Internationaler Markt
Die Rohölpreise legen seit gestern Abend wieder zu. Brent-Rohöl bleibt aber den achten Tag in Folge zwischen 85 und 86 Dollar je Barrel. Nach wie vor stützt die Eskalation des Konflikts zwischen Israel und den Terrormilizen der Hisbollah im Libanon die globalen Ölpreise.
Seit gestern lösen aber auch schwache Arbeitsmarktdaten in den USA spekulative Käufe aus. Die Hoffnung auf Zinssenkungen schon im Frühherbst ist dadurch gestiegen. Der Trend könnte aber schon in wenigen Stunden abrupt stoppen, wenn neue Inflationsdaten veröffentlicht werden.
Die Zinspolitik kann im Moment die schwache Verfassung des Ölmarkts in den Hintergrund drängen. Die aktuelle Ölnachfrage ist zwar wie immer schwer zu beurteilen, aber die verfügbaren Daten deuten darauf hin, dass sie deutlich unter den Prognosen vieler Analysten und der OPEC liegt.
Gleichzeitig steigen die Lagerbestände weltweit an. Das gilt nicht nur für die USA, wo am Mittwoch deutlich höhere Vorräte gemeldet wurden. Auch die langen Umwege der Öltanker um das Rote Meer führen dazu, dass die „schwimmenden Lagerbestände“ derzeit weit über Normal liegen.
Im ersten Moment ist es überraschend, dass der Ölmarkt die nächtliche Präsidentschaftsdebatte zwischen Biden und Trump ignoriert. Trump steht der politisch konservativen Ölindustrie deutlich näher als Biden. Aber auch die Biden-Administration traf in den letzten Jahren viele Entscheidungen, die zugunsten der Öl- und Gasbranche ausfielen. Auch waren beide Kandidaten in ihren Amtszeiten daran interessiert, die Tankstellenpreise möglichst niedrig zu halten. Insofern sind die Folgen der US-Wahlen im November für Öltrader schwer einschätzbar.
Allen Zuschauern wurde jedoch während der Debatte klar, dass beide Kandidaten für das höchste Amt in den USA ungeeignet sind: Auf der einen Seite ein narzistischer und charakterlich völlig ungeeigneter Herausforderer, der am liebsten die Demokratie abschaffen würde; auf der anderen Seite ein körperlich und mental angeschlagener Amtsinhaber, der seinen Platz nicht räumen will. Zweifellos sind die Chancen der Demokraten auf einen Wahlsieg in den letzten Stunden noch weiter gesunken. Das politische System der USA steht damit erneut vor einer Zerreißprobe, mit weitreichenden Folgen auch für Deutschland.
Aktuell kostet Brent-Rohöl 85,72 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 82,27 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 796,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9347 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0697 Dollar.
Nationaler Markt
Die höheren internationalen Rohölpreise machen sich auch im deutschen Heizölmarkt bemerkbar. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am frühen Morgen einen Durchschnittspreis von knapp über 100 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt knapp ein Prozent über dem Stand des Vortages.
Der relativ geringe Preisanstieg könnte die Folge der anhaltenden Bestellunlust sein. Schon seit zwei Wochen bleibt die Zahl der Bestellungen weit unter dem Durchschnitt. In diesem Umfeld ist es schwierig, höhere Preise durchzusetzen. Vermutlich sitzen viele Händler auf hohen Lagerbeständen, die nur mit attraktiven Angeboten versilbert werden können.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fiel daher seit gestern noch weiter und verharrt nun auf der zweitniedrigsten Stufe. Die Preisperspektiven haben sich aus der Sicht der Verbraucher kaum verändert. Noch immer zeigt die täglich erhobene Lesereinschätzung, dass ein Viertel der Voten auf fallende Preise setzt.
Angesichts der geringen Preisausschläge in den letzten Wochen ist es nicht verwunderlich, dass viele Interessenten erst einmal abwarten. Dabei sind die Konditionen noch immer günstig. Wer nicht spekulieren will, sollte sich rechtzeitig noch einem passenden Angebot umschauen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil