Internationaler Markt

Die Ölpreise gaben gestern deutlich nach. Brent-Rohöl verlor drei Prozent an Wert und sank von knapp 77 Dollar auf unter 75 Dollar je Barrel. Im Moment kostet es nur noch 74,7 Dollar.

Der politische Preis dafür ist allerdings hoch. Trump startete gestern direkte Verhandlungen mit Putin, ohne Beteiligung der Ukraine. Demnächst soll ein persönliches Treffen in Saudi-Arabien stattfinden. Viele Beobachter befürchten, dass sich Trump über den Tisch ziehen lässt und die Ukraine zu weitreichenden Gebietsabtretungen zwingt. Das würde auch die EU unter enormen Druck setzen und könnte das Staatenbündnis in den nächsten Jahren politisch lähmen.

Das ficht die Öltrader jedoch nicht an. Die Aussicht auf einen Waffenstillstand und damit möglicherweise auch ein Ende der US-Sanktionen gegen russische Ölexporte übte sofort Druck auf die Ölpreise aus.

Unerwartet hohe Inflationsdaten aus den USA verstärkten den Abwärtstrend. Damit sinken die Chancen auf rasche Zinssenkungen, die das Wirtschaftswachstum und damit auch den Ölverbrauch beschleunigen könnten.

Doch damit nicht genug: Am Nachmittag veröffentlichte das US-Energieministerium seinen üblichen Wochenbericht. Er zeigte wie schon in den Wochen davor steigende Rohölbestände. Da die Raffinerien ihre Produktion steigern, blieben nun erstmals auch die Produktbestände relativ stabil. Bei Heizöl/Diesel macht sich das allmähliche Ende der Kältewelle bemerkbar. Bei Benzin gab es zwar Abbauten, aber hier waren die Lager bereits sehr gut gefüllt.

Auch wurde deutlich, dass die Frostwochen die heimische Ölförderung kaum bremsen konnten. Da gleichzeitig die Endnachfrage moderat blieb, wirkt der US-Markt nach wie vor sehr gut versorgt. Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche und weitere Indikatoren zum amerikanischen Ölmarkt:

Rohöl: +4,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +9,0 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,6 Mio. Barrel (API)
Benzin: -3,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,5 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung (4-Wochen-Durchschnitt): 13,4 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahresniveau)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,3 Mio. Barrel pro Tag (0,6 Mio. über Vorjahresniveau)

Aktuell kostet Brent-Rohöl 74,75 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 70,93 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 710,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9596 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0416 Dollar.

Nationaler Markt

Der deutsche Heizölmarkt folgt den schwachen internationalen Vorgaben. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von 96,6 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das sind fast zwei Euro weniger als gestern zum Handelsstart.

Die Zahl der Bestellungen blieb in den letzten Tagen auf einem mittleren Niveau. Nach dem heutigen Preisrutsch könnte das Kaufinteresse jedoch steigen. Das gilt auch für die übrigen Marktsignale: Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht derzeit nur auf der mittleren, neutralen Stufe.

Die tägliche Lesereinschätzung zeigte bis gestern einen durchschnittlichen Preispessimismus. Knapp über ein Viertel der Stimmen erwartete steigende Heizölpreise.

Die Marktexperten von Argus sehen die Tankbestände in Deutschland derzeit auf dem niedrigsten Stand seit Juli. Das Kaufinteresse könnte also bald steigen. Aber trotz der anhaltenden Produktionsstörungen in zwei Großraffinerien (Karlsruhe, Vohburg-Neustadt) sind derzeit keine Versorgungsengpässe in Sicht.

Die aktuell niedrigen Ölpreise stellen auch vor diesem Hintergrund eine Kaufgelegenheit dar. Die Verhandlungen zwischen Trump und Putin sprechen vorderhand für weiter fallende Ölpreise, aber die politische Situation bleibt voller Risiken.

Nach wie vor gilt daher: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil