Internationaler Markt
Während ein großer Vergeltungsschlag Teherans in Israel erwartet wird, dessen Dimension direkten Einfluss auf die Ölversorgung haben könnte, nehmen Finanzjongleure Abstand von dem Thema, da es zeitlich nicht greifbar ist. Die Auffassung ignoriert die Zeitangaben der US-Geheimdienste. Da diese offenkundig falsch oder vage waren, handelt es sich um eine pragmatische Ignoranz. Sie lässt Raum für andere Einflüsse auf die Ölpreise.
Ganz vorn ist nun wieder die Zinspolitik der US-Notenbank. Getrieben durch die emotionale Verwirrung an den Aktienbörsen und neue Inflationsdaten sinnieren deren Vertreter vollkommen orakelfrei über eine Senkung von mindestens 25 Basispunkten im September. Der kleine Finger ist nun da, jetzt wollen Finanzjongleure die Hand. Sie träumen von 50 Basispunkten, die der Wirtschaft und der Ölnachfrage ordentlich Schub geben sollen.
Den hat die US-Ölnachfrage möglicherweise schon. Das legen die aktuellen Bestandsdaten des American Petroleum Institute (API) nahe. Das Ausmaß des darin protokollierten Abbaus der Rohöl- und Benzinbestände ist so groß, dass es sich nur mit einem veritablen Verbrauchszuwachs erklären lässt. Klarheit dazu sollte die heute Nachmittag anstehende Veröffentlichung der DOE-Daten bringen. Diese vom US-Energieministerium erhobenen Zahlen beinhalten auch Nachfragedaten.
Zinserwartungen und gesunkene Ölbestände geben dem Geschehen eine eindeutig bullische Note. Sie wird momentan aber nicht gespielt. Von vorrangigem Interesse ist stattdessen die Nachfrage Chinas, dem größten Ölimporteur und zweitgrößten Ölverbraucher der Welt. Diese gibt Anlass, eine sich ausprägende Schwäche zu vermuten. Grundlage dafür sind Zahlen aus den gerade veröffentlichten Monatsberichten der EIA (Statistikbehörde im US-Energieministerium), der OPEC (Organisation ölexportierender Länder) und der IEA (Internationale Energie Agentur). Die EIA senkte ihre Prognose für das Nachfragewachstum Chinas in diesem und dem kommenden Jahr. Die OPEC senkte ihre Schätzung für das globale Nachfragewachstum in diesem Jahr basierend auf den China-Daten und die IEA schließt sich der EIA bezüglich der chinesischen Ölnachfrage an. Die bärische Einschätzungen dominieren die Ölpreisbildung aktuell.
Momentan sieht die IEA den Markt allerdings unterversorgt. Sie bestätigt damit implizit die API-Daten. Für 2025 prognostiziert die OECD-Behörde indes ein Überangebot, das selbst dann eintritt, wenn die OPEC-Plus ihre Produktion ab Oktober nicht wie angekündigt erhöhen sollte. Auch in dieser Feststellung dominiert der bärsiche Ton.
An den Ölbörsen zeigte sich gestern ein geteiltes Bild. Während die Rohölnotierungen für die Sorte Brent rund zwei Prozent nachgaben, hielten die Gasölnotierungen das Niveau. Heute Morgen ziehen beide Notierungen im Gleichtakt seitwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 78,69 Dollar und das Barrel Brent zu 81,04 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 736,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9082 Euro. Damit kostet der Euro 1,1007 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legten im gestrigen Tagesverlauf zu. Heute bewegen sie sich kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die Preise folgen den internationalen Vorgaben mit etwas Zeitverzug. Man kann es auch Dämpfung nennen. Die Trendkanäle weisen in den verschiedenen zeitrelevanten Darstellungen weiterhin solide abwärts. Sie vertragen sogar noch etwas Preisanstieg, ohne in Gefahr zu geraten. Zur korrekten Einordnung gehört allerdings der dringende Hinweis, dass man weder übertriebene Erwartungen an den Preisrückgang stellen noch einen solchen als verlässlich annehmen sollte. Durch die kriegslüsterne Lage im Nahen Osten kann schnell ein Strich durch die schöne Rechnung gezogen werden.
Die boomende Heizölnachfrage im Binnenmarkt wurde aufgrund der jüngsten Preisentwicklung abgebremst. Die Hoffnung auf fallende Preise hat ebenfalls einen Dämpfer bekommen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem simplen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer nicht zocken will, sollte Heizöl bestellen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil