Internationaler Markt
Für Finanzjongleure ist Corona längst Geschichte. Ihre Welt ist bullisch. Der Investmentbanker Goldman Sachs legt bei Preisprognosen auf Öl noch einmal nach. Ende Juli sei die Vor-Corona-Nachfrage wiederhergestellt. Die Angebotsseite werde das Tempo nicht mitgehen können. Deshalb werde Rohöl der Sorte Brent schon in drei Monaten auf 75 Dollar pro Barrel gestiegen sein. Nüchterne Szenario-Beschreibung oder Kommunikation im Eigennutz, bei der Institution fällt eine Beurteilung schwer.
Über das Ölangebot wird in der OPEC-Allianz wieder gestritten. Anfang März muss sie den neuen Kompromiss bekanntgeben. Es ist wie immer. Saudi-Arabien will das Produktionsniveau halten, um den Ölpreis zu erhöhen. Russland will mehr Öl auf den Markt bringen, um keine Marktanteile preiszugeben und ein Wiedererstarken der US-Ölschieferindustrie zu unterbinden. Im aktuellen Erfolgskonzept der Gruppe ist Saudi-Arabien mit einer Produktionsminderung von einer Million Barrel Öl in Vorleistung gegangen. Die muss zurückgeführt werden. Es gibt derzeit keine Idee über das Wie. Die Sache mit einem Federstrich zu erledigen, würde den Ölpreis einbrechen lassen, so die Vermutung.
Die Preisprognose von Goldman Sachs basiert darauf, dass das US-Ölangebot nur sehr langsam wieder aufgebaut wird. Die Gegenwart scheint das zu bestätigen. Die Realität kann sich allerdings sehr schnell ändern. Sie muss es bezüglich der US-Ölindustrie aber gar nicht, denn mehr Öl könnte auch aus dem Iran fließen. Diese Möglichkeit ist mit dem Politikwechsel im Weißen Haus erheblich gewachsen. Und Teheran dürfte bereit sein, sofort zu liefern.
Die Nachfrageschätzung der Goldmänner ist ambitioniert. Derzeit sind die Öllager in den USA immer noch deutlich voller als im Vorjahr. Das Gleiche gilt für die Lager der OECD. Es bedarf einer rasanten wirtschaftlichen Erholung in den kommenden Monaten, um den Überschuss abzubauen. Ein Teil der zuletzt gesunkenen US-Bestände gehen auf das Konto des extrem kalten Winterwetters. Das ist mittlerweile beendet. In ein bis zwei Wochen wird man wissen, wie groß der Reparaturbedarf an den Ölanlagen ist. Dann lässt sich ein qualifizierteres Bild der Angebotsseite zeichnen.
Nachdem die Ölnotierungen in der zweiten Hälfte der Vorwoche nachgaben, legten sie heute Morgen wieder deutlich zu. Das war allerdings nur eine Momentaufnahme. Zur Stunde kommen sie zurück. Gasöl-Papiere notieren bereits auf dem mittleren Preisniveau von Freitag.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 59,71 Dollar und das Barrel Brent zu 63,47 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 520,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8247 Euro. Damit kostet der Euro 1,2123 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen wieder ein wenig, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Der Aufwärtstrend ist intakt. Es liegt daher nahe, weiterhin höhere Heizölpreise zu erwarten. Dafür sorgt eine durch und durch bullisch eingestellte Finanzszene. Die fundamentale Marktlage ist längst nicht so eindeutig.
Im Binnenmarkt für Heizöl geht es extrem ruhig zu. Das Frühlingswetter lässt jeden Bedarf an dem Brennstoff vergessen. Dass Heizöl nicht vollkommen ins Abseits geraten ist, zeigt die kräftig gestiegene Einschätzung der Kunden für tiefere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf niedrigem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem soliden Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreise strahlen alles andere als preisliche Zuversicht aus. Derartige Freundlichkeit finden wir nur noch in den langfristigen Trends. Diese halten weiter die Abwärtsrichtung.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Bestellen Sie, wenn Ihr Tank Öl aufnehmen kann.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil