Internationaler Markt
Es dauerte nur wenige Tage, um die Stimmung im Ölmarkt vollends kippen zu lassen. Fast alle Argumente, die in den letzten Wochen für steigende oder zumindest stabile Ölpreise sprachen, sind im Moment vom Tisch. Brent-Rohöl kostet am Morgen nur noch knapp über 81 Dollar je Barrel.
Im Zentrum steht die Lage in China. Dort schrumpfen die Ölimporte bereits seit einigen Monaten. Staatlich manipulierte Statistiken und schwer durchschaubare Exportstrategien der chinesischen Raffinerien machen den chinesischen Ölmarkt allerdings häufig zu einer Black Box.
Doch die Krisensitzungen der Parteikader und überraschende Zinssenkungen lassen im Moment nicht mehr viel Interpretationsspielraum. Die Ölnachfrage beim größten Ölimporteur und zweigrößten Ölverbraucher der Welt ist offenbar schwächer als gedacht.
Auch Indien meldet im Moment fallende Ölimporte. In den USA wiederum enttäuschten gestern die Quartalszahlen von Google und Tesla. Einige Aktienmärkte verzeichneten den schwärzesten Tag seit zwei Jahren, als die Anleger in Scharen ihre bisherigen Kursgewinne versilberten. Die schlechte Stimmung erfasste auch die Rohstoffmärkte.
Die Verkaufswelle der Trader konnte auch nicht von den neuen Wochendaten zum amerikanischen Ölmarkt gestoppt werden. Demnach sind die Lagerbestände weitaus stärker als erwartet geschrumpft. Das gilt für Rohöl und Diesel/Heizöl ebenso wie für den Benzinmarkt. Die geschätzte Gesamtnachfrage liegt allerdings nach wie vor nur auf dem Stand des Vorjahres.
Hier zusammenfassend die aktuellen Werte aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:
Rohöl: -3,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,9 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -2,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: -5,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,8 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,3 Mio. Barrel pro Tag (1,1 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,6 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. über Vorjahreswert)
Die Lage in Nahost geriet gestern fast aus dem Blick. Die Chancen für einen Waffenstillstand in Gaza sind gestiegen, aber diese Hoffnungen haben sich in den letzten Monaten schon mehrfach in Luft aufgelöst. Gleichzeitig eskaliert der militärische Konflikt mit der Hisbollah im Norden Israels. Dasselbe gilt für die militärische Auseinandersetzung mit den Huthis im Jemen.
Der Ölmarkt ignoriert jedoch im Moment die schwelenden Risiken. Eine „geopolitische Prämie“ ist in den Ölpreisen nicht mehr erkennbar, obwohl ein großer militärischer Konflikt im Nahen Osten jederzeit möglich erscheint.
Aktuell kostet Brent-Rohöl 81,19 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 77,05 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 748,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9229 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0829 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise verharren bereits seit einer Woche auf demselben Niveau. Auch am heutigen Morgen zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp über 96 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die Schwäche der internationalen Rohölmärkte macht sich im Heizölmarkt jedoch kaum noch bemerkbar. Die Margen sind bereits in den letzten Wochen stark gefallen und haben kaum noch Spielraum nach unten. Auch die nach wie vor sehr hohe Zahl von Bestellungen stabilisiert die Heizölpreise.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fiel allerdings auf die mittlere Stufe zurück. Gekauft wird also nur, wenn der Preis passt. Viele warten auf noch günstigere Einstiegspunkte. In der Tat erwarten etwa vier von fünf Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung weiter sinkende Heizölpreise.
Das könnte jedoch zu optimistisch sein. Allzu viel Spielraum nach unten scheinen die Ölpreise nicht mehr zu haben. Wer ordern will oder muss, kann jetzt die unerwartet günstigen Preise nutzen. Andererseits: Die Konjunktur steht auf wackligen Beinen. Spekulationsfreudige Heizölkäufer können abwarten und sollten das Geschehen zeitnah verfolgen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil