Internationaler Markt
Zwischen Anfang April und Anfang Juni gaben die Ölpreise ordentlich nach. Damals ging man davon aus, dass der Markt gut versorgt sei, die Nachfrage aber perspektivisch zu wünschen übrig lasse. Diese Einschätzung änderte sich abrupt. Plötzlich wurde für das dritte Quartal 2024 eine Angebotslücke ausgemacht, die nicht zuletzt auf die erfolgreiche Kürzungspolitik der OPEC-Plus zurückzuführen sei. Die Preise stiegen wieder an und annullierten binnen zweier Wochen gut die Hälfte des Preisverfalls.
Für das globale Ölangebot sind aber auch die ukrainischen Angriffe in Russland zunehmend problematisch, denn trotz der Sanktionen bleibt das Riesenreich ein unverzichtbarer Exporteur von Rohöl und Ölprodukten. Die fortgesetzten Attacken verleihen den Preisen ebenfalls Flügel. Derzeit vergeht kaum ein Tag ohne Berichte über Drohnenangriffe auf russische Ölanlagen. Am vergangenen Freitag teilte das ukrainische Militär mit, dass in den frühen Morgenstunden insgesamt vier russische Raffinerien angegriffen wurden.
Die Ukraine hat den Einsatz von Drohnen in diesem Jahr erheblich intensiviert. Aus ukrainischen Geheimdienstkreisen verlautet, dass drei der vier angegriffenen Raffinerien Treibstoff für die russische Schwarzmeerflotte produzieren. Eine anonyme Quelle betont, dass die Beschädigung dieser Raffinerien die Logistik der Kraftstoffversorgung erheblich erschweren würde, da das Öl von anderen Raffinerien bezogen werden müsse.
Das russische Militär erklärt, es habe am Freitag 70 Drohnen über dem Schwarzen Meer und der besetzten Krim sowie 44 Drohnen über den Region Krasnodar und Wolgograd abgeschossen. Auch Russland hat seine Angriffe auf Energie- und Stromversorgungseinrichtungen der Ukraine stark ausgeweitet. Damit trifft es den deutlich kleineren und durch den Krieg geschwächten Nachbarn außerordentlich empfindlich.
Von Ebbe auf der Nachfrageseite kann ebenfalls keine Rede sein. Zwar verläuft sie in den USA bei Benzin sehr schleppend. Der Bedarf an Flugzeugtreibstoff ist indes stark gestiegen. Letzte Woche produzierten US-Raffinerien die höchste Menge Kerosin seit Ausbruch der Pandemie und acht Prozent mehr als im letzten Jahr. Die Kerosinnachfrage erreichte sogar den höchsten Stand seit 2019. Reiseveranstalter und Regierungsbehörden erwarten in den kommenden Monaten eine Rekordzahl an Fluggästen. Vorsorglich erhöhten die Raffineriebetreiber ihre Kerosinlager um über 2 Millionen Barrel seit Jahresbeginn. Der schwächelnde Benzinverbrauch ist derweil immerhin auf ein Jahreshoch gestiegen.
Die Preise an den Ölbörsen gaben am Freitag endlich nach. Finanzjongleure begründen das erneut mit der Dollarstärke, die der ausbleibenden Zinswende in den USA geschuldet sei. Irgendwas ist in dieser Angelegenheit immer im Weg. Meistens ist es die robuste US-Wirtschaft, die sich aktuell in besser als erwarteten US-Einkaufsmanagerindizes offenbart. Ein stärkerer Dollar macht Rohölkäufe in Fremdwährungen weniger attraktiv.
Die Ölpreise wirken nach dem jüngsten Anstieg ausgelutscht. Eine Abwärtskorrektur liegt deshalb nahe. Aber so richtig will sie sich nicht einstellen. Heute Morgen steigen die Notierungen jedenfalls wieder. Einen Teil ihrer Freitagsverluste haben sie bereits glatt gestellt. Die bullische Grundstimmung scheint sich fortzusetzen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 80,90 Dollar und das Barrel Brent zu 85,41 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 779,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9331 Euro. Damit kostet der Euro 1,0714 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise pendeln auf erhöhtem Niveau auf und ab, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den internationalen Vorgaben. Die abwärts gerichteten Trendkanäle werden von der durchaus kräftigen Aufwärtsbewegung noch nicht angegriffen. Das ist natürlich keine Garantie für die weitere Preisentwicklung in diesem Jahr. Es bedarf allerdings eines wirklich starken Ereignisses, um einen alles verändernden Preisverlauf zu initiieren. Ein solches liegt absehbar nicht vor.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist sehr ruhig. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl ist deutlich belebter. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer die Unsicherheit der Preise leid ist, gibt einfach eine Bestellung auf.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil