Internationaler Markt
Die Welt fällt in einen Corona-Schock. An den Börsen wird das Ausmaß seit einem Monat sichtbar. Der Ölpreis steht bereits seit Jahresbeginn unter hartem Abgabedruck. Dennoch erlitt er in der letzten Woche den zweitstärksten je gemessenen Absturz. Der Boden des Tals, in das er fällt, ist noch nicht sichtbar. Ursächlich ist eine Melange aus Angebotsüberschuss und Nachfragezerstörung.
Ein Teil des Preisdesasters geht auf das Konto der Ölproduzenten selbst. Saudi-Arabien und Russland, neben den USA die zwei größten Förderländer, konnten sich nicht auf eine Beschränkung ihres Ölangebots einigen. Saudi-Arabien brach entsprechende Verhandlungen schließlich entnervt ab und kündigte an, ab April hemmungslos Öl zu pumpen. Die Russisch-Roulette-Methode sollte den Kontrahenten verhandlungsfähig machen. Bisher hat sie ihn nur dazu gebracht, ebenfalls eine Produktionserhöhung anzukündigen.
Das Ausmaß der globalen Überproduktion wird mehr als zehn Prozent betragen, wenn in Kürze tatsächlich aus allen Rohren gepumpt wird. In dem Fall kann es durchaus zum schwersten Ölpeisabsturz aller Zeiten kommen.
Die USA sahen den Bemühungen um Preisstabilität bisher als Zaungast zu. Mittlerweile ist ihre Ölindustrie aber auch von der Preiserosion getroffen. Es droht eine schwere Pleitewelle. In dieser Lage suchte der Chef der Railroad Commission of Texas, das ist eine staatliche Regulierungsinstanz der Öl- und Gasindustrie, das Gespräch mit dem Generalsekretär der OPEC. Dem Vernehmen nach verstand man sich bestens. Ein greifbares Ergebnis kam allerdings nicht heraus. Das dürfte auch schwierig werden, denn Absprachen verbietet die US-Kartellbehörde. Immerhin, die USA werden eine Einladung zum nächsten OPEC-Meeting erhalten. Hilfsmaßnahmen für die US-Ölindustrie werden aber nicht in der Runde geschmiedet, sondern allenfalls im Weißen Haus.
Der Hausherr arbeitet daran. Das kann Russland nicht gefallen, denn dessen Taktik zielt auf die wirtschaftliche Zerstörung der US-Förderer. Es könnte also sein, dass aus Moskau in Kürze eine andere Gangart in Ölpreisfragen vermeldet wird. Mit Marktwirtschaft hat das alles wenig zu tun.
Derweil bekommen Raffinerien weltweit immer größere Probleme mit ihren Produktionskapazitäten. Sie sind für die aktuelle Lage vollkommen überdimensioniert. Ihre Produktenlager stehen kurz vor dem Überlaufen. Produktionsabschaltungen mussten bereits vorgenommen werden. Weitere werden folgen. Es gibt von allen Produkten zu viel, weil sie nicht mehr in den üblichen Mengen benötigt werden. Kein Wunder, denn Corona hat unter anderem 40 Prozent des europäischen Verkehrs zum Erliegen gebracht. Einzige Ausnahme von der Regel ist der deutsche Heizölmarkt. Dort boomt die Nachfrage wie nie zuvor.
Die allgemeine Ölnachfrage wird sich mit der Verschärfung der Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Seuche noch weiter reduzieren. Dadurch wird das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage für bisher nicht absehbare Zeit auf die Ölpreise drücken. Heute Morgen wird genau dieses Szenario zum x-ten Mal an den Ölbörsen gehandelt. Die Notierungen verlieren wieder deutlich an Wert.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 22,50 Dollar und das Barrel Brent zu 25,58 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 286,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9337 Euro. Damit kostet der Euro 1,0706 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise sinken wieder, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Von einer Kopplung an den Weltmarkt sind wir gleichwohl weit entfernt. Die Lage im Binnenmarkt lässt das nicht zu. Hier steht eine zu hohe Nachfrage einer zu geringen Transportkapazität gegenüber. Mit dem Fortschreiten der Corona-Epidemie schrumpft sie in diesen Tagen sogar. Zum besonderen Engpass werden die Tankwagenfahrer. Teilweise haben sie Angst zum Kunden zu fahren. Teilweise fallen die Ausländer unter ihnen aus, weil sie nach einem Familienbesuch nicht mehr nach Deutschland einreisen können.
Durch die Verknappung kam es vielerorts zu steigenden Heizölpreisen. Verbraucher reagieren teils irritiert, teils missmutig auf das Marktphänomen. Es tritt hauptsächlich in den starken Heizölregionen Baden-Württemberg und Bayern auf. Ein Blick auf die fallenden Benzinpreise zeigt die Einzigartigkeit des Phänomens beim Heizöl.
Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends sind Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In fast allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt. Einzig in der kurzfristigen Ansicht zeigt der Einfluss des knappen Angebots im Binnenmarkt einen wechselbereiten Trend.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Die günstigen Heizölpreise sind eindeutig Kaufpreise. Aber der Preisverfall ist wahrscheinlich noch nicht zu Ende. Wenn Sie gerne spekulieren, ist das jetzt Ihre Gelegenheit.
Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil