Internationaler Markt
Stellen Sie sich vor, Sie kaufen Öl und bekommen dafür Geld. Absurd? Keineswegs. Vor einem Jahr war das in den USA Realität. Der Ölpreis für Rohöl der Sorte WTI (West Texas Intermediate) war negativ. Ursächlich waren die Marktverwerfung aufgrund der sich ausbreitenden Corona-Pandemie und eine von Saudi-Arabien ausgelöste Ölschwemme. Die ungewöhnliche Lage hielt nicht lange an. Nach zwei Tagen war der Spuk an den Börsen beendet. Die Preise schwankten in den folgenden Tagen zwischen zehn und zwanzig Dollar pro Barrel, im Plus versteht sich.
Danach drosselte Saudi-Arabien die Ölproduktion und übernahm die Führung der OPEC-Allianz zusammen mit Russland. Die Gruppe raufte sich zusammen und betrieb eine bis heute sehr erfolgreiche Ölpreispolitik. Bereits im Mai kletterten die Ölpreise wieder über die Schwelle von 30 Dollar pro Barrel. Im Juni knackten sie die 40-Dollar-Marke. Auf dem Niveau dümpelten sie dahin, bis die ersten Meldungen über die absehbare Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen Covid-19 herauskamen. Im November wurde die Pandemie an den Börsen für beendet erklärt. Aktienkurse und Ölnotierungen kannten danach nur noch eine Richtung, aufwärts. An den Aktienbörsen läuft die Rallye unbeirrt weiter. Die Ölnotierungen halten seit März inne. Im Gegensatz zu Unternehmensbeteiligungen fehlt Finanzjongleuren beim Öl die Phantasie für die Auferstehung aus der Asche.
Dieser Umstand wird sich allenfalls bei einer veritablen Verknappung des Ölangebots ändern. Die mag temporär eintreten. Von Dauer wird sie nicht sein, denn es steht grundsätzlich mehr Erdöl zur Verfügung als die Atmosphäre durch seine Verbrennung ertragen kann, zumindest wenn diese Atmosphäre als wesentlicher Teil unseres Habitats verstanden wird. Die ölexportierenden Länder werden alles daran setzen, ihr Öl vor seiner endgültigen Ächtung zu Markte zu tragen.
Das Gleiche gilt übrigens für Erdgas. Es genießt zwar den Nimbus, weniger klimaschädlich zu verbrennen als Erdöl. Das ist aber nur soweit korrekt, wie es den CO2-Ausstoß betrifft. Schließt man das unvermeidlich flüchtige Methan ein, ist der durch Erdgas verursachte Klimaschaden größer als durch Erdöl. In ihrem Jahresbericht 2020 geht die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) explizit auf das Methanproblem ein. Die Methanisierung der Atmosphäre wächst fast doppelt so schnell wie die Anreicherung durch CO2. Methan ist in den ersten 20 Jahren nach seiner Emission 80mal gefährlicher für unser Klima als die gleiche Menge CO2.
Mittlerweile wird intensiv daran gearbeitet, flüssige und gasförmige synthetische Kraft- und Brennstoffe auf Basis von Solar- und Windenergie herzustellen. Diese CO2-neutralen eFuels sollen Erdöl und Erdgas in einer nicht mehr fernen Zukunft ablösen. Das Methanproblem der Gasversorgung ist damit allerdings noch nicht behoben.
Für eine nachhaltige Art zu leben und zu wirtschaften werden eFules aller Voraussicht nach ein wichtiger Baustein sein. Für die Ölpreisbildung spielen sie heute indes noch keine Rolle. Die erfolgt weiterhin unter Nichtbeachtung der Klimaveränderung an den Ölbörsen der Welt auf Basis von Angebot und Nachfrage. Ein Mehr von Nachfrage und Angebot wird dabei immer noch als die beste aller Entwicklungen für die Menschen verstanden.
Heute Morgen steigen die Ölpreise. Als Impulsgeber werden die Zurückhaltung der OPEC-Allianz hinsichtlich einer weiteren Lockerung der Förderbeschränkungen und ein partieller Ausfall libyscher Öllieferungen angesehen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 64,04 Dollar und das Barrel Brent zu 67,87 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 535,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8280 Euro. Damit kostet der Euro 1,2076 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise weisen eine homöopathische Teuerung auf, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie steigen deutlich geringer als die Weltmarktpreise. Grund ist der kräftige Preisrückgang beim Dollar. Er gleicht einen nennenswerten Teil der Ölteuerung aus.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist recht ruhig. Heizölbestellungen kommen gleichwohl stetig herein. Bremsend wirkt die seit gestern steigende Hoffnung auf günstigere Heizölpreise. Die wird vermutlich enttäuscht werden. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung sind freundlicher als in den letzten Monaten. Der Aufwärtstrend ist nur noch in der 12-Monats-Ansicht stark ausgeprägt. Als sichere Bank auf fallende Preise sollte die Chart-Technik aber in keinem Fall verstanden werden.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie dringend Heizöl benötigen, sollten Sie bestellen, bevor der Brennstoff noch teurer wird.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil