Internationaler Markt
Nur noch 5 Cent fehlten gestern bis zur 70-Dollar-Marke. Der Handelstag war bereits mit Aufschlägen gestartet, da die vorläufigen Wochendaten aus den USA (API) einen überaus starken Abbau der Lagerbestände erwarten ließen. Auch deuteten die Lockerungen bei den Reisebeschränkungen auf beiden Seiten des Atlantiks auf eine rasch steigende Ölnachfrage.
Der mit Spannung erwartete Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) am Nachmittag fiel dann jedoch weniger eindeutig aus, als es viele Händler und Spekulanten erhofft hatten. Zwar fielen die Bestände bei Rohöl und Diesel/Heizöl, aber die Benzinvorräte legten wider Erwarten leicht zu. Das war jedoch ein empfindlicher Punkt für viele Ölpreiswetten, die darauf setzten, dass steigende Benzinpreise den Preis für Rohöl mit nach oben ziehen.
Andere Aspekte des Berichts sorgten eher für Verwirrung. Die Rohölexporte waren unerklärlich hoch und unter dem Strich blieb in der Statistik ein mysteriöser Restposten (“Adjustment Factor”) von 1,7 Mio. Barrel pro Tag übrig, also etwa 12 Mio. Barrel für die Berichtswoche. Der Ursprung dieser enormen Lücke konnte nicht ermittelt werden konnte. Seit dem Start der Statistik vor 20 Jahren war sie noch nie so groß gewesen.
Insofern blieb der Wochenbericht ohne klare Aussage. Beobachter vermuten Fehler bei der Exportstatistik. Allerdings könnte zusätzliches Öl nach Indien verschifft worden sein, da Delhi über die Preispolitik der Saudis verärgert ist. Oder die Ölproduktion in den USA ist bereits weitaus höher als die Behörden vermuten. Die Ölfördermengen in den USA scheinen sich nach DOE-Schätzungen seit Monaten kaum zu bewegen. Sie stehen demnach aktuell 1 Mio. Barrel pro Tag unter dem Vorjahr.
Erst in den kommenden Wochen wird das Rätsel gelöst werden können. Hier die Zahlen des DOE (Energieministerium) und des API (US-Branchenverband) im Überblick:
Rohöl: -7,7 Mio. Barrel (API) bzw. -8,0 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -3,5 Mio. Barrel (API) bzw.-2,9 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -5,3 Mio. Barrel (API) bzw. +0,7 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 10,9 Mio. Barrel pro Tag (1,0 Mio. unter Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,8 Mio. Barrel pro Tag (5,0 Mio. über Vorjahreswert).
Die neuen Zahlen stoppten den gestrigen Aufwärtstrend der Ölpreise. Die Händler nahmen Gewinne mit, da die Hürde bei 70 Dollar erneut nicht überwunden werden konnte. Am Ende des Tages stand Öl zwar über einen Dollar vom Tageshoch entfernt, aber beendete den Handel dennoch mit einem deutlichen Plus.
Heute Morgen geht Brent-Rohöl mit leichten Aufschlägen in den Handelstag. Ölpreis-Pessimisten warnen vor den Folgen der Pandemiekrise in Indien; Optimisten verweisen auf die Impferfolge in Europa und den USA.
Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 65,63 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 69,05 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 555,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8315 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,2016 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen am heutigen Morgen auf ein neues Jahreshoch von 64,6 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter), wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Mit ein paar Tagen Verspätung kommen die höheren internationalen Rohölpreise jetzt auch im deutschen Heizölmarkt an.
Die Zahl der Bestellungen ist schon seit mehreren Tagen überdurchschnittlich hoch. Überraschend steht das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, jedoch nur auf der mittleren Stufe. Einige Verbraucher scheinen angesichts des hohen Preisniveaus und der jetzt wieder milderen Temperaturen zu zögern.
Die Zahl der Preisoptimisten ist allerdings stark geschrumpft. In der täglichen Lesereinschätzung rechnen nur noch 54 Prozent der Voten mit fallenden Heizölpreisen. Das ist ein stark unterdurchschnittlicher Wert.
Die Preischarts unterstützen diese Sicht. Die Heizölpreise sind aus den kurzfristigen Preiskorridoren nach oben ausgebrochen. In der mittleren Frist wurde der steil steigende Preiskorridor seit dem letzten Herbst bestätigt. Nur in der langen, mehrjährigen Perspektive fallen die Heizölpreise. Aber auch hier wirkt das Chartbild nicht mehr überzeugend.
Was tun? Die steigenden Rohölpreise ziehen Heizöl mit nach oben. Die Preisrisiken bleiben hoch, da sich die globale Ölnachfrage rasch erholt. Wer demnächst ordern muss, sollte nicht zu lange zögern.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Klarstellung: Es gibt immer wieder Missverständnisse über die Zukunft der Ölheizung. Daher der Hinweis, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten wurde, auch nicht ab 2026. Ab diesem Stichjahr müssen neue Ölheizungen mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Quelle: esyoil