Internationaler Markt
Starke Preisbewegungen und neue Preisspitzen hatte der Ölmarkt in diesen Tagen nicht zu bieten. Nach dem ersten Wiederbelebungsschub des an Covid-19 zusammengebrochenen Markts fehlt Händlern und Finanzjongleuren nun eine klare Phantasie zur weiteren Entwicklung. Ein vorgezogener Unabhängigkeits-Feiertag an der Wall-Street passte vergangenen Freitag gut zur Lage. Motto der Öl-Broker, es gibt sowieso nichts zu traden und viele Nachrichten sind Randerscheinungen.
Das gilt beispielsweise für die nach wie vor blockierten Förder- und Exportmöglichkeiten Libyens. Der aufgelöste Staat verfügt über die größten Ölreserven Afrikas. Bürger- und Stellvertreterkrieg lassen dort aber keinen wirtschaftlichen Nutzen des Potenzials zu. Im Gegenteil, die Ausfuhr von Öl schrumpft weiter.
Einst lieferte Libyen wesentliche Mengen zur Deckung der deutschen Nachfrage. Das Land war der größte nicht europäische Rohölproduzent in unserer Importstatistik. Im ersten Jahresdrittel 2019 betrug der Anteil nur noch 8,1 Prozent. Im gleichen Zeitraum dieses Jahres ist er noch einmal um fast 60 Prozent eingebrochen.
Unangefochtener Spitzenreiter der deutschen Rohölversorgung ist Russland mit einem Anteil von 37,8 Prozent, 3,8 Prozent mehr als zwischen Januar und April 2019. Es folgen Großbritannien mit 13,3 Prozent, USA mit 9,2 Prozent, Kasachstan mit 8,9 Prozent, Norwegen mit 8,8 Prozent, Nigeria mit 7,9 Prozent, Libyen mit 3,3 Prozent, Saudi-Arabien mit 2,7 Prozent und viele andere mit insgesamt 8,2 Prozent. Das größte Wachstum gegenüber dem Vorjahreszeitraum zeigen die Importe aus Saudi-Arabien mit +154 Prozent, USA mit +60 Prozent und Nigeria mit +56 Prozent. Geschrumpft sind neben dem Import aus Libyen die Mengen der vielen kleinen Lieferanten um insgesamt 48 Prozent und aus Norwegen um 29 Prozent.
Die USA sind recht neu in der Statistik. In den Zahlen spiegelt sich ihr Aufstieg als global agierender Lieferant wider. Durch diese Stellung wurde es möglich, dass europäische (Brent) und amerikanische (WTI) Rohölpreise deutlich näher zusammenrücken, als das früher der Fall war.
Für die allgemeine Preisbildung am Ölmarkt sind die relativen Verhältnisse der Produzenten zueinander wenig relevant. An den Ölbörsen ist man derzeit auf die Nachfrageentwicklung und auf die Produktionskürzungen der OPEC-Allianz konzentriert. Die Nachfrage wird in direktem Zusammenhang mit der Pandemieentwicklung gesehen. Die Kürzungen hängen von der Disziplin der Allianz ab. Sie ist trotz der Dispute innerhalb der Gruppe erstaunlich hoch.
Die Notierungen an den Ölbörsen werden heute Morgen aufwärts getrieben. Sie erreichen zur Stunde die letzte, eine Woche zurückliegende Preisspitze. Da testen Finanzjongleure offensichtlich, wie weit sich die Preise treiben lassen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 41,00 Dollar und das Barrel Brent zu 43,60 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 372,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8845 Euro. Damit kostet der Euro 1,1289 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen innerhalb ihrer Trendkanäle ein wenig an, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Vermutlich werden die Trends nun immer flacher ausfallen. Im kurzen Zeitbereich hat die Änderung bereits gegriffen. Sie wird sich Stück für Stück auf die längeren Zeitbereiche ausdehnen. Die Hypothese ist keine negative Aussage für Verbraucher, denn die Heizölpreise bleiben in dem Fall auf sehr niedrigem Niveau.
Im Binnenmarkt werden noch alte Aufträge ausgefahren. Neue Aufträge kommen mittlerweile gemächlich hinzu. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl wird von Kunden derweil sehr hoch gehalten. Das Interesse an Heizöl ist allgemein deutlich gesunken. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends geben sich noch als Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt, kurzfristig allerdings mit deutlich reduziertem Gefälle.
Das Tiefpreis-System zeigt im Westen und in südlichen Regionen Deutschlands Kaufsignale.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Greifen Sie zu, die Heizölpreise sind klare Kaufpreise.
Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil