, wird plötzlich Knappheit und Mangel empfunden. Der Stimmungswandel ist der erfolgreichen Kommunikation der OPEC-Plus geschuldet. Die Allianz konnte glaubhaft vermitteln, dass sie durchaus in der Lage ist, ihre Preisvorstellungen mit Hilfe einer restriktiven Förderpolitik durchzusetzen. Als ausschlaggebendes Instrument werden derzeit die freiwilligen Zusatzkürzungen einiger Mitgliedsländer angesehen.
Nach Prognosen des norwegischen Energieberatungsunternehmen Rystad Energy wird die OPEC-Plus in diesem Jahr rund 0,83 Mio. Barrel pro Tag und im nächsten Jahr rund 1,04 Mio. Barrel pro Tag vom Markt nehmen. Dadurch wird das globale Ölangebot in diesem Jahr nahezu stagnieren. Ein solches Nullwachstum gab es zuletzt im Pandemiejahr 2020. Eine marginale Reststeigerung des Angebots könnte laut Rystad allenfalls durch die amerikanische Schieferölindustrie einfahren werden. Die Änderung der Angebotseinschätzung ist dramatisch. Anfang Juni wurde der Zugewinn noch in der Nähe von einer Mio. Barrel pro Tag gesehen.
Andere Analysten bieten ein moderateres Stimmungsbild an. Es basiert auf einer Preisschätzung von durchschnittlich 80 bis 85 Dollar pro Barrel Brent. Das ist die Preisspanne, die in diesen Tagen durchlaufen wird. An dieser Spanne würde sich die OPEC-Plus bei der Wahl ihrer Maßnahmen orientieren. Insgesamt ist die Volatilität der Ölpreise tatsächlich geringer als in früheren Jahren.
Im Verlauf der letzten vier Wochen kam es zu einem dreiwöchigen Rückgang der Ölpreise, bei dem der Jahrestiefststand erreicht wurde. Er war einer Kommunikationspanne der OPEC-Plus geschuldet. Es folgte ein Anstieg, der nun in die zweite Woche geht. Heute sind die Preise ungefähr dort, wo sie vor vier Wochen waren. Die Schwingungsbreite betrug dabei keine zehn Prozent. Gemessen an früheren Ereignissen ist das wahrlich kein Hingucker.
Es wird nicht lange dauern, bis sich das Glücksrad der Themen erneut dreht und einen anderen Fokus eröffnet. Das geschieht sehr wahllos. Die Wahrscheinlichkeit, dass dabei ein echter Aufreger mit hohem Preispotenzial herauskommen wird, ist ziemlich gering. Eine solche Einschätzung ist angesichts der aus den Fugen geratenen Welt durchaus bemerkenswert. Daraus ergibt sich die Frage, ob tatsächlich die Welt oder lediglich die Art der Kommunikation darüber die solide Basis verloren hat.
Nachdem die Ölnotierungen an den Börsen gestern erneut kräftig zulegten, geben sie heute Morgen einen Teil der Gewinne wieder ab. Sollte sich die Verknappung des Angebots als Thema noch halten, müsste gleichwohl mit einem weiteren Preisanstieg gerechnet werden. Es könnte aber sein, die aktuelle Abwärtsbewegung bereits der Auftakt zu einem anderen Themenschwerpunkt ist.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 79,97 Dollar und das Barrel Brent zu 83,82 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 765,25 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9328 Euro. Damit kostet der Euro 1,0717 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen wieder zu, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den internationalen Vorgaben. Die abwärts gerichteten Trendkanäle werden von der durchaus kräftigen Aufwärtsbewegung noch nicht angegriffen. Das ist natürlich keine Garantie für die weitere Preisentwicklung im Verlauf des Jahres. Es bedarf allerdings eines wirklich starken Ereignisses, um einen alles verändernden Preisverlauf zu initiieren. Preisauftrieb kam zuletzt nicht nur über den internationalen Handel herein, sondern auch von den Frachtkosten im Binnenmarkt. Die Wasserstraßen waren durch die Regenfälle der letzte Wochen nur eingeschränkt schiffbar. Dadurch wurde Frachtraum knapper. Das machte sich besonders im Südwesten der Republik bemerkbar. Man darf hoffen, dass sich dieser Effekt langsam auflösen wird.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist sehr ruhig und selbst die Hoffnung auf günstigeres Heizöl wirkt sediert. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem soliden Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil