Internationaler Markt
Die Rohölpreise sanken gestern weiter. Der spekulative Optimismus, der in den letzten beiden Wochen aufgeflackert war, ist verflogen. Wie erwartet konnten die neuen Kürzungsbeschlüsse des OPEC+ Kartells die Stimmung nicht drehen. „Zu wenig und zu spät“ lautet das Urteil. Immer mehr Beobachter halten Ölpreise von Null Euro für unvermeidlich, wenn die Anbieter nicht schneller reagieren.
Selbst wenn eine perfekte Umsetzung der Kürzungen von 10 Mio. Barrel pro Tag gelänge, könnte sie das Volllaufen der Lager nicht stoppen. Das bestätigte die Internationale Energieagentur IEA in ihrem gestrigen Monatsbericht. Im laufenden Monat liegt die weltweite Ölnachfrage etwa 29 Mio. Barrel pro Tag, also knapp 30 Prozent, unter dem Normalwert. Man muss bis 1995 zurückgehen, um einen ähnlich schwachen Monat zu finden.
In diesem „Hase und Igel“-Wettlauf können die Produzenten nur verlieren. Riad und Moskau müssten ihre Förderung auf Null reduzieren, um den Markt zu beeindrucken. Viel zu langsam reagiert auch der amerikanische Ölmarkt. Dort liegen die Fördermengen noch immer leicht über dem Vorjahr.
Dabei zeigen die Börsenpreise nur die halbe Wahrheit. Dort sind auch die großen US-Fonds aktiv. Wenn Investorengelder zufließen, müssen Ölkontrakte gekauft werden, völlig unabhängig von der Marktlage. Der Börsenpreis hat sich deshalb vom tatsächlichen Preis für Tankerladungen stark entfernt. Der liegt je nach Region noch einmal 5-10 Dollar unter dem aktuellen Börsenpreis von 27 Dollar für Brent-Rohöl und 19 Dollar für amerikanisches WTI-Rohöl.
Die Produzenten erhalten noch einmal deutlich weniger, wenn hohe Transportkosten anfallen oder wenn die Lagerkapazitäten knapp werden. Das lässt sich bereits vor den europäischen Ölhäfen beobachten. Dutzende von Tankern, beladen mit Benzin und Kerosin, müssen vor der Küste vor Anker gehen, da es keine freien Lagerkapazitäten mehr gibt.
Auch kanadische und amerikanische Ölfirmen stehen vor diesem Problem. Gestern meldete das US-Energieministerium erneut einen enormen Aufbau der Lagermengen. Die Rohölbestände legten in der letzten Woche um enorme 19 Mio. Barrel zu. Um weitere 11 Mio. Barrel wuchsen die Bestände bei den Hauptprodukten. Die Raffinerien können ihre Anlagen gar nicht schnell genug herunterfahren, um mit der immer schwächeren Ölnachfrage Schritt zuhalten.
Hier die Bestandsveränderungen in der Übersicht:
Rohöl: +13,1 Mio. Barrel (API) bzw. +19,2 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: +5,6 Mio. Barrel (API) bzw. +6,3 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: +2,2 Mio. Barrel (API) bzw. +4,9 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion (Vorabschätzung): 12,3 Mio. Barrel pro Tag (2% mehr als vor einem Jahr)
Heute geht es erst einmal vorsichtig weiter. Die Händler warten auf den Monatsbericht der OPEC und auf erste Hinweise aus den USA, wann das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben wieder anlaufen wird.
Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht im Moment bei 19,89 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 27,67 US-Dollar je Barrel Gasöl notiert bei 266,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9175 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0898 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise sinken am heutigen Morgen nur leicht, wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie liegen im Durchschnitt bei 51-52 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die Bestellungen sind auf einem extrem hohen Niveau. Der Kunden nutzen das niedrigere Preisniveau und decken sich mit Heizöl ein. Der Handel wirkt in vielen Regionen bereits wieder überlastet.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen vergleicht, steht erneut auf der höchsten Stufe. Dazu passt der enorm hohe Preisoptimismus: Neun von zehn Kunden (89%) setzten auf weiter fallende Preise. Für die Preischarts gilt dasselbe: Ob nun in der kurzfristigen oder langfristigen Perspektive – alle Preiskorridore zeigen nach unten.
Was tun? Die Heizölpreise sind zweifellos attraktiv. Sie liegen in der Nähe des Jahrestiefs. Man muss bis 2017 zurückgehen, um ähnliche Notierungen zu finden. Allerdings sind die Margen des Handels in vielen Regionen Deutschlands extrem hoch. Sobald die Nachfrage nachlässt, könnten die Heizölpreise daher noch weiter nachgeben.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Übrigens: Es gibt immer wieder Missverständnisse darüber, was das Klimapaket der Bundesregierung für Ölheizungen bedeutet. Die Folgen sind weniger einschneidend als oft dargestellt: Bestehende Ölheizungen können ohne Einschränkungen weiterlaufen. Ab dem Jahr 2026 sollen lediglich neue Ölheizungen (auch Ersatzgeräte) regenerativ ergänzt werden, also etwa mit Solarwärme für Brauchwasser. Aber auch hier gibt es viele Ausnahmen, wenn z.B. kein Gas- oder Fernwärmeanschluss vorhanden ist oder wenn die Kosten unverhältnismäßig hoch wären.
Quelle: esyoil