Internationaler Markt
Die Rohölpreise sanken gestern zunächst weiter Richtung 80 Dollar je Barrel. Doch dann lief der Trend aus. Die Daten zur schwachen chinesischen Ölnachfrage waren anscheinend eingepreist. Auch die vagen Hoffnungen auf einen Waffenstillstand im Gaza-Streifen waren nun eingeordnet.
Wer verkaufen wollte, hatte das bereits getan. Das galt auch für die Aktienmärkte, die sich nach dem Ausverkauf vom Mittwoch stabilisieren konnten. Die Algorithmen der Ölhändler zeigten nun einen Kurswechsel an. Die Lämpchen sprangen von rot auf grün.
Auch die Old-School-Trader erinnerten sich nun an den starken Lagerabbau in den USA und die zahlreichen Versorgungsrisiken. In Kanada fiel eine ganze Stadt den Waldbränden zum Opfer. Zehn Prozent der Ölsandproduktion sind in Reichweite der Flammen.
Die amerikanischen Rohölvorräte sind mittlerweile auf dem niedrigsten Stand seit Februar. Gleichzeitig wirkt die US-Konjunktur weiterhin stabil. Für das zweite Quartal wurde ein Wirtschaftswachstum von fast drei Prozent gemeldet. Trotzdem könnte schon im September die erste Zinssenkung kommen, zumindest nach den Erwartungen der meisten Händler.
Die gegenüber Mittwoch weitgehend unveränderte Lage wurde also einfach neu interpretiert und in einem anderen Licht gesehen. Die Preise für Brent-Rohöl konnten sich erholen und liegen heute Morgen wieder über 82 Dollar je Barrel.
Sehr viel höher wird es aber nach Meinung der meisten Analysten nicht gehen. Dafür wird allein schon das Ölkartell OPEC+ sorgen. Einerseits will man dort ab dem Spätherbst zusätzliche Ölmengen in den Markt geben, also die Förderkürzungen allmählich abbauen. Andererseits gelingt es nicht, die „Cheater“ zu zügeln.
Länder wie Russland, Irak oder Kasachstan halten sich notorisch nicht an die vereinbarten Produktionsquoten. Saudi-Arabien, der inoffizielle Kartellboss, wirkt hilflos und hat seine eigene Produktion schon im letzten Jahr stärker zurückgefahren, um die Preise zu stabilisieren.
Die Analystengemeinde geht vor diesem Hintergrund davon aus, dass die Ölpreise auch in den nächsten Monaten in einem engen Band bleiben. Mit einem Preisniveau von 80-85 Dollar je Barrel scheinen sich im Moment die meisten Akteure arrangieren zu können.
Das gilt bislang auch für den heutigen Handelstag. Aktuell kostet Brent-Rohöl 82,50 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 78,37 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 758,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9213 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0853 Dollar.
Nationaler Markt
Der deutsche Heizölmarkt ist weiterhin sehr lebendig. Die Zahl der Bestellungen liegt weit über dem Durchschnitt. Doch die Preise bewegen sich kaum. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt wie schon die gesamte Woche einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp über 96 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die internationalen Märkte haben im Moment nur einen begrenzten Einfluss auf den deutschen Markt. Das Auf und Ab der Rohölpreise wird weitgehend ignoriert. Die rege Bestelltätigkeit spricht für steigende Heizölpreise, aber die Händler sind froh, dass sie ihre übervollen Lager in den letzten Wochen abbauen konnten.
Auch bleiben die Verbraucher preissensibel. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht nur auf der mittleren Stufe. Der Preisoptimismus ist sogar noch stärker geworden. Fast neun von zehn Voten setzen in der täglichen Lesereinschätzung darauf, dass die Heizölpreise in den nächsten Tagen fallen werden.
Fazit: Im Moment kann man nicht viel falsch machen. Die Preise bewegen sich kaum und die Versorgungslage ist entspannt, wenn man von vorübergehenden Lieferproblemen einer Raffinerie in Bayern einmal absieht. Wer vor einem fast leeren Tank steht, kann sich entspannt nach einem attraktiven Angebot umschauen und muss lokalen Preisspitzen nicht hinterherlaufen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil