Internationaler Markt
Bis vor Kurzem befürchtete man am Ölmarkt, dass die OPEC-Plus die für Oktober geplante Produktionssteigerung aussetzen würde, da die Nachfrage aus China schwächelt und der Nahostkonflikt so gut wie keine Auswirkung auf das Ölangebot hat. Doch aufgrund von Produktionsausfällen in Libyen wird die Allianz voraussichtlich an der geplanten Erhöhung festhalten. Acht Mitgliedsländer der OPEC-Plus werden ihre freiwilligen Produktionskürzungen ab Oktober wahrscheinlich um 0,18 Mio. Barrel pro Tag zurücknehmen. Ein weiterer Grund für diese Maßnahme ist die erwartete Zinssenkung der US-Notenbank, die das Wirtschaftswachstum und damit die Ölnachfrage ankurbeln sollte.
Die Ankündigung sorgte vergangenen Freitag für einen deutlichen Preisrückgang an den Ölbörsen. Die Notierungen fielen auf den tiefsten Stand seit einer Woche und fixierten damit das dritte Wochenminus in Folge.
Bei Licht betrachtet ist der angekündigte Produktionsaufbau eher symbolischer als effektiver Natur. Die zugrundeliegende freiwillige Produktionskürzung liegt bei 2,2 Mio. Barrel pro Tag und der Ausfall des libyschen Ölangebots wird auf 0,75 Mio. Barrel pro Tag geschätzt. Angesichts dieser Zahlen bietet das angekündigte Zusatzangebot genug Interpretationsspielraum, um es für oder gegen eine richtunggebende Preisreaktion verargumentieren zu können. OPEC-Plus wird penibel darauf achten, unter keinen Umstände einen nennenswerten Preisabgang zu provozieren.
Die Haltung der Anbieter-Allianz ist aufgrund der unwägbaren Marktereignisse nachvollziehbar. Sie wissen nicht, was beispielsweise in Libyen als nächstes passiert. Aus dem Management der Arabian Gulf Oil Company (AGOCO), einer Tochtergesellschaft des staatlichen Ölkonzerns National Oil Corporation (NOC), soll die Anweisung ergangen sein, die Produktion auf den drei Ölfeldern Sarir, Messla und Nafura wieder aufzunehmen. Trotz dieser Anordnung bleibt die Unterbrechung der Ölexporte aber vorerst bestehen. Die Produktion war zuvor aufgrund eines Streits zwischen der international anerkannten Regierung in Tripolis und einer rivalisierenden Regierung in Bengasi über die Wahl des Zentralbankchefs gestoppt worden. Seitens der AGOCO wurden keine Gründe für die Wiederaufnahme der Produktion genannt. Es ist daher unklar, ob der Streit zwischen den Konfliktparteien beigelegt werden konnte.
Mehr Klarheit herrscht indes über die kurzfristige Entwicklung des US-Ölbedarfs. Dort endet in diesen Tagen die nachfrageintensive Fahrsaison. Der Markt könnte also mit einem gewissen Minderangebot umgehen. Unwägbar ist indes, ob die Hurrikansaison noch nennenswerte Störungen einspielen wird.
Die skizzierten Aspekte machen deutlich, dass der Ölmarkt generell eine erste Adresse für spekulativ eingestellte Zeitgeister ist. Wer in diesem Umfeld an die Aussagefähigkeit von Trends glaubt, dürfte sich nun eher auf der bärischen (fallende Notierungen) Seite positionieren.
An den Ölbörsen ist heute Früh noch nicht zu erkennen, wohin die Notierungen tendieren. Sie versuchen auf niedrigem Niveau etwas Anstieg. Das geschieht aber mit mäßigem Erfolg. Es braucht, wie so oft an einem Montag, die Teilnahme der Wall-Street-Boker, um Bewegung ins Spiel zu bringen. Das erfolgt am Nachmittag.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 73,42 Dollar und das Barrel Brent zu 76,75 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 691,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9027 Euro. Damit kostet der Euro 1,1075 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise dümpeln seit einigen Tagen seitwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Ganz eng folgen sie denn internationalen Vorgaben nicht mehr. Die starke Heizölnachfrage erlaubt dem Handeln nun eine kleine Margenaufbesserung einzupreisen. Die Trendkanäle weisen in den verschiedenen zeitrelevanten Darstellungen aber immer noch abwärts. Es deutet wenig darauf hin, dass sich das alsbald ändern sollte. Träume von günstigeren Preisen sind daher erlaubt. Zur korrekten Einordnung gehört allerdings der dringende Hinweis, dass man weder übertriebene Erwartungen an einen Preisrückgang stellen noch einen solchen als verlässlich annehmen sollte. Wie die Aktualität zeigt, ist es nicht nur die kriegslüsterne Lage im Nahen Osten der die schöne Rechnung kurzerhand zum Opfer fallen kann.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist lebhaft. Hoffnungen auf günstigere Heizölpreise flogen schon mal höher. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem deutlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Spekulativ eingestellte Kunden riskieren die Wette auf günstigere Preise und warten ab. Andere lösen die drückende Unsicherheit durch eine Bestellung zum aktuellen Tagespreis einfach auf.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil