Internationaler Markt
Gestern konnten sich die internationalen Rohölpreise zunächst etwas erholen. Zentralbanken und Regierungen fluteten den Markt mit Liquidität und Stützprogrammen. Die Aktienkurse legten um fast zehn Prozent zu. Das zog auch die Ölpreise mit nach oben. Doch gegen Abend setzte sich wieder eine realistische Einschätzung durch. Brent-Rohöl ging mit einem mageren Plus aus dem Handel.
Kein Wunder, denn das Überangebot an Öl wird im Moment auf sagenhafte 12 Mio. Barrel pro Tag geschätzt. Das überschüssige Öl könnte rechnerisch alle vier Stunden einen Supertanker füllen. In Westkanada muss schon jetzt die Ölproduktion gedrosselt werden, da es keine Lagermöglichkeiten mehr gibt.
Doch der Preiskrieg geht munter weiter: Die Saudis wollen nach wie vor mit Dumping-Preisen russisches Öl aus dem europäischen und ostasiatischen Markt verdrängen. Nigeria senkte jetzt ebenfalls seine Preise unter den Brent-Börsenpreis, um den Absatz zu sichern. Auch dort sind die Tanks voll.
Immer mehr Ölproduzenten müssen ihre Barrels zu Preisen anbieten, die nicht mehr die Vollkosten und zum Teil nicht einmal mehr die reinen Förderkosten decken. Da läge es eigentlich nah, die Förderung einzustellen, aber auch das ist erst einmal mit hohen Kosten verbunden. Bei vielen alten Ölfeldern bedeutet das sogar das endgültige Aus, wenn der mühsam stabilisierte Ölfluss Richtung Oberfläche unterbrochen wird. Diese Felder können dann nicht mehr neu gestartet werden.
Schwache Nachfrage und hohes Angebot. In dieser ausweglosen Situation greifen die Trader nach jedem Strohhalm. In den USA werden immer mehr Stimmen laut, die ein breites Ölkartell mit Russland, der OPEC und den eigenen Schieferölproduzenten schmieden wollen. Die Texas Railroad Commission, ein eigentlich überflüssiges Relikt aus der Zeit vor 1970, könnte den Firmen im Südwesten der USA jederzeit Förderkürzungen verordnen. Die Flagge der „Free Markets“ wollen die Amerikaner dafür vorübergehend einholen.
Der zweite vage Hoffnungsschimmer für die Ölindustrie kommt direkt aus dem Weißen Haus. In einer zynisch wirkenden Volte strebt Präsident Trump an, schon zu Ostern das öffentliche Leben, die Wirtschaftsabläufe und damit auch die Ölnachfrage wieder zu normalisieren. Offenbar will er nicht mitten in einer schweren Rezession in den Wahlkampf ziehen. Virologen und viele Bundesstaaten sind entsetzt, denn das gäbe dem Coronavirus freie Bahn. Schon jetzt führen die USA die Länderliste der täglichen Neuinfektionen an.
Nur eine Randnotiz waren gestern Abend die Schätzungen zu den Lagerbeständen in den USA. Der Branchenverband API meldete einen Abbau bei Rohöl und den Hauptprodukten von insgesamt knapp 5 Mio. Barrel. Heute folgt der offizielle Lagerbericht aus dem Energieministerium.
Am frühen Morgen öffnen die europäische Ölmärkte wenig verändert. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht im Moment bei 24,81 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 27,71 US-Dollar je Barrel. Gasöl notiert bei 309,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9240 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0817 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen auch heute zu, wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Der durchschnittliche Preis liegt im Moment bei knapp 57 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die extrem niedrigen Einkaufspreise für Rohöl kommen noch immer nicht im deutschen Heizölmarkt an. Die regionalen Preisunterschiede werden eher noch größer. Sie reichen je nach Region von knapp 50 Euro in Westdeutschland bis weit über 60 Euro in Süddeutschland und zum Teil auch in Ostdeutschland.
Einerseits werden hier entlang der Versorgungskette von Rotterdam bis zum Endkunden die Margen kräftig erhöht. Andererseits hat die Branche mit wachsenden logistischen Problemen zu kämpfen. Schon das Angebot an Binnenschiffern und an Fahrern für die Tanklaster ist derzeit knapp. Mehr Corona-Fälle und Preiskapriolen erschweren das Geschäft zusehends. Immer wieder ist der Rotterdamer Großhandelspreis für den eigentlich höherwertigen Diesel niedriger als für Gasoil/Heizöl. Die Wirtschaftskrise dämpft den Dieselverbrauch, aber da immer mehr Menschen auch tagsüber zu Hause bleiben, steigt die Heizölnachfrage. Zudem werden in Krisenzeiten die Bestellungen vorgezogen, was die Nachfrage noch zusätzlich erhöht.
Der deutsche Heizölmarkt bleibt daher ungewöhnlich lebendig. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen vergleicht, steht auf der zweithöchsten Stufe. Auch der Preisoptimismus ist ungebrochen, wenn auch nicht mehr ganz so stark wie in den letzten Tagen. Derzeit erwarten 77% der Kundschaft fallende Heizölpreise, so die tagesaktuelle Umfrage.
Die Preischarts sind nicht eindeutig. In der kurzen Frist bewegen sich die Heizölpreise eher seitwärts ohne klaren Trend. Nur in der mittleren und langen Frist zeigen die Preiskorridore weiter nach unten.
Was tun? Im langjährigen Vergleich ist Heizöl billig. Aber die deutschen Heizölpreise wirken in vielen Regionen überhöht. Wer noch ausreichend Reserven im Tank hat, sollte eine Normalisierung der Margen abzuwarten. Die internationalen Rohölpreise werden wohl noch lange auf einem niedrigen Niveau bleiben.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Übrigens: Es gibt immer wieder Missverständnisse darüber, was das Klimapaket der Bundesregierung für Ölheizungen bedeutet. Die Folgen sind weniger einschneidend als oft dargestellt: Bestehende Ölheizungen können ohne Einschränkungen weiterlaufen. Ab dem Jahr 2026 sollen lediglich neue Ölheizungen (auch Ersatzgeräte) regenerativ ergänzt werden, also etwa mit Solarwärme für Brauchwasser. Aber auch hier gibt es viele Ausnahmen, wenn z.B. kein Gas- oder Fernwärmeanschluss vorhanden ist oder wenn die Kosten unverhältnismäßig hoch wären.
Quelle: esyoil