Internationaler Markt
Saudi-Arabiens Rohölexporte nach China werden im September voraussichtlich um drei Millionen Barrel sinken, wie mehrere Handelsquellen berichten. Der Rückgang ist eine Reaktion darauf, dass die staatliche Ölgesellschaft Saudi-Aramco kürzlich die Preise für asiatische Kunden erhöht hat. Obwohl die Preiserhöhung moderat ausfiel, hat sie einige chinesische Käufer abgeschreckt, zumal saudisches Öl teurer ist als andere Sorten aus dem Nahen Osten, die über den Spotmarkt gehandelt werden. Während der Raffineriegigant Sinopec seine Importe erhöht, plant der größte chinesische Ölkonzern PetroChina die Einfuhren im Vergleich zum August zu reduzieren. Mit dieser Haltung steht das Unternehmen in China nicht allein. Insgesamt soll der Import saudischen Öls im September rund sieben Prozent geringer ausfallen als im Vormonat. Die schleppende Nachfrage Chinas war in den letzten Monaten ein wesentlicher Grund für die sinkenden Ölpreise. Sorgen über einen möglichen Einbruch der chinesischen Nachfrage halten sich hartnäckig.
Diese Sorgen hatten gestern keinen Einfluss auf die Preisfindung. An den Ölbörsen wurde die erwartete Eskalation des Nahost-Kriegs gehandelt. Nachdem sich die erste Ankündigung eines iranischen Vergeltungsschlags gegen Israel durch US-Geheimdienste in der letzten Woche als Ente herausstellte, liegt nun eine weitere Warnung für diese Woche vor. Das Weiße Haus lässt verlauten, dass Israel und die USA diese Bedrohung als zunehmend wahrscheinlich ansehen und sich auf umfangreiche Angriffe vorbereiten. Diese Einschätzung ist der bisher deutlichste Hinweis darauf, dass der Iran oder seine Stellvertreter angriffsbereit sind. Man erwartet einen folgenreicheren Schlag als bei dem iranischen Angriff im April. Damals stellte sich die Frage, ob der Iran nicht verheerender zuschlagen konnte oder wollte. Eine Eskalation wurde jedenfalls vermieden. Diese Hoffnung schwindet derzeit. Da eine Eskalation unter anderem Auswirkungen auf die Ölversorgung aus der Region haben dürfte, beginnt man Unterbrechungen einzupreisen.
Der Preisanstieg fiel gestern mit drei bis vier Prozent beim Rohöl deutlich aus. Gasöl gewann knapp drei Prozent hinzu. Heute Morgen ist der Drang zu teurerem Öl erstmal gestoppt. Finanzjongleure sprechen wieder über Nachfragesorgen. Es ist gut möglich, dass sich die Notierungen auf Basis der konträren Einflüsse weiter hochschaukeln. Bei ausbleibender Eskalation im Nahen Osten dürften sie alsbald wieder herunterkommen. Bei eintretender Eskalation muss indes mit einem Preissprung auf ein höheres Niveau gerechnet werden.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 79,67 Dollar und das Barrel Brent zu 81,87 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 741,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9149 Euro. Damit kostet der Euro 1,0928 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise treibt es wieder aufwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie werden von den internationalen Vorgaben getrieben und reagieren vergleichsweise moderat. Die Trendkanäle weisen in den verschiedenen zeitrelevanten Darstellungen weiterhin solide abwärts. Sie vertragen noch etwas Preisanstieg, ohne in Gefahr zu geraten. Zur korrekten Einordnung gehört allerdings der dringende Hinweis, dass man weder übertriebene Erwartungen an den Preisrückgang stellen noch einen solchen als verlässlich annehmen sollte. Durch die kriegslüsterne Lage im Nahen Osten kann schnell ein Strich durch die schöne Rechnung gezogen werden.
Die boomende Heizölnachfrage im Binnenmarkt wurde aufgrund der jüngsten Preisentwicklung abgebremst. Die Hoffnung auf fallende Preise hat ebenfalls einen Dämpfer bekommen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer nicht zocken will, sollte Heizölbestellen.
Wie wir berichteten, wird es in nicht allzu ferner Zukunft klimaneutrale Heizöle geben, die die Anforderungen des aktuellen Heizungsgesetzes erfüllen. Als Kraftstoff ist ein solches Produkt seit Mai auf dem Markt unter dem Namen HVO100 erhältlich. Es handelt sich um einen Dieselkraftstoff, der zu 100 Prozent aus Abfallstoffen wie Altspeiseöl oder Fettresten bestehen darf. Klimatechnisch ist das Angebot besser als die aus dem öffentlichen Stromnetz gespeiste e-Mobilität. Gleichwohl würde kein vernünftiger Experte auf die Idee kommen, dass eine solche Lösung der Tod der e-Mobilität sei. Es ist lediglich ein Baustein in einer besseren Energiewelt. Diese benötigt Vielfalt, Technologieoffenheit und Marktsteuerung, um Innovationen hervorzubringen, mit denen eine zielführende Klimapolitik erst ermöglicht wird.
Einige Umweltverbände und e-Mobilitätsgläubige sehen die von ihnen ersehnte „All Electric Society“ durch HVO und e-Fuels, als deren Nachfolgeprodukte, nun erheblich gefährdet. Sie argumentieren in Studien, Recherchen und deren medialer Verbreitung heftig gegen den neuen Kraftstoff und dessen Akzeptanz bei politischen Vertretern. Dabei wenden sie zweifelhafte Methoden an. Der ADAC nahm das zum Anlass, sich selbst ein Bild über den Vorwurf zu verschaffen, HVO100 sei klimaschädlicher als fossiler Diesel. Er untersuchte den Schadstoffausstoß des Kraftstoffs an vier moderne Dieselfahrzeugtypen der Marken Mercedes, BMW, Skoda und VW. Das Resultat der Untersuchung war eindeutig. In den kritisierten Nebenkategorien Stickstoff- und Feinstaubausstoß schnitt HVO100 bei drei Fahrzeugen deutlich besser ab als fossiler Diesel und bei einem Fahrzeug etwas schlechter. Der Ausstoß aller Kraftstoffe liegt allerdings weit bis sehr weit unter den gesetzlich erlaubten Grenzwerten, so dass man konstatieren kann, Kraftstoffe und Fahrzeuge stellen grundsätzlich kein Problem mehr für die Umwelt in den Nebenkategorien dar.
In der Hauptkategorie CO2-Ausstoß und Kraftstoffverbrauch weisen die Kraftstoffe wenig Unterschied auf. Der entscheidende Punkt ist hier, das HVO weitgehend aus pflanzlich gewachsenem Abfall hergestellt ist und damit eine nahezu neutrale CO2-Bilanz hat. Beim Wuchs wird der Atmosphäre das CO2 entzogen, das bei der Verbrennung wieder entsteht. Dass dem Kraftstoff trotzdem nur 90 Prozent Klimaneutralität zugeschrieben wird, liegt in Wesentlichen an dem Raffinierungsaufwand.
Wir werden an dieser Stellen in loser Folge Informationen über HVO und andere Neuerungen präsentieren.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil