Internationaler Markt
Der Ölmarkt bleibt nach dem Machtwechsel in Washington verunsichert und lotet die möglichen Auswirkungen der künftigen US-Politik aus. Gestern rutschte Brent-Rohöl zeitweise in Richtung 78 Dollar je Barrel, machte bis Handelsschluss jedoch einen Teil der Verluste wieder wett.
Vor allem die Ungewissheit beim Thema Strafzölle und die Sorge vor Handelskriegen, etwa mit China und der EU, treibt die Marktteilnehmer um. Nach Trumps Äußerung, er wolle Strafzölle unter anderem gegen Kanada bereits ab 1. Februar einführen, versuchen kanadische Produzenten aktuell noch möglichst viel Öl in die USA zu pumpen.
Gestern unterschrieb Donald Trump eine Energienotstandsverordnung. Das ermöglicht ihm, Klimaschutzgesetze und strenge Regularien bei der Schieferölproduktion auszuhebeln. Einen wirklichen nationalen Energienotstand gibt es indes nicht. Mit Hilfe der Verordnung will der neue US-Präsident vielmehr „günstige“ Rahmenbedingungen schaffen, um die US-Ölproduktion anzukurbeln und die Ölpreise zu senken. Sein Ziel: Öl fördern, was das Zeug hält und dieses weltweit verkaufen – im Zweifel auch unter Androhung von Strafzöllen.
Die Aussicht auf mehr Öl in einem für das laufende Jahr laut Prognosen überversorgten Markt schickte die Ölfutures gestern abwärts. In welchem Umfang die US-Ölindustrie Trumps Ruf folgt und wie stark die Auswirkungen auf das globale Angebot sein werden, bleibt allerdings abzuwarten. Das Gleiche gilt für die Frage, inwieweit sich die Länder der EU zwingen lassen, mehr Öl und Gas aus den USA zu importieren – hat man in der Vergangenheit doch allzu schlechte Erfahrungen mit Abhängigkeiten und Erpressbarkeit gemacht.
Indien, drittgrößter Ölverbraucher und -importeur weltweit, kann sich offensichtlich vorstellen, US-amerikanisches Öl abzunehmen. Der indische Ölminister betont ausdrücklich, engere Handelsbeziehungen seien erwünscht. US-amerikanisches Öl ist für ihn eine Alternative, nachdem die USA ihre strengen Sanktionen gegen Russland jüngst noch einmal verschärft hatte. Der erwartete Rückgang russischer Ölexporte bleibt ein preisstützender Faktor, hat in den letzten Tagen jedoch an Wirkkraft verloren.
Wohin die Reise unter dem Einfluss der Trump-Politik geht, wird sich erst Schritt für Schritt in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. Vorerst dürfte das am Ölmarkt immer wieder für Volatilität sorgen.
Die Notierungen an den Ölbörsen unternehmen zur Stunde einen Erholungsversuch. Das Barrel der US-Rohölsorte WTI (West Texas Intermediate) steht aktuell bei 76,20 Dollar. Brent kostet 79,65 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 738,50 Dollar gehandelt. Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9569 Euro. Damit ist der Euro für 1,0580 Dollar zu haben.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise sind stark gesunken und liegen nach ihrem jüngsten Hoch wieder deutlich unter 100 Euro. Auslöser ist der gestrige Preisrückgang am internationalen Ölmarkt.
Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen Durchschnittspreis von rund 99,20 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter). Damit ist Heizöl seit gestern um rund 2,70 Euro je 100 Liter günstiger geworden.
Die Entwicklung weckt neue Hoffnungen bei Verbrauchern, die auf weiter sinkende Preise spekulieren. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten 84 Prozent der befragten Heizölkunden künftig sinkende Preise. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt aktuell eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage.
Die Situation an den internationalen Märkten bleibt volatil. Kurzfristige Schwankungen können sich auch in den kommenden Tagen erheblich auf die Heizölpreise hierzulande auswirken.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Wer jetzt Heizöl braucht, kann mit einer Teilbestellung Planungssicherheit gewinnen. Für alle, die ausreichend Reserven im Tank haben, dürfte es sich lohnen, auf niedrigere Preise zu spekulieren. Dabei gilt es, die Preisentwicklung eng zu beobachten.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil